Sprachentwicklung eines Kindes: Viel-Redner und große Schweiger
Die Fähigkeit, sprechen zu lernen und Sprache zu verstehen, ist allen Menschen angeboren. Auf der ganzen Welt entwickelt sich die Sprache nach dem selben System:
- 1. Stufe: Das Baby reagiert auf Ansprache schon aktiv mit Bewegungen.
- 2. Stufe: Einige Wochen nach der Geburt beginnt das Kind zu lallen.
- 3. Stufe: Nach einigen Monaten ist es nicht nur damit beschäftigt, zu lallen, sondern auch zu schnalzen.
Schon ein wenige Monate altes Baby bildet bereits Laute, die in seiner Muttersprache gar nicht vorkommen. Vor allem Vokale werden jetzt geübt. Nach und nach kommen immer mehr Konsonanten hinzu. Das Baby beginnt bestimmte Kombinationen von Vokalen und Konsonanten auszuprobieren, beispielsweise "ba" oder "la".
Sprechen ist ansteckend. Wenn Mama oder Papa oft mit ihrem Kind reden, dann wird es umso begeisterter schnalzen und lallen und versuchen den Eltern auf seine Art zu antworten.
Eltern und generell Erwachsene wiederholen übrigens ganz automatisch die Laute des Babys. Ein ganz wichtiger Vorgang beim Sprechen-lernen.
HEBAMMEN-TIPPS
Du hast weitere Fragen zur Entwicklung deines Säuglings? Dann schau in unsere Hebammen-Tipps; darin findest du ganz bestimmt wichtige Ratschläge:
Und auch hier zeigt sich wieder ganz deutlich, wie sehr sich ein Baby vom anderen unterscheidet. Es gibt nämlich schon in dieser frühen Phase der Sprachentwicklung ausgesprochene Viel-Redner, die ihre Wort-Silben gar nicht oft genug wiederholen können, und ebenso andere Kinder, die vielleicht große Schweiger sind, die sich einfach noch Zeit lassen. Beides ist ganz normal.
Was du deinem Kind erzählst, ist eigentlich ganz egal. Du kannst deinem Baby getrost Unsinn vorplappern – das Kind lernt eine Menge dadurch. So beginnt es beispielsweise, ein Gefühl für Nuancen in der Sprache zu entwickeln. Es bekommt eine vage Vorstellung davon, was es bedeutet, wenn die Eltern in dieser oder jener Tonlage Worte und Sätze sprechen. Das Kind lernt auf diese Weise Stimmungen und Bedeutungen kennen. Erwachsene reden nicht nur in den höchsten Tönen mit einem Baby, sondern auch in einer ganz besonderen Sprache. Sie bilden kurze, klare Sätze, benutzen einfache Wörter und unterstreichen das Gesagte mit deutlichen Gesten. In allen Kulturen reden Erwachsene auf diese Art mit Babys. Diese Sprechweise darf man aber nicht mit der alles verniedlichenden Babysprache mit ihren "-leins" und "-chens" verwechseln, die Eltern ihrem Baby oft bis ins Kleinkind-Alter aufdrücken.
Übrigens: Die Entwicklung der Sprache und die Entwicklung der Bewegung sind miteinander gekoppelt. Die Zentren, von denen beides gesteuert wird, liegen in der Hirnrinde nebeneinander. Spielt das Baby beispielsweise mit seinen Fingern, erhält das Sprachzentrum gleichzeitig einen Impuls – spielen hilft also dabei, sprechen zu lernen.
Hörscreening
Immer mehr Kliniken in Deutschland bieten ein Hörscreening für Säuglinge an, einen Hörtest für Säuglinge zwischen dem zweiten und vierten Lebenstag. Weitere Informationen rund um das Thema „Hören, zu Hörproblemen und deren Lösungen“ sowie eine bundesweite Suchmaschine zum Neugeborenen-Hörscreening findest du auf der Homepage gh-info.de oder unter
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Phasen der Sprachentwicklung: Vom "Dada" zum ganzen Satz
Eltern wollen von Anfang an die sprachliche Kommunikation ihres Kindes erkennen, verstehen und fördern:
- von lallenden Schrei-Lauten einer Kinder-Stimme (von der Zeit ab Geburt des Kindes bis zum sechsten Monat)
- über das Nachahmen sprachlicher Laute von Mama oder Papa (ab etwa einem halben Jahr bis zum ersten Geburtstag)
- bis hin zum Bilden erster Worte und Sätze mit Bedeutung (ab ca. dem 12. Monat bis ins Kleinkind-Alter).
