Die ersten Entwicklungsschritte: Das Neugeborene
Ein gesundes Neugeborenes benutzt alle Sinne. Es sieht, hört, fühlt und besitzt angeborene Reflexe, wie den Saug-, Greif- und Schreireflex. Diese Reflexe werden gleich nach der Geburt untersucht. Ganz deutlich ist der Greifreflex zu erkennen: Berührt man die Handfläche des Babys mit dem Zeigefinger, umschließt es ihn mit allen Fingern und dem Däumchen so fest, dass man das Baby daran hochziehen könnte. In Rückenlage legt das Baby den Kopf auf die Seite, in Bauchlage versucht es, ihn für einen Moment anzuheben und auf die andere Seite zu legen.
HEBAMMEN-TIPPS
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Daumenfreuden: 4. bis 6. Lebenswoche
Wie rasch dein Kind sich weiter entwickelt, siehst du, wenn du dein Baby am Ende des ersten Monats beobachtest. Die Beugehaltung, die das Kind im Mutterleib eingenommen hat, streckt sich schon ein wenig. In der Bauchlage zieht das Baby die Beinchen nicht mehr so häufig und so stark an.
Das Köpfchen kann in der Bauchlage mitunter schon für mehrere Sekunden um etwa 45 Grad angehoben werden. Wackeln nach rechts und links ist dabei völlig normal. In der Rückenlage dreht das Baby den Kopf zur Seite und bevorzugt häufig eine Lieblingsseite.
Meist schläft das gesunde Baby mit geschlossenen Fäustchen. Manchmal sind die Hände aber auch schon leicht geöffnet. Beim etwa vier Wochen alten Kind kannst du beobachten, wie es die Hand unwillkürlich zum Mund führt. Oft wird die ganze Hand – manchmal auch nur der Daumen – in den Mund gesteckt.
Die Babys beginnen jetzt auch, einen interessanten, beweglichen Gegenstand, der sich etwa 40-50 Zentimeter vor ihren Augen befindet, kurzfristig zu fixieren. Beide Augen schauen dabei den Gegenstand richtig an. Auch die Töne einer Spieluhr oder einer Glocke können die Aufmerksamkeit des Kindes bereits wecken.
Kopf hoch: 3. bis 4. Lebensmonat
Im Verlauf des dritten Monats lernt dein Baby, sein Köpfchen immer besser unter Kontrolle zu halten. In der Bauchlage können Säuglinge bis zum 4. Monat den Kopf sicher für kurze Zeit hochhalten. Das Gesicht bildet dabei zur Unterlage einen Winkel von etwa 45 Grad. Die bisher erzielte Kräftigung der Rücken-, Hals- und Nackenmuskulatur ermöglicht es jetzt, das Kind aus der Rückenlage an Händchen und Unterarmen hochzuziehen. Setzt man das Kind auf eine Unterlage und hält es an beiden Armen fest, dann versucht es, das Köpfchen zunehmend länger aufrechtzuhalten.
Jetzt wird es auch Zeit für Babyspielzeug. Das bloße Anschauen einer über der Wiege oder dem Kinderwagen aufgehängten bunten Kugelkette genügt dem Kind nicht mehr. Es will die Dinge mit den Händen betasten, um sie zu „begreifen“ und in den Mund stecken, um sie zu erkunden. Auch die eigenen Händchen werden auf diese Art und Weise erforscht. Bis zum Ende des 4. Monats bringt das Baby die Hände vors Gesicht, betrachtet sie und führt sie mehr oder weniger zufällig zusammen.
Interessantes Spielzeug, wie eine farbige Rassel wird für kurze Zeit schon fest in der Hand gehalten. Bewegst du es vor dem Gesicht des Kindes, dann wird der Gegenstand bereits von den meisten Kindern von einem Augenwinkel zum anderen verfolgt.
Früh übt sich: die Säuglingspflege
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Schau mir in die Augen: 6. bis 7. Lebensmonat
Jetzt heißt es aufpassen. Du ahnst nicht, wie schnell sich dein Kind umdrehen kann. Eine neue Art der Körperbewegung macht dem Baby besonderen Spaß. Es kann ohne Abstützen auf dem Bauch „schaukeln“ und Kopf, Brust und Arme dabei heben. Das Baby dreht das Köpfchen interessiert nach allen Seiten, seine Kopfhaltung wird zunehmend sicherer. Manche Babys wollen schon sitzen; unterstütze diesen Ehrgeiz aber bitte nicht – das wäre noch zu früh.
