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Spielen - Mama und Papa sind das schönste Spielzeug

Die kleine Anna liegt auf ihrer Krabbeldecke. Annas Vater hält der Kleinen einen roten Ball vor die Nase. Bewegt er den Ball nach links, schaut Anna nach links, bewegt er ihn nach rechts, schaut sie ebenfalls nach rechts. Toll, Prüfung bestanden. Das Spiel hat, wie vorgeschrieben in der Entwicklungsskala für diese Lebensphase, geklappt.

In diesem Artikel:

Spielerisch lernen

Szenenwechsel: Anna liegt auf dem Wickeltisch. Die Mutter spricht ihr sämtliche Vokale laut vor. Dabei gibt sie sich große Mühe und wiederholt immer pflichtbewusst: „A, E, I, O, U“. Das Ganze hat dabei nichts Spielerisches, gleicht vielmehr einer Lektion zur Spracherziehung.

Was in diesen Beispielen von Annas Eltern als sinnvolle Anregung verstanden wird, lässt jegliche Spontaneität und Unbefangenheit vermissen. Liebevolle Zuwendung und Spiel werden zum Leistungstraining. Spielen Eltern mit ihrem Baby jedoch ganz ohne Hintergedanken, einfach nur so, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt, zeigen sie ihm auf wunderbare Weise: „Ich hab dich lieb!“ Allein diese Botschaft enthält schon eine Menge Reize, die ein Kind für seine gute Entwicklung braucht. Du musst also weder einen Leitfaden im Kopf haben, noch sich an ein Förderprogramm halten. Verlass dich einfach auf deinen ganz normalen Mutter- oder Vater-Instinkt.

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Man hat errechnet, dass Kinder von ihrer Geburt bis zum Schulanfang ungefähr 15.000 Stunden spielen. In den ersten Jahren gibt es für Kinder noch keinen Unterschied zwischen Lernen und Spielen. Beides tut ein Kind nur aus einem Grund: Es lernt möglichst viele Dinge kennen und sammelt mit ihnen seine Erfahrungen. Im Spiel, und nur durch das Spiel, lernt es, seine Fähigkeiten einzusetzen und zu erproben; Dinge, Materialien und Zusammenhänge zu erkennen; seine Persönlichkeit zu bilden und in seine Umwelt hinein zu wachsen. Im Spiel lernt das Kind beispielsweise, dass Holz hart und Stein noch härter, Sand formbar und Papier leicht zerreißbar ist.

Das Spielen regt Kinder an, zu empfinden, zu gestalten, seelische und geistige Fähigkeiten zu entwickeln. Wenn ein acht Monate altes Kleinkind auf seinem Beißring herumkaut, dann genießt es nicht nur das Gefühl des Beißens, es erlebt auch gleichzeitig einen gewissen Geschmack, fühlt, dass der Ring rund ist und beobachtet, dass es ihn mit den Händen näher zu den Augen und wieder weg bringen kann. All diese Einzelheiten speichert es in seinem kleinen Gehirn und ruft sie, falls sie eindrucksvoll genug waren, bei nächster Gelegenheit wieder ab, um sie weiter zu erproben.

Mama und Papa sind das schönste Spielzeug

In den ersten Jahren machen Kinder noch keinen Unterschied zwischen Spielzeug und Nicht-Spielzeug. In diesem Alter wird alles spielerisch erforscht, vorzugsweise gerade das, was nicht ausschließlich für Kinder reserviert ist, sondern womit sich die Erwachsenen häufig beschäftigen. Jede Mutter kennt die Situation, dass ihr Kind die liebevoll aufgebauten Klötzchen achtlos liegen lässt, wenn es stattdessen mit einem Kochtopf spielen kann. Wie spannend kann gar eine Rolle Toilettenpapier sein oder das Ein- und Ausschalten sämtlicher Lichtschalter.

Doch das schönste Spielzeug überhaupt sind Mama und Papa. Das gemeinsame Spiel mit den Eltern gehört zu den wundervollsten Erlebnissen im Kindesalter. Das Reiten auf Papas Schultern beim Spaziergang, das gemeinsame Blättersammeln im Wald, das Plätzchenbacken mit Mama oder die Tobestunde im Elternbett sind Eindrücke, von denen Kinder noch lange zehren. Und sollte mal das Wetter nicht mitspielen, so kann man jederzeit zum Eltern-Kind-Turnen in eine Sporthalle ausweichen.

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Spielen kann man natürlich auch schon mit den Kleinsten. Viele Mütter machen das ganz unbewußt. Sie halten ihr Baby im Arm und summen ihm in den höchsten Tönen etwas vor. Mag das säuseln für die Umwelt unsinnig wirken, für einen Säugling sind die hohen Töne genau richtig. Er kann sie besser wahr nehmen, als die tiefen. Ohne es zu ahnen, fördert die Mutter auf diese Weise ihr Kind. Ein anderes Beispiel: Das Baby liegt auf den Knien seines Vaters. Er streckt seinem Sprößling die Zunge heraus, das Baby imitiert ihn. Was wie ein Spaß zwischen Vater und Kind aussieht, ist gleichzeitig ein wichtiger Entwicklungsschritt: das Baby spiegelt sich in seinem Vater, erhält einen Eindruck von sich und ist fähig, ein Signal - Zunge rausstrecken - zu wiederholen. In den schlichten Spielen zwischen Eltern und Kind liegen die Wurzeln für das (Ur-) Vertrauen.