GASTBEITRAG
Dr. Med Celine Schlager
Dr. med. Celine Schlager ist Ärztin für ganzheitliche Familienmedizin und selbst Mutter. Sie vereint fundiertes medizinisches Wissen mit umfassenden Weiterbildungen in den Bereichen Ernährung (auch vegan/vegetarisch), Nährstoffe, Beikost, Familienkost, Stillen, Mikrobiom, orthomolekulare Medizin, Erste Hilfe und Impfungen im Kindesalter. Mit viel Empathie und auf Augenhöhe begleitet sie Familien im Alltag - praxisnah, realitätsbezogen und stets ganzheitlich. Als Expertin ist sie für Unternehmen, Kongresse und Online-Veranstaltungen gefragt und bietet eigene Kurse zu Erster Hilfe am Kind und Impfentscheidungen an. Auf Social Media folgen ihr rund 70.000 Menschen, ihr erstes Buch über die Mythen der Kindergesundheit ist bereits erschienen. Ihr Ziel ist es, Eltern medizinisch fundiertes Wissen verständlich, undogmatisch und alltagsnah zu vermitteln. Für mehr Sicherheit, Vertrauen und gesunde Entscheidungen im Familienleben.
Besuch sie gern auf ihrem Instagram-Kanal: @dr.med.celine und ihrer Homepage: drmedceline.com
Was Antibiotika im Darm anrichten und warum das Folgen haben kann
Antibiotika töten nicht nur krankmachende Keime, sondern oft auch viele der „guten“ Bakterien in unserem Darm. Das Mikrobiom, also die Gesamtheit der Darmbakterien, verliert an Vielfalt. Studien zeigen: Nach einer Antibiotikatherapie dauert es bei Kindern oft viele Monate, bis sich die ursprüngliche Mikrobiomzusammensetzung wieder annähert und bei manchen bleibt sie dauerhaft verändert (Dethlefsen et al., 2008; Korpela et al., 2016). Besonders in den ersten Lebensjahren, wenn sich das Immunsystem noch „trainiert“, kann ein gestörtes Mikrobiom weitreichende Folgen haben: Mehr Infekte, häufigere Verdauungsprobleme, ein erhöhtes Risiko für Allergien, Neurodermitis oder sogar chronisch-entzündliche Darmerkrankungen im späteren Leben werden in der Forschungimmer wieder mit einem früh gestörten Darmmilieu in Verbindung gebracht (Gensollen et al., 2016).
Probiotika: nur Hype oder echter Schutz?
Die Idee ist einfach: Wenn durch Antibiotika ein Teil der „guten“ Darmflora verloren geht, kann eine gezielte Gabe lebender, nützlicher Bakterien (Probiotika) helfen, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Doch funktioniert das wirklich? Ja, sagt die Wissenschaft. In einer Metaanalyse von Cochrane (2019) zeigten sich Probiotika bei Kindern wirksam darin, antibiotikaassoziierte Durchfälle zu reduzieren. Besonders Lactobacillus rhamnosus GG und Saccharomyces boulardii sind hier gut untersucht. Doch auch über die kurzfristige Wirkung hinaus gibt es vielversprechende Erkenntnisse: Einige Studien deuten darauf hin, dass Multistamm-Probiotika langfristig das Mikrobiom positiv beeinflussen, die Diversität fördern und die Ansiedlung unerwünschter Keime wie Clostridioides difficile verhindern können (McFarland et al., 2018). Wichtig ist jedoch: Nicht jedes Probiotikum wirkt gleich. Die Auswahl sollte gezielt, individuell und am besten ärztlich begleitet erfolgen.
Wie lange, wie viel, welches Präparat?
- Die Probiotika sollten lebende, gut dokumentierte Stämme enthalten
- Multispezies-Präparate (also Kombinationen mehrerer Bakterienarten) gelten als
- besonders wirkungsvoll
- Eine Einnahmedauer von mindestens 2–4 Wochen, besser 6–12 Wochen, ist empfohlen,um nachhaltige Effekte zu erzielen
- Ballaststoffreiche Ernährung (z. B. mit Hafer, Gemüse, Hülsenfrüchten)
- Fermentierte Lebensmittel, wenn altersgerecht (z. B. milder Joghurt, Sauerkraut, Kefir)
- Zucker und hochverarbeitete Produkte reduzieren
- Stress vermeiden. Auch emotionale Belastung beeinflusst das Mikrobiom
- Viel Bewegung und Naturkontakt fördern die mikrobiologische Vielfalt
Ein Fall aus meiner Praxis
Mein neues Buch „Schluss mit Darmproblemen“ erscheint bald und enthält alles rund um
Verdauung, Mikrobiom und praktische Begleitung für Eltern. Wissenschaftlich fundiert,
alltagsnah und mit Herz.
Dr. Med. Celine Schlager
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