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Baby tragen - Wie du dein Baby richtig tragen kannst

Bis vor knapp 200 Jahren wäre das gar keine Frage gewesen. Denn Kinderwagen und Buggy sind eine Erfindung der industriellen Neuzeit. Zuvor war es selbstverständlich und fraglos normal, dass Babys getragen wurden. Hoffähig wurde das Gefährt zum Schieben erst Mitte des 19. Jahrhunderts durch die englische Königin Victoria und trat bald darauf parallel zur Entwicklung des Automobils seinen Siegeszug durch die westliche Welt an.

In diesem Artikel:

Soll ich mein Baby tragen oder lieber fahren?

Seit einigen Jahren erlebt das Tragen eine Wiederkehr im Alltagsbild, und der Markt an entsprechenden Tragehilfen wächst beständig.

Dahinter steckt die Erkenntnis, dass der beinahe zum Sinnbild der Babyausstattung aufgestiegene Kinderwagen vielleicht doch nur eine Alternative unter mehreren ist, um ein Baby zu transportieren, und industrieller Fortschritt nicht zwangsläufig zu den auf Menschenkinder am besten zugeschnittenen Ergebnissen führt. Denn so wie der menschliche Körper an sich nicht zum Fahren im Auto, sondern zum Benutzen seiner Füße gemacht ist, kommen kleine Menschen als perfekte Traglinge zur Welt. Ein Baby bringt nämlich von Natur aus alles mit, um möglichst viel Zeit auf Mamas oder Papas Körper zu verbringen und das sowohl an körperlichen Voraussetzungen, als auch in seinem Bedürfnis nach Nähe. Ein kleines Wesen, das neun Monate lang in absoluter Verbundenheit mit der Mutter verbracht hat, benötigt in der neuen, ihm noch so unbekannten Welt Anknüpfungspunkte an schon Vertrautes.

Körperliche Nähe ist wichtig für das Baby

Körperliche Nähe ist eine entscheidende Voraussetzung für die Eltern-Kind-Bindung und hilft den Kindern Vertrauen ins Leben zu fassen. Das am frühesten ausgeprägte Sinnessystem von Neugeborenen ist das der taktilen Reize. Die mitempfundenen Lagewechsel schulen die Gleichgewichtsorgane des Kindes. Berührungen, Streicheln, Wiegen und Tragen stimulieren das Nervensystem und sorgen für die Ausschüttung des „Glückshormons“ Dopamin. Auch die Stellung von Wirbelsäule, Hüftgelenk und Hüftpfanne bei Neugeborenen bereitet diese gut auf ein Sitzen im Reitersitz auf Mamas oder Paps Körper vor. Auf diese Weise hilft das Tragen sogar, längerfristige Hüftfehlstellungen bei Kleinkindern zu verhindern.

Doch auch fernab von psychologischen und physiologischen Betrachtungsweisen ist es für Eltern einfach unglaublich praktisch, ein Baby zu tragen. Denn so rührend und herzerfüllend eine Kuschelstunde mit dem Baby ist, gibt es da ja auch noch den restlichen Alltag, der bewältigt werden will und für den braucht man in der Regel etwas mehr Bewegungsfreiheit.

Tragen als Alltagshilfe

Mit meinem jüngsten Sohn im Tragetuch vor dem Bauch hatte ich noch zwei Hände frei für die beiden großen Brüder. Ich konnte einkaufen gehen und wusste ihn sicher geschützt auf meiner Brust schnorchelnd. Ich konnte querfeldein durch den Wald laufen oder am Strand entlang und musste mir in der Stadt keine Gedanken über Treppenstufen und zu enge Ladengänge machen. Selbst kleinere Bergtouren waren ohne Probleme möglich.

Da Babys nicht von heute auf morgen sondern allmählich an Kilos zulegen, hatte ich eine Chance, mit der schwerer werdenden Fracht mitzuwachsen. Zuerst trug ich meine Söhne vor dem Bauch. So konnte ich besser sehen, ob sie wach waren oder schliefen oder ich konnte Mützchen zurechtrücken und in unbeobachteten Augenblicken meine Nase in ihren Haaren vergraben. Später trug ich sie auf dem Rücken, von wo sie über meine Schulter blickend die Kommandos gaben.