Noch genauer lässt sich die normale Sprachentwicklung eines Kindes und die Entwicklung seiner Stimme folgendermaßen unterteilen:
- Schreiperiode: ca. bis 7. Woche,
- 1. Lallperiode: ca. 6. Woche bis 6. Monat,
- 2. Lallperiode: ca. 6. - 9. Monat,
- erstes Sprachverständnis, Nachahmung von Wörtern mit ihrer Zuordnung zu Gestik, Mimik und Situation: ca. 9. - 10. Monat
- Zuordnung von lautlicher Äußerung, Geste und Situation: 9. - 10. Monat,
- Beginn von willentlichen Sprachäußerungen, mit Möglichkeiten zu präziser Wortbildung: ab ca. 1 Jahr,
- Einwortsätze: 13. - 18. Monat,
- erstes Fragealter in Zweiwortsätzen oder in noch ungeformten Mehrwortsätzen: ab ca. 18. - 24. Monat,
- geformte Mehrwortsätze (Übernahme erster grammatikalischer Beziehungsmittel): 3. Lebensjahr.
Aufgepasst: Von Kind zu Kind gibt es große Entwicklungsunterschiede. Auch Sprechfehler während der Sprachentwicklung sind natürlich, denn Sprachverständnis und Mitteilungsbedürfnis eines Kindes eilen seinen Möglichkeiten des Sprechen-lernens voraus, vor allem weil die Koordination seiner Bewegungen von Lippen, Zunge und Kehlkopf noch nicht gefestigt ist.
Wenn du allerdings berechtigten Grund zu der Annahme hast, dass dein Kind in seiner sprachlichen Entwicklung unter einer Sprachverzögerung leidet, sprich mit deinem Kinderarzt oder deiner Kinderärztin.
Wie lernen Kinder Sprache am besten?
„Kuutschie, kuutschie!“ Mit dem spaßigen Baby-Speak der ersten Monate ist´s vorbei, wenn dein Kleinkind beginnt, die ersten Wörter zu formulieren. Jetzt braucht es Eltern, die ihm beim Spracherwerb konsequent helfen. Das funktioniert am besten, wenn Mama und Papa das gesprochene Wort mit einer Handlung oder dem bezeichneten Objekt interaktiv begleiten.
Größerer Wortschatz
Die Vernetzung von Spracherwerb und Handlung haben US-Forscher von der University of Pennsylvania heraus gefunden. In 50 Familien mit 14 Monate alten Kindern zeichneten sie Videos zur Interaktion der Eltern auf. Drei Jahre später wurde der Nachwuchs im Vokabeltest geprüft. Diejenigen, die informativ belehrt wurden, schnitten besser ab – unabhängig vom sozialen Status der Eltern.
Viel hilft nicht viel
Dabei zeigte sich auch, dass informatives Sprechen das frühe Kinder-Vokabular besser entwickelt als das häufige Sprechen. Also: Die Kleinen nicht einfach volltexten. „Eltern können auch Laute des Kindes aufgreifen und nachahmen – das ist ebenso wichtig für die Sprachentwicklung“, erklärt Dietlinde Schrey-Dern vom Bundesverband für Logopädie. Die vom Kind gesprochenen Vokale und Konsonanten solltest du durch das richtige Wort ersetzen – wenn möglich, in Verbindung mit dem jeweiligen Objekt. „Damit bieten Eltern ihrem Nachwuchs die richtige Lauthilfe an.“ Das Aufgreifen von Gestik und Mimik, die das Kind von sich aus kommuniziert, sei dabei für den Spracherwerb äußerst förderlich, ergänzt die Expertin.
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