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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
28. Schwangerschaftswoche

Familiensegen – Familiensorgen...

Hallo liebe Bauchträgerinnen!

Es ist mal wieder eine Woche vergangen und ich muss sagen, ich habe doch relativ häufig über recht ereignisreiche Wochen zu berichten- jedenfalls im Verhältnis zu meinen nichtschwangeren Tagen. Auch diesmal war wieder einiges los. Allen voran natürlich meine Prüfungen am Freitag: mündlich-praktische und schriftliche Neurologie-Prüfung.

Bei der mündlichen Prüfung war es diesmal etwas seltsam, weil man meine Schwangerschaft nun deutlich sieht und eben auch sieht, wie die Prüfer darauf reagieren. Bei der Reflex-Station (bei unserer Prüfung gibt’s wie beim Zirkeltraining einige Stationen- und eine Trillerpfeife, wenn die Zeit um ist!) meinte eine (etwas verpeilte) Dozentin, ich solle bitte den Achillessehnen-Reflex zeigen. Ich hab die für mich bequemste Variante gewählt und einfach den Fuß der "Patientin" in die Hand genommen und auf den Ballen geklopft. "Ja, machen Sie das doch bitte mit einem Schlag auf die Achillessehne!" Ok. gleiches Spiel, ich halte den Fuß in meiner Hand und klopfe auf die Achillessehne. "Ja, aber am einfachsten geht es doch an der sitzenden Patientin, wenn Sie am herabhängenden Fuß auf die Sehne klopfen. Machen Sie das doch mal vor." Haha! Scherzkeks! Und jetzt rate mal, warum ich keine Schuhe mit Schnürsenkeln trage? Ich KANN mich nicht runterbeugen! Ich habe mich dann mit betont angestrengter Miene in die Hocke begeben und nach erfolgter Reflex- Testung mich ächzend wieder erhoben, aber irgendwie ist ihr das wohl nicht so aufgefallen ...

Einer anderen Dame ist meine Schwangerschaft hingegen sehr wohl aufgefallen. Die Prüfung fand in der Kopfklinik statt, um 8.30 sollte es losgehen. Kurz davor bin ich sehr nervös umhergehuscht und hab geschaut, in welchen Räumen meine Stationen liegen. Ich war ganz auf die bevorstehende Herausforderung konzentriert, als mich eine nette ältere Dame mit Blick auf meinen Bauch fragte: "Na, wann ist es denn bei Ihnen soweit?" Ich, etwas aufgeschreckt und aus meiner nervösen Konzentration gerissen, antworte: "Äh, um halb neun, wieso?". Ich konnte nach kurzer Denkpause dann aber noch die korrekte Antwort auf ihre Frage liefern ...

Ansonsten war eigentlich vor allem mein Wochenende interessant und sehr schön. Am Samstag hab ich von einem lieben Bekannten und seiner Frau ein paar sehr süße Strample und Bodys bekommen (ich weiß bald nicht mehr, wohin mit Baby-Klamotten!) und abends hatten wir dann noch Besuch von meiner besten Uni-Freundin und deren Freund, der nach 8 Monaten gerade aus Chile gekommen war. Er war total entsetzt, als ich ihm unser Schlafzimmer gezeigt hab, das mittlerweile mit Baby-Wiege, Wickeltisch nebst zugehöriger Stoffwindel-Kollektion und massenweise Stramplern und Co. aussieht, als hätten wir das Kind schon. Er konnte gar nicht verstehen, dass wir drei Monate vor der Geburt schon alles parat haben, was wir brauchen. Aber erstens find ich, dass drei Monate eine erschreckend kurze Zeit sind, und zweitens bin ich nun mal ein ungeheurer Planungs-Mensch. Da es mit einem Kind aber wohl recht chaotisch wird, will ich eben alles, was ich planen kann auch planen, damit ich nicht völlig hilflos vor den ersten Unvorhersehbarkeiten stehe ...

