Das Fruchtwasser beschäftigt uns wohl noch eine Weile und meine Kleinen wachsen.
Hallo zusammen,
wer hätte vor einer Woche gedacht, dass sich noch mehr ums Fruchtwasser dreht… Aber ich beginne doch von vorne. Nach meinem Bericht letzte Woche ging es mir und den beiden weiterhin gut. Die CTG’ s waren immer alle gut, ich durfte draußen spazieren gehen und eigentlich stand nur noch der Ultraschall vom Freitag an, bevor ich übers Wochenende nach Hause wollte. Ich wäre vom Samstagmorgen nach dem CTG bis Sonntagspätnachmittag in den Heimaturlaub entlassen worden. Wie vieles im Leben und erst Recht im Leben mit Kindern kam es anders.
In der Nacht auf Freitag wurde ich etwas nach 4.00 Uhr wach weil ich so ein komisch feuchtes Gefühl zwischen den Beinen hatte, fast als hätte ich ein wenig in die Hosen gemacht. Ich bin dann aufs WC und danach wieder ins Bett. Als ich nach ca. 30-40 Minuten wieder das Gefühl hatte es werde so feucht, hat es mir so langsam gedämmert. Ich hab die Hebamme gerufen und ihr das Ganze geschildert. Sie gab mir eine Binde vom Spital und hat die vorherige begutachtet. Sie meinte, das wäre wohl Fruchtwasser, sie werde nun die Ärztin rufen, welche mich untersuchen würde. Ich hab so lange gewartet und währenddessen ist mir aufgefallen, dass ich wohl schon am Vorabend gegen 23.00 Uhr das erste Mal Fruchtwasser verloren habe, dies aber nicht als solches realisiert habe. Die Hebamme brachte noch ein CTG und wir haben angefangen die Herztöne aufzuzeichnen. Die waren gut. Gegen 5.40 Uhr saß ich dann im Untersuchungszimmer und hab noch meinen Mann aus dem Bett telefoniert. Die Frauenärztin machte dann mehrere Abstriche, einerseits einen Test, ob es wirklich Fruchtwasser ist und andererseits, um irgendwelche Infektionen auszuschließen. Der Fruchtwassertest war positiv und somit war klar, dass ich einen Blasensprung habe. Meine Vorstellung eines Blasensprungs war immer eine hochschwangere Frau, welche von einer Sekunde auf die nächste in einer Pfütze steht. Aber man lernt ja dazu. Die Ärztin schaute noch nach dem Gebärmutterhals, dieser ist schön lang und nur minimal offen wo das FW raus kommt. Sie machte auch noch einen Ultraschall von den Babys, diese hatten sich beide gedreht und so mussten wir erst mal schauen, welches denn nun welches ist. Den beiden ging es so weit gut. Im Zimmer zurück haben wir wieder das CTG gestartet. Die Ärztin kam dann noch mal und erklärte mir, wie es jetzt weiter geht. Ich hab am späteren Vormittag dann wieder einen Venenzugang bekommen über welchen sie mir Antibiotika gegeben haben, um eine Infektion zu verhindern. Meistens bekommen Frauen mit Blasensprung auch wehenhemmende Medikamente, zuerst war das auch für mich vorgesehen, aber da mein Bauch recht ruhig blieb, ging’s ohne Wehenhemmer. Die Ärztin meinte, man könne bei einem Blasenspruch nicht einfach das Loch zukleben (wenn man es denn findet), man ist zum Nichtstun verdammt. Man kann einfach die Kleinen überwachen. Mein Mann war mittlerweile auch da und ich war sehr froh um seine Anwesenheit und Unterstützung. Wir verbrachten den Vormittag wartend, bzw. ich andauernd auf dem WC. Es ist überhaupt nicht schmerzhaft, aber total unangenehm wenn bei jedem hin und her drehen im Bett ein paar Tropfen oder ab und an auch ein kleiner Schwall Fruchtwasser kommt. Man hat andauernd das Gefühl, in die Hose gemacht zu haben, auch wenn da eine Monsterbinde in der Unterhose ist, die das Ganze auffangen sollte. Am Nachmittag durften wir dann zu Professor Raio in den Ultraschall. Dort haben wir bei den Kleinen die Dopplermessungen gemacht und uns die Fruchtwassersache angeschaut. Die Doppler waren allesamt gut. Das Kleinere hatte sogar so gute Werte, wie die letzten drei Wochen nicht! Wenn das Fruchtwasser dort geblieben wäre wo es hin gehört, hätte mein Heimaturlaub stattgefunden. So aber haben wir noch gesehen, dass rechts und links von den Babys Fruchtwasser runter läuft. Wir haben aber nicht gesehen, wo der Riss in der Fruchtblase ist. Zuerst hatte ich ja das kleinere Kind im Verdacht, da das Fruchtwasser klar bis hellrosarot ist und das größere Baby bei der Fruchtwasserpunktion ja noch Blutrotes Fruchtwasser hatte. Hr. Raio meinte aber, es könnte auch gut das Größere sein. Die Ärzte gehen nun davon aus, dass ich einen hohen Blasensprung habe. Das heißt, es besteht die Chance (wenn auch eine kleine), dass das wieder zugeht.