Wie finde ich die richtige Tragevariante?

Bild: Wickelkinder

Doch so simpel es klingt, jeder, der schon einmal mit drei Meter Tragetuch und einem sich schreiend nach hinten biegenden Kind gekämpft hat, weiß, wie es sich anfühlt, wenn viel guter Wille kapituliert.

Wer sein Kind tragen möchte und dabei noch nicht auf Erfahrungen zurückgreifen kann, steht ohnehin leicht ratlos vor einem ständig wachsenden Markt an Tragehilfen, der vom klassisch zu bindenden Webtuch bis zum rucksackartigen zwei Klick-System reicht. Wer am besten mit welcher Variante zurechtkommt, ist dabei oft Geschmackssache und muss im Zweifelsfall ausprobiert werden. Grundsätzlich gilt aber: Bei einer guten Tragehilfe sitzt das Kind in der sogenannten Anhock-Spreiz-Haltung. Das heißt, die Oberschenkel sind in einem Winkel von ca. 100°-110° angehockt, die Knie befinden sich auf Nabelhöhe des Kindes. Darüber hinaus muss die Wirbelsäule des Babys und bei einem Kind in den ersten Lebensmonaten auch der Kopf ausreichend gestützt sein. Außerdem lässt sich eine gute Tragehilfe immer auch individuell an die Trägerin oder den Träger anpassen. Wird das Baby vor dem Bauch getragen, sitzt es in Blickrichtung zum Tragenden.

"Tragehilfen"

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Tuch oder Trage?

Die größte Variationsbreite an Tragemöglichkeiten bieten Tragetücher. Diese haben zudem den Vorteil, dass mit ihnen Kinder praktisch ab der Geburt sicher und gut transportiert werden können. Gleichzeitig können sie als Decke, Hängematte und Sichtschutz beim Stillen herhalten. Die meisten Hersteller versenden mit dem Tuch auch direkt eine DVD, in der die verschiedenen Bindetechniken Schritt für Schritt erklärt werden. Dennoch kann es sinnvoll sein, sich diese noch einmal von einer Trageberaterin oder kundigen Hebamme zeigen zu lassen, denn nur die können auf individuelle Bedürfnisse eingehen und beurteilen, ob das Kind richtig hockt. Tatsächlich wird in der Praxis kaum jemand sein Kind in täglich wechselnden Bindetechniken tragen, sondern eine Lieblingsvariante wählen und froh sein, wenn diese in routinierter Geschwindigkeit sitzt. Darum haben auch die Klick- oder einfach zu verschnürenden Tragehilfen ihre Berechtigung und ihren Sinn. Bei Matschwetter rein und raus aus dem Auto kann die mit zwei Klicks zu schließende Variante eine echte Erleichterung bedeuten, ebenso wie für bereits mobilere Kinder, die gern mal rein und raus und rauf und runter wollen und das bitte sofort.

Was ist, wenn das Kind nicht will?

Es gibt Kinder, die entgegen aller guten Absichten fürchterlich schreien, bei dem Versuch, sie in ein Tragetuch oder eine Tragehilfe zu setzen. Manchmal hilft es, trotzdem durchzuhalten und nach ein paar Minuten im Gehen zu merken, wie sich das Kind auf den Rhythmus einlassen kann, sich entspannt und sogar einschläft. Wenn ein Kind sich aber partout nicht tragen lassen will, sollte es nicht gezwungen werden. Es lohnt ein neuer Versuch, in einem vielleicht ruhigeren Moment. Auch hier kann eine Trageberatung hilfreich sein. Wehrt ein Baby sich nachhaltig gegen ein Getragenwerden, sollte zumindest von einem Kinderarzt überprüft werden, ob ihm vielleicht eine bestimmte Haltung Schmerzen oder Unwohlsein bereitet.