Stellt man das Baby auf eine Unterlage, dann steht es für gewöhnlich auf den Zehen, die sich dabei in die Unterlage krallen.
Hält man ein buntes Spielzeug in sein Blickfeld, dann versucht es interessiert, danach zu greifen.
Im sechsten Lebensmonat wird die aufrechte Position stabiler, die Bauchlage verbessert sich. Dein Baby kann bald ohne Hilfe sitzen.
In der Bauchlage kann es sich auf seine gestreckten Arme stützen, die Händchen sind dabei halb oder ganz geöffnet. Das Baby setzt seine Hände jetzt immer gezielter als Werkzeug ein. Es greift mit der ganzen Handinnenfläche nach Spielzeug. Dabei umschließen seine Finger und der Daumen den Gegenstand.
Spielzeug, das vom Baby von der Größe her gehalten werden kann, wird jetzt auch schon von einer Hand in die andere gewechselt und vor allem auch fest angeschaut. Das beweist ein gutes Zusammenspiel von Hand und Augen. Das Erforschen und Prüfen mit dem Mund spielt immer noch eine große Rolle.
Das Gehör wird zunehmend feiner. Dein Baby kann jetzt leise Töne, wie beispielsweise das Rascheln von Seidenpapier, wahrnehmen.
Bild: Andreas Koch - Fotolia.de
Erfolgsmomente: 6. bis 9. Lebensmonat
Die meisten Babys rollen zu diesem Zeitpunkt aktiv vom Rücken auf den Bauch und umgekehrt. Liegt das Kind auf dem Rücken, zieht es die Beine an und spielt mit seinen Füßchen. Als Vorbereitung für den Vierfüßlerstand versucht es, sich fortzubewegen, meist kommt dabei ein Rutschen nach rückwärts heraus. Die Gleichgewichtsreaktionen werden von Tag zu Tag besser.
Unermüdlich erprobt das Baby seine erlernten Fähigkeiten. Spielzeug kann jetzt schon länger in den Händen gehalten werden, wird gedreht und gewendet und wieder geholt, wenn es entglitten ist. Ein ganz wichtiger Entwicklungsschritt hat sich vollzogen, wenn das Kind einem hinunter gefallenen Spielzeug nachschaut. Es erfährt dabei, dass Dinge auch dann existieren, wenn sie im Augenblick nicht zu hören und zu sehen sind.
Besonders beliebt ist bei allen Kindern in diesem Alter das klassische „Kuckuck-Spiel“. Man versteckt dabei den Kopf des Kindes unter einem Tuch, ruft „Kuckuck“ und zieht das Tuch schnell wieder weg. Schon nach dem ersten Versuch zieht sich das Baby das Tuch selbst vom Gesicht und freut sich riesig über den Erfolg.
Es will jetzt mit allen Babysinnen seine Umwelt erfahren. Es beginnt aus einer Tasse zu trinken, knabbert Kekse und beißt hingebungsvoll auf seinem Beißring herum. Das Kauen auf harten Gegenständen, das kann beispielsweise auch eine gewaschene Karotte oder ein Stück Brotrinde sein, erleichtert deinem Kind den Zahndurchbruch, der gewöhnlich zwischen dem sechsten und achten Monat erfolgt.
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Kleine Lebenskünstler: 10. bis 12. Lebensmonat
Nach wie vor hat dein Kind großen Spaß an der Bewegung. Rücken- und Bauchlage findet es gar nicht mehr interessant. Es will sitzen oder aber sich fortbewegen. Dein Baby übt sich erst im Robben und schaukelt auf Händen und Knien. Damit testet es sein Gleichgewicht und bereitet sich so auf das Krabbeln vor.
Viele Kinder drehen sich schon aus der Rückenlage oder den Vierfüßlerstand zum Sitzen. Wenn sie frei sitzen, können sie sich schon gut mit den Händen nach vorn, rückwärts oder zur Seite abstützen. Typisch für dieses Alter ist das freie Sitzen mit geradem Rücken und gestreckten Beinen. Wenn dein Kind den Lernschritt vollzogen hat, im Vierfüßlerstand die Bewegungen von Händen und Füßen zu koordinieren, dann kann es krabbeln.