Am Sonntag war ich dann zu Besuch bei meinen Taufpaten, die mittlerweile auch meine Adoptiveltern sind. Die sind eigentlich eher wie meine Großeltern (er ist 91, sie ist 86), früher haben wir dort unsere Ferien und unsere Wochenenden verbracht. Da man aber nur als Kind und nicht als Enkel adoptiert werden kann, haben sie mich und meine Schwester letztes Jahr adoptiert (wir haben einen Großteil unserer Kindheit in einem Heim verbracht, und als dann vor 4 Jahren unsere Mutter starb, haben sie gesagt, sie würden uns gerne als Kinder annehmen). Jedenfalls haben wir ein sehr inniges Verhältnis (auch wenn meine Adoptivmutter meinen Hintern fies findet) und das Haus ist für uns ein wenig wie unser Elternhaus. Da die beiden keine eigenen Kinder haben, werden wir später das Haus auch erben, und gestern hat mich Fred gefragt, wie wir das später machen wollen, ob nur eine mit ihrer Familie dort wohnen will oder beide. Ich hab ihm dann gesagt, dass wir eigentlich vorhaben, das Haus als "Familien-WG" zu nutzen, da war er dann sehr begeistert und hat mir seine Pläne erläutert, wie der Dachboden auszubauen wäre, damit wir mehr Platz haben. Und das Krasse ist: er möchte möglichst bald mit Hilfe meines Mannes und des Freundes meiner Schwester damit anfangen: eine richtige Treppe zum Dachboden bauen (im Moment ist da nur eine Leiter) und alles isolieren. Das ist einerseits unglaublich (er ist wie gesagt 91) und andererseits total typisch. Er ist der geborene Macher, vor 4 Jahren hat er sämtliche Heizungen im Haus ausgebaut und neue installiert ... Was ich dabei aber so schön finde, ist, dass er das jetzt für sein Enkelchen macht. Er meinte, vorher hatte er nie daran gedacht, am Speicher was zu werkeln ("sonst wär’s ja längst gemacht"), aber jetzt, wo die Familie wächst, muss er doch dafür sorgen, dass sie auch Platz hat ... Ich bin sehr gespannt, wie sich das alles gestalten wird!

Tja, und nach diesem recht rührenden Besuch bin ich mit Sunday noch nach Ludwigshafen gefahren, am Donnerstag hat nämlich eine Freundin dort ihr Kind bekommen. Die Geburt finde ich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, deshalb erzähl ich kurz, was sie mir gestern erzählt hat.

Sie hatte eine normale Geburt geplant, und nachdem sie in der Nacht von Mi. auf Do. ständig Wehen hatte, ist sie mit ihrer Mutter morgens dann Richtung Klinik gefahren und hat auch ihren Mann von der Arbeit herbeordert. Mann muss noch erwähnen, dass die Familie einen sehr engen Kontakt pflegt, obwohl die Eltern geschieden sind und jeweils neue Partner haben, verstehen sich alle prächtig. So kam es, dass die Mutter ihren Ex-Mann angerufen hat, um ihm mitzuteilen, dass es soweit ist. Er kam dann gleich – ganz besorgter Papa – mit seiner Frau hinterher in die Klinik. Es waren also neben Natascha auch ihr Mann, ihre Mutter, ihr Vater und ihre Stiefmutter im Kreißsaal anwesend. Ich muss sagen, ich wäre wahnsinnig geworden!! Aber sie meinte nur, ihr war in dem Moment eh alles egal, und da keiner von ihr erwartete, sich an der angeregten Konversation zu beteiligen, war das auch in Ordnung. Nur das ständige Betüteln konnte sie nicht so recht haben, es durfte sie also keiner allzu lange massieren oder ihr den Schweiß abtupfen.

