Geburtsvorbereitungskurs online: Erfahrungen – Wie läuft er per Video-App ab? Wie unterscheidet er sich vom Geburtsvorbereitungskurs vor Ort?

Viele schwangere Frauen, die kurz vor der Geburt stehen, machen sich in Corona-Zeiten eher später als früher in die Klinik auf, um die Anwesenheit in der Klinik so kurz wie möglich zu halten und sich so keinen unnötigen Risiken auszusetzen. Um aber zu wissen, wann sie ihren Partner mobilisieren, ihre Kliniktasche schnappen und losfahren sollten, müssen sie gut darüber informiert sein, wie eine Geburt prinzipiell abläuft, um die Zeichen ihres Körpers und ihres Babys richtig deuten zu können.

Was sind die Themen im Online-Geburtsvorbereitungskurs?

Geburtsverlauf und erste Anzeichen sind typische Themen, die Hebammen in einem Geburtsvorbereitungskurs mit den teilnehmenden Eltern besprechen. Jedoch finden Geburtsvorbereitungskurse wegen der Corona-Pandemie zurzeit nicht in ihrer üblichen Form in den Räumen von Hebammenpraxen, Kliniken, Geburtshäusern oder Familienbildungsstätten statt.

Aber: In Zeiten der Corona-Kontaktbeschränkungen hast du ­– der Digitalisierung sei Dank – die Möglichkeit, einen Online-Geburtsvorbereitungskurs per Video-App von überall  hier in Deutschland zu buchen und besuchen. Wenn es also keinen Platz mehr in deinem Wunsch-Geburtsvorbereitungskurs gibt, hast du jetzt ortsunabhängig beste Chancen, einen freien Platz zu finden!

Welcher Online-Geburtsvorbereitungskurs passt zu dir?

Und auch beim digitalen Geburtsvorbereitungskurs hast du die freie Wahl zwischen Geburtsvorbereitungskursen für Frauen, für Paare, am Wochenende, für Frauen, die ihr zweites, drittes … Kind erwarten und somit schon eine oder mehrere Geburt(en) erlebt haben.

Geburtsvorbereitungskurs-Online-Erfahrungen: Experten-Interview

Persönliche Kontakte sowie ein Austausch untereinander sind auch digital möglich und wichtig

Wir haben im Geburtshaus Hamburg bei Hebamme und Geschäftsführerin Britta Höpermann (55) nachgefragt, wie solch ein Online-Geburtsvorbereitungskurs abläuft, wie er sich vom „analogen“ Kurs unterscheidet und wie sie auf die spezielle Situation der werdenden Eltern eingeht.

Frau Höpermann, behandeln Sie als Kursleiterin des Online-Geburtsvorbeitungskurses die gleichen Themen und Inhalte wie sonst auch?

Ja, alle Themen werden behandelt wie bei analogen Kursen. Im Theorieteil besprechen wir zum Beispiel die Phasen der Geburt, was die Gebärende selbst tun kann unter der Geburt, was ihr helfen kann, was „natürliche Geburt“ bedeutet, welche Geburtspositionen es gibt, welche Rolle der Partner spielt, wie sich Schmerzen lindern lassen, welche Stolpersteine es geben kann. Außerdem  klären wir über die Bedeutung des Wochenbetts auf und sprechen über  das Stillen.

Und auch die Körperarbeit kommt im Online-Kurs nicht zu kurz: Anleitung zu Massagen, Atmung und  Entspannung gehören zum praktischen Teil, ist aber natürlich angepasst an die digitale Situation.

Und der Rahmen? Wie viele Treffen sind vorgesehen?

Insgesamt umfasst der Kurs 7 x 2 Stunden, in unterschiedlichen Settings: Wochenendintensivkurs, Frauenkurs und Frauenkurs mit einem Partnertermin.

Wie wird das Angebot bisher angenommen?