Manchmal wird das Krabbelstadium einfach übersprungen, so dass das Kind nach dem Sitzen und Stehen gleich das Laufen lernt.
Feine Töne wie das Ticken einer Uhr erregen jetzt Babys Aufmerksamkeit. Es lernt auch schon, zwischen „innen“ und „außen“ zu unterscheiden. So greift es beispielsweise in einen Eimer, um einen Gegenstand herauszunehmen. Es kann auch schon in jede Hand ein Spielzeug nehmen, beispielsweise je ein Bauklötzchen und beide aneinander klopfen. Das Fallenlassen von Gegenständen genügt dem Kind nicht mehr. Das Kind wirft vergnügt Spielzeug mit Schwung von sich und erwartet von den Erwachsenen, dass sie mitmachen und die Gegenstände zurückbringen.
Auf dem Boden sitzend übt es auch schon das Heranziehen von Spielzeug mit Hilfe einer Schnur. Ein entscheidender geistiger Entwicklungsschritt, bei dem das Baby demonstriert, dass es bereits Zusammenhänge erfassen kann.
Das Interesse deines Kindes richtet sich jetzt auch auf Einzelheiten, wie zum Beispiel die Augen einer Puppe, Knöpfe oder Schlüssel. Es schaut sich gern ein einfaches Bild in einem Bilderbuch an und hat einen Riesenspaß an Winke-Winke- oder Versteckspielen.
Dass dein Baby Schlussfolgerungen anstellt, beweist es, indem es nach Spielzeug sucht, das du vor
seinen Augen versteckt hast. Das Zusammenspiel der Hände untereinander und in Koordination mit den Augen wird immer besser. Auch die Fingerfertigkeit nimmt sichtbar zu. Die meisten Babys beherrschen den „Pinzettengriff“. Sie fassen kleine Gegenstände, wie beispielsweise einen Knopf oder Brotkrümel, wie mit einer Pinzette zwischen Daumen und Zeigefinger. Aus dem „Pinzettengriff“ entwickelt sich der „Zangengriff“, bei dem Daumen und Zeigefinger beim Greifen kleinster Gegenstände zangenartig gebeugt werden.
Die meisten Kinder benötigen jetzt beim selbständigen Trinken aus der Tasse nur noch geringfügige Unterstützung. Zwieback, Kekse oder Apfelscheiben kann dein Kind schon ganz allein aus der Hand essen.
Die Feinbewegungen der Hände sind so weit ausgebildet, mit den Augen koordiniert und vom Verstand her gelenkt, dass auch kleine Gegenstände gezielt eingeordnet werden. Das Baby holt sich selbständig Spielzeug aus seiner Spielzeugkiste, legt es wieder zurück und ist auch fähig, jemand anderem Gegenstände in die Hand zu geben. Winzige Teile oder Fädchen werden vom Boden aufgehoben und untersucht. Zum ersten Geburtstag ist die Entwicklung so weit fortgeschritten, dass das Baby nicht nur mit sich selbst und in Gesellschaft von anderen spielt, sondern auch mit seinen Geburtstagsgästen zumindest kurzfristig Kontakt aufnimmt.
Experimente und Eigenleistung: 13. bis 15. Lebensmonat
Die Freude an der eigenen Leistung verstärkt die Lernbereitschaft deines Kindes. Hab Geduld. Es will in diesen Monaten vieles selbst tun: Essen, Strümpfe ausziehen, das Bilderbuch umblättern, mit einem Stift kritzeln. Das Kind will alles erproben, was es sieht oder was in seine Reichweite kommt. Es will erfahren, ob das Lammfell weich ist, will prüfen, ob sich Bücher zerreißen lassen und interessiert sich dafür, was wohl im Bauch eines Teddybären steckt.
Lass dein Kind gewähren, auch wenn mal eine eigenständige Breimahlzeit entsprechende Spuren hinterlässt oder wenn das Kind mit Gebrüll reagiert, weil es die Socken nicht schnell genug von den Füßchen bekommt. Ungefähr 75 Prozent aller Babys können bis zu ihrem 15. Lebensmonat laufen, mindestens drei Schritte ohne Unterstützung.