Leider hat ihr Muttermund nach 4cm beschlossen, dass er nicht weiter aufgehen will, außerdem ist die Fruchtblase nicht geplatzt. Als die Hebamme sie dann aufgeritzt hat, waren auf einmal die Herztöne des Kindes weg und sind dann auch im Verlauf immer wieder abgesackt. Also hat man beschlossen, einen Kaiserschnitt zu machen. Als der kleine Jason dann das Licht der Welt erblicken durfte, hatte die frisch gebackene Mama aber kaum Zeit, ihn zu bewundern, als schon der Rest der Familie den neuen Sprössling begutachten wollte. Und dann kam die eigentliche Enttäuschung: anscheinend hatte meine Freundin eine Infektion gehabt, das Fruchtwasser war nicht ganz astrein und ihr Söhnchen brauchte Antibiotika. Und das heißt Neugeborenen-Intensiv. Das war dann schon schwer. Zwar hatte sich Natascha für ein Krankenhaus mit angeschlossener Kinder-Intensiv entschieden, und sie lässt sich auch immer holen, wenn der Kleine Hunger hat (mit dem Stillen klappt es aber auch noch nicht so, weil sie noch keinen Milcheinschuss hatte und ihr Sohn beim Trinken immer einpennt), aber sie findet es doch sehr schade, dass er nicht bei ihr im Zimmer ist. Jetzt hofft sie, dass sie am Di. mit ihrem Erstgeborenen nach Hause darf. Ich drücke ihr auf jeden Fall ganz fest die Daumen ...

Ich finde es schon irgendwie beängstigend, was alles passieren kann. Ich möchte möglichst auch eine natürliche Geburt, aber ich stelle mich auch darauf ein, dass ein Kaiserschnitt erforderlich sein könnte. Aber dass mein Kind dann erstmal zur Überwachung auf Intensiv müsste? Das wäre schon hart, schließlich hab ich mein Baby dann so lange in mir getragen und werde dieses Gefühl der Nähe sicher sowieso vermissen, aber wenn ich das Kind dann nicht einmal in meiner unmittelbaren Nähe haben kann, fände ich das, glaube ich, niederschmetternd ...

Aber ich hoffe mal, dass bei uns dann alles gut gehen wird. Wobei ich mir trotzdem immer Sorgen mache, grade weil in meinem Bekanntenkreis so einige unschöne Vorfälle waren. Als ich noch zur Schule ging, wurde eine Klassenkameradin von mir kurz vorm Abi schwanger und hat ihr Baby dann im 6. oder 7. Monat verloren. Sie hat das nur gemerkt, weil sich in ihrem Bauch auf einmal nichts mehr geregt hatte. Vor 2,3 Tagen war meine Kleine sehr ruhig und ich hab sie eineinhalb Tage überhaupt nicht gespürt. Da hab ich dann richtig Angst gehabt, aber nachdem ich meinen Bauch auf einer Seite eingedrückt habe, um zu schauen, ob sich überhaupt was regt, hat sich meine Kleine vehement gegen diesen Übergriff gewehrt. Da war ich dann unendlich erleichtert.

Und ich glaube, diese Angst wird mich ein Leben lang begleiten, zwar hoffentlich nur im Hintergrund, aber es kann ja immer etwas passieren. Das erste Kind einer Freundin ist am plötzlichen Kindstod gestorben, die Tochter eines Bekannten einer Kommilitonin wurde von dem Regal erschlagen, auf das sie gerade klettern wollte, eine Freundin von mir hat die schönen bunten Chemotherapeutika ihrer Oma geschluckt und kam grade noch rechtzeitig ins Krankenhaus ... Wahrscheinlich sollte man sich über solche Dinge besser keine Gedanken machen (bzw. sehen, welche Unfälle man im Voraus verhindern kann durch ein kindersicheres Umfeld), schließlich hat jeder von uns als Kind das Eine oder Andere angestellt, dass unseren Eltern das Herz hat in die Hose rutschen lassen, aber wir hatten einen wohlwollenden Schutzengel. Ich hoffe, ich kann gelassen an das Abenteuer herangehen, das schon vor 28 Wochen begonnen hat.

Euch wünsche ich ebenfalls Gelassenheit und Zuversicht!
Bis nächste Woche

*Eva- Katharina*



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