Also weiter CTG’ s schreiben, zurzeit mehrheitlich das Bett hüten und am Montag wieder eine Ultraschalluntersuchung.
Am Wochenende hatte ich dann Besuch, sogar welchen aus Deutschland! So ging die Zeit schnell rum und ich hab mich riesig gefreut. Ich durfte zwar nur mit dem Rollstuhl raus, aber mein Mann hat mich souverän durch die Gegend gefahren. Nur der erste Ausflug noch mit meinem Bodyguard(Infusionsständer) war etwas ohrenbetäubend.
Seit gestern Sonntag bin ich die Infusion auch wieder los und ich bekomm die Medikamente in Tablettenform.
Heute durfte ich dann wieder in den Ultraschall und es waren endlich zwei Wochen rum, seit dem letzten Ausmessen der Kleinen. Die für Nicht-Mediziner am einfachsten verständliche Nachricht ist, dass die Beiden gewachsen sind. Das kleinere Baby ist jetzt 501g schwer und das Größere 711g. Es haben auch beide noch Fruchtwasser und die Menge ist auch gut. Wir haben wieder gesehen, dass seitlich der Beiden Fruchtwasser runter läuft. Auch hat sich das Kleinere wieder gedreht. Also es liegen jetzt beide mit dem Kopf nach unten.
Die Ultraschalluntersuchung wurde von den beiden Professoren, welche mich früher abwechselnd untersucht haben, gemeinsam durchgeführt. Hr. Raio und Hr. Tutscheck haben über 1.5 h lang Ultraschalluntersuchungen gemacht und x verschiedene Messungen durchgeführt. Die Kurzzusammenfassung ist, dass die beiden Herren nicht so genau wissen, was meine Zwerge mit Ihren Flussmustern anstellen. So wie ich verstanden habe, sieht es jetzt eher danach aus, dass die beiden die Rollen von Akzeptor und Donor (vom Transfusionssyndrom her) getauscht haben, aber doch nicht 100% und die Plazenta mit den Nabelschnurdurchgangswerten war heute auch speziell. Dann haben sie beim Kleineren noch eine Arterie im Bauch in der Lebergegend gefunden, wo sie lange nicht so richtig wussten, wo die jetzt dazu gehört. Nach X Aufnahmen und dann in 3 D berechnen und drehen und filmen und hin und her, meinten sie, dass wohl die Leber stärker durchblutet wird als normal und da wohl noch ein zweites Gefäß ganz nahe sei und das darum wohl so aussehe. Auf jeden Fall ist es wahnsinnig, was die heutige Technik alles kann. Da so Messungen immer nur Momentaufnahmen sind und die sich innerhalb eines halben Tages komplett ändern können, werden wir morgen nochmals schauen. Wir haben ja auch schon erlebt, dass morgens die Werte nicht so gut waren und abends war wieder alles im Lot. Die Werte waren jetzt heute etwas schlechter als Freitag, aber immer noch um einiges besser als sie schon waren. Ich mach mir jetzt da keinen Kopf und so lange die Beiden so rum turnen und die Herztöne ok sind, wird nichts unternommen.
Ich fand die ganze Untersuchung recht amüsant. Wir waren ja von Anfang an kein einfacher Fall und jetzt werden wir wohl noch zum Forschungsobjekt. Beide Professoren sind total fasziniert gewesen und sind sehr daran interessiert wie sich das jetzt weiterentwickelt. Also wir sind definitiv in den besten Händen in denen wir sein können.
Aber ganz ehrlich, ich bin fest davon überzeugt, dass die beiden Kleinen sich da gemeinsam durchschaukeln. Ich hab absolutes Vertrauen zu den Beiden, dass sie sich gegenseitig helfen und die ganze Sache gut durchstehen. Wie genau sie das machen und ob die Ärzte das verstehen und erklären können, ist mir egal. Hauptsache ist doch, dass die Beiden weiterhin in meinem Bauch rumturnen und groß und stark werden.
Es wird wohl eine weitere aufregende Woche geben und ich halte euch auf dem Laufenden.
Alles Liebe,
Madeleine