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Mütter-Sport: Fit im Alltag mit Baby

Fit zu sein – das wünschen wir uns alle. Aber wie kommt man dahin? Schweißtreibendes Krafttraining im Fitnessstudio, Wohlfühlsport zu Hause oder einfach spazieren gehen? Da muss jede Mama ihren eigenen Weg finden, meint Trainerin Tatjana Körner.

In diesem Artikel:

Mütter-Sport: Sich Zeit geben nach der Geburt

Die Zwillinge sind erst wenige Wochen alt, doch ihre Mutter steht schon wieder gertenschlank auf dem Roten Teppich vor den Kameras. Wie machen all die Model- und Leinwand-Mamas das bloß, während man selbst wie ein moppeliger Panda aussieht und die Erschöpfungszustände angesichts des zahnenden Kindes mit Schokoladenriegeln statt grünen Smoothies und Powerwalking bekämpft? Und man muss ja nicht mal nach Hollywood und Co. schauen: Die Nachbarin ist noch schlanker als vor ihrer Schwangerschaft. Und all die Kita-Muttis, die morgens direkt in schicken Sportklamotten angesaust kommen, um gleich im Anschluss ihr Hammerprogramm Richtung Traumfigur zu absolvieren, während man selbst schon beim Treppensteigen aus der Puste kommt. Bewunderung angesichts dieser Disziplin ist in Ordnung. Neid ist hingegen nicht angebracht: Viele Mütter jagen einem selbstauferlegten Ideal hinterher, um Bauch, Beine, Po nach der Entbindung schnellstmöglich wieder so aussehen zu lassen, als wären die vergangenen neun Monate nie gewesen. Eigentlich ist uns ja allen klar, dass der Körper seine Zeit braucht, die tiefgreifenden Veränderungen auszubalancieren: Nur weil das Baby nun da ist, schnappt die Taille nicht wie ein Gummiband in den Ausgangszustand zurück. Und trotzdem vergleichen wir – und das stresst.

Hör auf deine innere Stimme: Wie Mütter mit Sport nach der Geburt beginnen

Im Normalfall regelt sich die Sache in den meisten Fällen mit der Zeit von ganz allein: Viele Mamas nehmen bereits durchs Stillen einige Kilos ab. Und danach purzelt das Gewicht weiter durch die Kombination gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Nur: Im Unterscheid zu kinderlosen Frauen hält der Alltag für Mütter ganz andere Herausforderungen bereit – und die durchkreuzen so manchen Plan, und schwups, ist der Sportvorsatz hintenüber gekippt. Wickeln, füttern, spielen, singen, beruhigen, trösten, zu Bett bringen – die Liste ist unendlich lang. Und dazu noch Alltagsaufgaben erledigen wie Einkaufen, Bügeln, Putzen, Kochen, vielleicht sogar schon wieder arbeiten. Uff! Da wird vor lauter Müdigkeit dann eher was Schnelles gekocht als zehn verschiedene Gemüsesorten für einen Auflauf zu schnippeln, wenn der Mini endlich schläft. Und statt Gymnastik zu machen, fläzt man sich aufs Sofa. Im Grunde ist das ist völlig okay, so lange du dich in deinem Körper wohlfühlst.

Wenn aber deine Gesundheit darunter leidet, Gelenke oder Muskeln schmerzen oder die Extra-Pölsterchen und Röllchen deine Psyche belasten, dann besteht Handlungsbedarf.

Tatjana Körner

Tatjana Körner

„Wenn eine Mutter selbst den Drang hat, körperlich etwas tun zu wollen, dann gilt es, den richtigen Weg für sich finden"

Wenn Freunde, Verwandte, Kollegen meinen, nach einigen Monaten könne man doch endlich mal wieder an dem eigenen Erscheinungsbild arbeiten, statt „nur Mama zu sein“, dann schalte am besten auf Durchzug! „Solche Stimmen von außen sollte man grundsätzlich ignorieren“, rät Tatjana Körner. Sie ist Gründerin des Wiesbadener Outdoor-Fitnessstudios „greenletics“. Als Trainerin weiß sie nur zu gut, wie viele Frauen auf dem Laufband gegen die Schwangerschaftspfunde anrennen, sich auf der Gymnastikmatte für straffere Bauchmuskeln quälen. Eben ohne Spaß und Eigenmotivation, sondern weil sie meinem, einem von außen auferlegten Ideal nacheifern zu müssen. Klar: Viele Mamas fühlen sich nach Schwangerschaft und Geburt unwohl in ihrem veränderten Körper, das ist kein Geheimnis. Tatjana Körner kann das zwar nachvollziehen – sie hat selbst zwei kleine Kinder, das Jüngste ist wenige Monate alt – aber sie sagt auch: Mütter sollten sich nicht unter Druck setzen.

Yoga für Schwangere

Die passenden Yoga-Übungen, auch für Schwangere, findest du hier: Yoga für Schwangere

„Wenn eine Mutter selbst den Drang hat, körperlich etwas tun zu wollen, dann gilt es, den richtigen Weg für sich finden – aber immer in einem gesunden Maß und Tempo!“ Als Richtwert gelte die Regel „Ist Mama happy, sind alle happy“. Ist eine Mutter also extrem unzufrieden mit ihrem Körper, so dass tatsächlich die Lebensqualität leidet, helfe ein realistischer Sport- und Ernährungsplan ohne überhöhte Erwartungen:  „Man muss sich klar machen, dass man nicht innerhalb von vier Wochen wieder aussieht wie vorher. Aber vielleicht in einem Jahr. Und das dann mit Wohlbefinden und weniger Stress. In erster Linie sollte es um die Fitness gehen, der Rest kommt von allein.“  Letztlich sei es auch Kopfsache: „Nach Schwangerschaft und Geburt ist man nicht mehr dieselbe Person wie zuvor –nicht nur körperlich, sondern auch mental. Ich akzeptiere ja, dass ich als Mama eine neue Rolle habe, dazu gehört eben auch, dass mein Körper nicht mehr derselbe ist. Selbst wenn die Waage irgendwann wieder dasselbe Gewicht anzeigt, lässt er sich nun anders belasten“, argumentiert die Trainerin aus Wiesbaden.