Führungspersönlichkeiten: 16. bis 18. Lebensmonat
Das eineinhalbjährige Kind kann die Treppe hinauf- oder hinuntergehen, wenn es sich festhält oder noch festgehalten wird. Eine beliebte Übung ist auch das Treppenkrabbeln auf allen Vieren. Aber Vorsicht, die kleinen Abenteurer kommen zunächst nicht allein wieder hinunter.
Vorsorge
Um wirklich sicher zu gehen, ob sich Ihr Kind gesund entwickelt, sollten Sie unbedingt alle neun Vorsorgeuntersuchungen (sechs davon bereits im
1. Lebensjahr) beim Kinderarzt wahrnehmen.
Dein Kind spielt jetzt immer konzentrierter. Dabei kann es beispielsweise mit vier Würfeln einen Turm bauen, Spielzeug in die Kiste legen und wieder herausnehmen, nach Gegenständen suchen, die man vor seinen Augen versteckt hat und Eingewickeltes auspacken.
Seinen Zeigefinger benutzt das Kind jetzt auch schon isoliert. Es beherrscht das Umblättern von Bilderbuchseiten.
Die meisten Kinder können, am Tisch sitzend, zerkleinerte Speisen mit dem Löffel essen und ohne Hilfe aus der Tasse trinken.
Der Nachahmungstrieb lässt das Kind Worte und Tierlaute imitieren und regt es zu Tätigkeiten wie Putzen oder Staubwischen an. Das ist nicht immer ganz ungefährlich und erfordert von den Erwachsenen erhöhte Aufmerksamkeit. Dennoch sollten Sie, wenn es eben geht, so wenig wie möglich eingreifen.
Im Gleichgewicht: 21. bis 24. Lebensmonat
Etwa mit achtzehn Monaten ist ein wesentlicher Abschnitt der Entwicklung erreicht. Die grundlegenden Bewegungsmuster sind in Übereinstimmung mit der geistigen Entwicklung eingeübt. Das Nachahmen der Erwachsenenwelt macht einen großen Teil des Spielens aus. Dein Kind zeigt jetzt zunehmendes Interesse für andere Kinder, mit denen es in Kontakt kommen und spielen möchte. Spiel heißt in diesem Alter allerdings oft noch, sich gegenseitig Spielzeug wegzunehmen.
Körperteile wie Augen und Nase kann dein Kind an sich selbst oder an Puppen zeigen. Seine Lautäußerungen werden differenzierter, das Sprachverständnis wächst mit jedem Tag.
Das Kind kann jetzt alleine essen. In diesem Alter beginnen Kinder auch tagsüber sauber zu sein.
Zum zweiten Geburtstag hat das Kind eine Vielzahl von Fähigkeiten auf dem Gebiet der Sinnesentwicklung, der Kommunikation und der Kenntnis seines eigenen Körpers erworben.
Wortschatzsucher: 3. bis 4. Lebensjahr
Zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr wird die Körperbeherrschung, besonders die Fortbewegung, rasch weiterentwickelt. Anfangs kann das Kind besser laufen als gehen. Ungefähr mit drei Jahren geht und läuft das Kind unter normalem Abrollen der Füße.
Dein Kleinkind macht Kletterversuche auf Stühlen und Möbeln, steigt Treppen stufenweise hinauf und hinunter und lernt beispielsweise Dreirad fahren.
Die Art des Spielens ändert sich. Ab dem dritten bis vierten Lebensjahr bevorzugen Kinder Rollen- und Funktionsspiele. Mit drei Jahren kann das Kind einen Turm aus bis zu neun Würfeln bauen und mehrere Gegenstände auf einem Bild zeigen. Mit vier Jahren kennt dein Kind Farben und malt beispielsweise ein Dreieck ab.
Die Sprache macht rasche Fortschritte, die individuellen Unterschiede sind hier allerdings sehr groß. Das Wortverständnis geht der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit erheblich voraus. Der Wortschatz – im zweiten Lebensjahr etwa 100 bis 200 Wörter – wächst bis zum Ende des vierten Jahres auf 1500 bis 2000 Wörter.
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