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Politische Entscheidung zur Geburtsbegleitung: Wir Eltern haben die Wahl

Wie setzen sich die Parteien für die Geburtsbegleitung in ihrem Wahlprogramm ein? Das Netzwerk der Elterninitiativen für Geburtskultur hat nachgefragt.

In diesem Artikel:

Netzwerk Geburtskultur

Mit großer Sorge betrachten wir die Entwicklungen der letzten Jahre in der Geburtshilfe. „Wir“ – das ist das Netzwerk „Elterninitiativen für Geburtskultur“ – ein Zusammenschluss von Initiativen, Vereinen, Einzelpersonen und unterstützenden Organisationen. kidsgo ist aktiv im Netzwerk beteiligt.

Weitere Informationen

Situation der Geburtshilfe in Deutschland

Die Geburtshilfe in Deutschland ist nicht mehr sicher: Eine wohnortnahe, flächendeckende Versorgung mit Hebammenbetreuung für die Schwangerschaftsvorsorge und das Wochenbett ist in vielen Regionen Deutschlands mittlerweile ein Lottospiel geworden. Geburtskliniken und -abteilungen, ebenso wie Geburtshäuser, werden an vielen Orten geschlossen, die Anfahrtswege werden immer länger, die Wahlfreiheit des Geburtsorts geht verloren. Doch die Unterversorgung trifft nicht nur ländliche Gebiete, sondern auch Großstädte.

Gebärende werden wegen Überfüllung abgewiesen oder wegen Arbeitsüberlastung und Personalmangel nur „versorgt“, jedoch nicht begleitet. In Berlin und Karlsruhe kam es dadurch bereits zu Todesfällen. Ein weiteres Problem: Oft lösen medizinische Eingriffe eine Reihe an weiteren Interventionen aus. Diese Störungen bremsen den natürlichen Geburtsprozess oder legen ihn derart lahm, dass am Ende der Kaskade ein Kaiserschnitt steht – ein Mitgrund für die sehr hohe Kaiserschnittrate von 32 Prozent.

Auf dem Prüfstand

Wir, der Zusammenschluss von Elternvertreterinnen, schätzen die Situation als sehr dramatisch ein. In der Grundsatzerklärung des Netzwerks fordern wir daher umfassende Reformen, um werdende Eltern, Familien und ihre Kinder zu schützen. Um zu erfahren, wie sich die Politik in den nächsten Jahren für eine gute Geburtskultur in Deutschland einsetzen will, haben wir den Parteien sieben „Wahlprüfsteine“ vorgelegt.

Wahlprüfsteine

(Fragen verkürzt)

  • 1. Geburtskultur in Deutschland

Was bedeutet eine Geburtskultur im Sinne von Mutter und Kind für Sie und durch welche Maßnahmen wird dies zukünftig umgesetzt?

  • 2. Senkung der Kaiserschnittrate

Mit welchen Maßnahmen werden Sie die Kaiserschnittrate auf das von der WHO empfohlene Niveau von höchstens 10-15 % senken?

  • 3. 1:1-Betreuung während der Geburt

Wie werden Sie eine 1:1-Betreuung durch eine Hebamme während der gesamten Geburt garantieren?

  • 4. Gewaltfreiheit in der Geburtshilfe

Mit welchen Maßnahmen werden Sie Frauen und ihre Kinder während der Geburt vor Gewalt schützen und die Wahrung ihrer Menschenrechte garantieren?

  • 5. Schwangerenbetreuung – wohnortnah

Wie werden Sie eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung mit qualifizierter Schwangerenvorsorge und 1:1-Geburtshilfe sicherstellen?

  • 6. Kinderärzte – wohnortnah

Wie werden Sie für jedes Kind wohnortnah kinderärztliche Versorgung sicherstellen?

  • 7. Mitsprache der Eltern bei allen Entscheidungen zur Geburtshilfe

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um uns Interessensvertretern der Eltern ein Mitspracherecht zu garantieren?

Ausführlichen Antworten

 

Ergänzung 13. Juli 2017: Die Antworten der CDU/CSU wurden uns zwei Monate nach dem von uns angegebenen Termin und damit zwei Wochen nach Veröffentlichung unserer Auswertung im Internet zugestellt. Wir haben daraufhin die Auswertungstabelle aktualisiert.

Fazit des Netzwerks für Geburtskultur:

Wir bedauern sehr, dass wir von der CDU/CSU trotz Eingangsbestätigung keine Antwort erhalten haben. Die SPD informierte uns telefonisch darüber, dass das Thema erst zu den Koalitionsverhandlungen wieder diskutiert wird und sie uns daher nicht detaillierter als bisher antworten werden. Wir begrüßen die Einstellung der anderen Parteien zur angestrebten Geburtskultur, in der die Unterstützung des Elternwerdens als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen wird und eine 1:1-Betreuung durch Hebammen erfolgen sollte.

 

Einen großen Dank an den Künstler Ritsch-Renn, der uns seinen meinungsstarken Cartoon zur Verfügung gestellt hat! Mehr von ihm findet ihr unter: www.ritsch-renn.com