Erst die Rückbildung abschließen

Grundsätzlich gilt, dass vor Trainingsbeginn die Rückbildung abgeschlossen sein sollte. Solange der Beckenboden nicht gestärkt sei, können ausschließlich schonende Übungsformen erfolgen.

Training nach Rückbildung

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Mama-Sport: Das passende Training nach der Rückbildung

Tatjana Körner macht selbst regelmäßig Sport. Bevor sie Kinder bekam, war sie nebenberuflich als Fitnesstrainerin tätig. In der Elternzeit gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann das Outdoor-Fitnessstudio „Greenletics“, das Kurse für Mütter, Familien und Kinder anbietet. Der Clou: Sie finden ausschließlich draußen im Grünen in Parkanlagen statt – und das war übrigens schon vor der Corona-Pandemie so. Ursprünglich fiel die Entscheidung in Ermangelung geeigneter Räume. Doch mittlerweile weiß Tatjana Körner, dass es genau richtig war: „Der Aufenthalt an der frischen Luft ist sowieso gesund. Dazu kommt, dass man Stresshormone durch Bewegung in der Natur besser abbauen kann.“ Dazu kitzeln Sonnenstrahlen das Gesicht, man hört Bienen summen, riecht Blütenduft. Oder aber es rieseln Regentropfen ins Gesicht und es weht ein Wind. Und dann? Dann nichts: Das Training findet das ganze Jahr über zu jeder Jahreszeit statt, unterstützend gibt es Empfehlungen für die passende Sportkleidung. „Viele haben Angst, sich zu erkälten. Dabei trainiert man neben dem Körper das Immunsystem und wird mit der Zeit robuster. Als Feedback höre ich oft, dass die Teilnehmerinnen jetzt allgemein weniger schnell frieren.“

Auch die Babys sind dabei, mal mehr, mal weniger eingemummelt. Und dass zwischendurch eine Kleines an die Brust oder die Flasche will, das ist freilich eine Selbstverständlichkeit.

Die perfekte Mama-Übung

Da Mamas meist wenig Zeit für Sport haben, macht es Sinn, eine komplexe Übung zu wählen, bei der du gleich mehrere Muskeln samt Beckenboden gleichzeitig trainieren kannst.

Trainerin Tatjana Körner empfiehlt folgende Ausfallschritt-Übung,

  • weil sie so einfach wie effektiv ist
  • weil du sie sowohl daheim als auch unterwegs im Freien machen kannst
  • weil du sie auch problemlos mit Kind ausführen kannst – egal ob im Buggy, auf dem Arm, in der Trage vorne oder auf dem Rücken
  • weil es zwei Variationen für Anfänger und Fortgeschrittene gibt.

Und so geht´s:

  • Komme zuerst in einen aufrechten Stand, spanne deine Bauchmuskeln an und aktiviere deinen Beckenboden.
  • Mache einen großen Schritt mit einem Bein nach vorne. So weit, dass dein vorderer Fuß unter dem Knie steht und einen rechten Winkel bildet. 
  • Gleichzeitig beugst du auch das hintere Bein ungefähr in einen rechten Winkel, sodass das hintere Knie knapp über dem Boden schwebt.
  • Dein Oberkörper bleibt dabei so aufrecht wie möglich. Vermeide, dass sich dein Oberkörper zum vorderen Oberschenkel neigt.

In dieser Haltung hast du nun verschiedene Optionen:

Anfänger: Du bleibst in dieser Position und hebst und senkst deine Hüfte, indem du deine Beine leicht im Wechsel beugst und streckst. Dabei hältst du die ganze Zeit deine Bauchmuskulatur und auch deinen Beckenbogen aktiv. Wiederhole das Auf- und Absenken zehn Mal und wechsle dann die Seite. Diesen Wechsel kannst du vier Runden wiederholen.

Fortgeschrittene: Aus der oben beschriebenen Position stellst du das vordere Bein wieder nach hinten neben das andere Bein, indem du in den Stand zurückkommst. Aktiviere nochmals deine Bauchmuskeln und den Beckenboden, bevor der vordere Fuß vom Boden abhebt. Nun bringst du im selben Ablauf den anderen Fuß nach vorne. 

Wiederhole diesen Wechsel acht Mal je Bein, mache eine kurze Pause und fange von vorne an. Vier Runden lang.

Darum ist diese Übung so gut

Der Ausfallschritt ist eine Übung, die alle Muskeln trainiert, die du im Mama-Alltag brauchst. Sie ist sehr alltagsnah, da Mütter häufig in die Knie gehen müssen, um das Baby hochzunehmen oder Gegenstände aufzuheben. Dabei wie im Ausfallschritt tief zu gehen, ist rückenschonender, als sich mit dem Oberkörper nach vorne zu beugen.
Gleichzeitig trainierst du bei der Übung große Muskelgruppen (Beine, Hüfte, Po, Bauch und Rücken, und wenn du das Kind ohne Trage hältst, auch die Arme).