Dazu kann ich noch nicht allzu viel sagen, tendenziell aber sehr gut. Klar ist aber, dass die Schwangeren bzw. die Paare alle sehr dankbar für dieses Online-Angebot sind.

Wo sehen diese Vorteile? Wo Nachteile? Gibt es etwas, was die werdenden Eltern vermissen?

Ein  Vorteil kann sein, dass die Teilnehmenden nicht aus dem Haus müssen und im eigenen geschützten Raum sind.  Einen Nachteil sehe ich darin, dass die Körperübungen nicht so durchgeführt werden können wie bei den „echten“ Treffen. Und natürlich ist es viel schöner, direkt zusammen zu sein. Es ist insgesamt nicht so persönlich – aber die Mütter und Väter bilden selber auch Netzwerke untereinander. Alle machen das Bestmögliche aus der Situation.

Ich habe die Kursteilnehmer auch direkt befragt, und alle freuen sich über den Austausch und würden sich wünschen, sich einmal treffen zu können, wenn dieses wieder möglich ist!

Das heißt also, alle TeilnehmerInnen können sich sehen und hören?

Ja, genau, wir haben es technisch so eingerichtet, dass sich alle sehen und auch sprechen können. Wir arbeiten in den Kursen über die Video-App Zoom – das klappt sehr gut – die KursteilnehmerInnen installieren zuvor die App und werden bei Kursbeginn zu dem Meeting eingeladen. Sie  müssen dann nur noch den Link runterladen.

Und wie ist das für euch,  Online-Kurse zu geben?

Es war natürlich eine riesige Umstellung und mit viel Berührungsängsten verbunden, da dieses ja ein ganz neues Medium für uns ist. Jetzt sind wir seit etwa drei Wochen dabei und werden immer sicherer.

Wir haben zwar jetzt neue Konzepte und dadurch längere Vorbereitungszeiten, aber vor Ort  ist es mit weniger Aufwand verbunden als der „echte“ Geburtsvorbereitungskurs, da man ja nur den PC anstellen muss – Tee kochen, den Raum vorbereiten usw. fällt weg. Aber es ist schon auch sehr anstrengend. Wir sind aber sehr froh, dass wir Online-Kurse anbieten können, das sichert auch unsere Existenz. Inzwischen haben wir übrigens all unsere Kurse auf „online“ umgestellt.

Es gibt auch bereits fertiggestellte „Video-Geburtsvorbereitungskurse “, also ohne den „persönlichen“ Kontakt. Was halten Sie davon?

Das ist natürlich noch mal etwas anderes ­– für uns kommt das nicht in Frage, ein Dialog muss möglich sein, um alle Fragen und Wünsche zu berücksichtigen, und bietet auch den Müttern und Vätern den Austausch. Und die Krankenkassen finanzieren solche Kurse auch nicht.

Gutes Stichwort: Die Krankenkassen übernehmen also die Kosten für einen Online-Geburtsvorbereitungskurs per Video-App?

Ja, es gilt derzeit eine Sonderregelung. Befristet bis zum 19. Juni 2020 können Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse sowie alle Beratungsleistungen, die  über ein Kommunikationsmedium stattfinden, mit der Krankenversicherung abgerechnet werden.

Wie nehmt ihr die Schwangeren in dieser schwierigen Zeit wahr? Gibt es ausreichend Raum für ihre Fragen?

In jedem Fall gibt es genug Zeit für Fragen und den Austausch untereinander. Das ist besonders wichtig, gerade in dieser Krisenzeit. Ich denke, die Dankbarkeit und auch Zufriedenheit, dass die Kurse stattfinden, sprechen für sich. Alle möchten sich vorbereiten  und sich austauschen. Das ist gerade in dieser Zeit ein großes Bedürfnis und besonders wichtig, so nehme ich das bei den Familien wahr.

Liebe Frau Höpermann, haben Sie vielen Dank für diesen Einblick.