Unser Leben und unser Tagesablauf hat sich in den letzten 72 Std. extrem verändert.
Hallo zusammen,
ich glaube die passenden Worte sind, „So schnell kann sich das Leben ändern“…
Aber am Besten beginne ich mal von Vorne: Anfang letzter Woche ging es mir ja gut und die Kleinen haben sich gut entwickelt. Am Dienstag musste ich dann von der Arbeit nach Hause da ich öfters einen harten Bauch bekommen habe und ich es für besser hielt, mich zu schonen. Das hab ich dann auch gemacht. So bin ich Dienstagnachmittag und Mittwoch mehr oder weniger den ganzen Tag zuhause im Bett oder auf dem Sofa gewesen. Am Mittwochabend hatten wir ja noch den Partnerabend im Yoga, da sind wir hingegangen und es war auch sehr interessant und lehrreich. Am Donnerstag war ich normal arbeiten und am Abend hatten wir einen Termin bei meiner Frauenärztin. Na ja, da begann die wohl größte Herausforderung in unserem bisherigen Leben. Die Frauenärztin wollte eigentlich nur eine normale Kontrolle machen und mir dann mein Flugattest für nächste Woche geben. Aber es kam anders. Sie hat festgestellt, dass eines der beiden Kleinen so gut wie kein Fruchtwasser mehr hat und das dass andere in einem großen Fruchtwasserpool schwimmt. Das mit fast keinem Fruchtwasser ist ziemlich eingepfercht und hat fast keinen Platz. Meine FA hat uns gesagt, dass sie möchte, dass die Professoren in Bern noch mal nachschauen, bevor Sie mich in die Ferien schickt. Wir gingen dann davon aus, am Montag oder Dienstag noch in Bern vorbei zu schauen. Am Freitagmorgen habe ich jedoch einen Anruf erhalten, dass ich schon am Freitagnachmittag vorbei kommen soll. Mein Mann hat also kurzfristig frei genommen und so sind wir am Freitag wieder ins Inselspital nach Bern gefahren. Dort hat mich wieder Hr. Tutchek, wie vor zwei Wochen untersucht. Damals gab es ja noch keinerlei Hinweise darauf, dass unsere beiden Zwerglein das Zwillingstransfusionssyndrom haben, am Freitag sah das dann aber ganz anders aus. Die Beiden haben nun definitiv doch noch dieses Syndrom entwickelt und das kleinere Baby gibt dem größeren von seinem Blut ab und bekommt nicht genug vom großen davon zurück. Die einzige wirkliche Chance in meiner SSW für die Beiden ist eine Laserbehandlung, bei welcher möglichst alle Verbindungen zwischen den Babys gekappt werden und die beiden relativ normal weiter wachsen können.
Der Professor hat uns dann erst mal wieder nach Hause geschickt und wir sollten bis Samstagmittag von Ihm Bescheid bekommen wann es weiter geht. Aber auch das kam anders.
Kaum waren wir nämlich zuhause wurde mein Bauch in relativ regelmäßigen Abständen hart. Zwar nicht schmerzhaft, aber halt regelmäßige Kontraktionen. Falls dies der Fall sein sollte hat uns der Professor Tutchek gesagt, sollen wir uns wieder in der Insel melden. Das haben wir dann gemacht und so wurden wir wieder ins Krankenhaus bestellt. Nun bin ich seit Freitagnacht im Krankenhaus. Die Wehen haben wir mit Wickel, natürlichen Pflanzenpräparaten und Zäpfchen wieder in den Griff bekommen. Zum Glück waren das auch keine Muttermundwirksamen Wehen. Am Samstag wurden dann per Ultraschall geschaut wie es den Beiden geht. Zu aller Überraschung ging es Ihnen besser als am Freitagnachmittag. Nach etwas hin und her wegen der genauen Schwangerschaftswoche haben wir uns zusammen mit den Ärzten entschlossen, dass ich am Samstag und Sonntag je eine Lungenreifungsspritze bekomme. Es ist zwar noch sehr früh, also offiziell, nach der Korrektur des Geburtstermins, bin ich jetzt heute (Montag) bei 24+0. Aber so haben wir wenigstens getan was wir konnten. Ich habe den Samstag trotz allem ruhig liegend verbracht, zwischendurch hatte ich noch kurz einen harten Bauch, aber zumindest nicht regelmäßig.
Am Sonntagmorgen musste ich dann nüchtern und in einem wunderschönen Krankenhaushemd nochmals zum Ultraschall bei Prof. Tutcheck. Da sich die Werte der Beiden stabil gehalten haben bzw. sogar verbessert haben, wurde entschieden, dass wir mit der Laserbehandlung noch warten. So habe ich gestern die zweite Lungenreifungsspritze bekommen.
Heute Morgen hieß es dann wieder nüchtern zum Ultraschall. Professor Tutcheck ist seit gestern nicht mehr da, er ist zu einem Kongress gefahren, dafür ist Professor Raio hier. Er ist noch erfahrener, was solche Operationen angeht. Auch heute waren die Werte stabil und wir warten wieder bis morgen. Einerseits hat die Lungenreifung noch etwas Zeit und andererseits hoffen wir, dass das größere Baby noch etwas mehr Fruchtwasser produziert damit Hr. Raio bei der Operation mehr sieht. Hr. Raio hat uns heute nochmals im Detail erklärt was es genau bedeutet, was die beiden haben und auch alle Möglichkeiten, Risiken etc. nochmals aufgezeigt. Wir bekommen immer ein Happen mehr was noch damit zusammen hängt. Eigentlich möchte man das nicht alles so genau wissen. Auf alle Fälle wird es keine einfache Operation, da auch noch meine Plazenta an der Bauchdecke liegt und Hr. Raio somit wie von unten nach oben schauen muss bei der OP statt umgekehrt was einiges einfacher wäre. Es ist auch nicht ganz einfach, dass das kleinere Baby weniger Plazenta zur Verfügung hat, das macht die Chancen nicht gerade größer.
Die Warterei und das Ungewisse, wann es denn nun weiter geht etc., ist extrem anstrengend. Ich bin total dankbar, dass wir so ein positives Umfeld haben und uns alle Mut zusprechen. Wir stellen uns vor wie wir unsere beiden Würmlein gesund und munter im Arm halten und wie uns die beiden viel Freude bereiten. Das ist nicht immer einfach, zumal wir auch immer wieder mit den möglichen anderen Szenarien konfrontiert werden. Aber wir sind zuversichtlich und davon überzeugt, dass unsere Beiden sich da durchkämpfen! Wie gesagt, die wohl größte Herausforderung in unserem Leben, aber auch diese werden wir meistern!
Bis nächste Woche,
Madeleine