Wer ich bin und warum ich über meine Folgeschwangerschaft schreibe.
Hallo liebe kidsgo Leserinnen und Leser (die soll es auch geben),
„In jedem Ende liegt ein neuer Anfang“ (Miguel de Unamuno y Jugo) – so stand es auf dem Kalenderblatt für die Woche in der ich von meiner Folgeschwangerschaft erfahren habe. Und nichts könnte meine Situation besser beschreiben.
Seit 2008 lese ich selbst regelmäßig die Tagebücher auf kidsgo. Leider habe ich bei meinen beiden bisherigen Schwangerschaften nie Tagebuch geführt und so an diese Zeiten kaum detaillierte Erinnerungen. Umso mehr bin ich froh, dass ich nun die Gelegenheit habe, die nächsten Wochen für euch und unser Knöpfchen „festzuhalten“.
Was ihr von mir wissen müsst?
Ich heiße Jana und bin gerade 34 Jahre alt geworden. Ich wohne mit meinem Mann Matthias in einer Kleinstadt in Südthüringen. Streng genommen ist er nicht mein Mann sondern mein sogenannter „Lebensabschnittsgefährte“. Der „Lebensabschnitt“ dauert nun schon fast 15 Jahre. Da mein Mann aber ein Heiratsallergiker ist, konnte ich ihn bisher von der Ehe nicht überzeugen… Im Dezember 2009 wurde unsere erste Tochter Helena geboren. Unser Glück war perfekt und die Familienplanung erst einmal abgeschlossen. Mitte 2012 entschieden wir aber, dass unsere Maus nicht wie wir beide als Einzelkind aufwachsen sollte. Nach einem halben Jahr der „Planung“ kündigte sich unsere zweite Tochter an. Der Geburtstermin war für Anfang Dezember 2013 berechnet. Die Schwangerschaft verlief, mit Ausnahme einer Lungenentzündung gleich zu Beginn, normal. Ich quälte mich mit Kompressionsstrumpfhosen über den viel zu heißen Sommer. An die Einschränkungen beim Essen gewöhnte ich mich schnell. 5 Tage vor dem errechneten Geburtstermin gingen wir ins Krankenhaus. Unsere kleine „Bauchwaschmaschine“ hatte sich den ganzen Tag nicht gemeldet und ich hatte Kontraktionen. Wir dachten es geht los. Doch dann erhielten wir die Horrornachricht: das Herzchen unseres Babys schlägt nicht mehr. Was passiert ist, wie die Geburt und die Zeit danach verliefen, werde ich euch immer mal in Rückblicken erzählen. Es gehört einfach zu unserer Geschichte und ist der Grund warum ich heute hier schreibe. Meine jetzige Schwangerschaft würde es ohne den Tod unserer kleinen Victoria nicht geben.
Vorab: Ich möchte niemanden ängstigen. Eine Totgeburt im letzten Schwangerschaftsdrittel kommt bei 2000 Geburten laut Statistiken etwa 5 Mal vor. Aber Viele haben uns nach unserem Verlust von eigenen Fehl- und Totgeburten erzählt. Es ist traurig und erschreckend wie viele es sind und wie oft das Thema einfach todgeschwiegen wird. Ich denke und hoffe, dass meine Folgeschwangerschaft anderen Frauen, die ähnliches erlebt haben, Mut machen kann. Vielleicht gibt sie auch Allen, denen solch ein Schicksal (glücklicherweise) erspart bleibt, eine etwas andere Sicht auf eine Schwangerschaft?!
Doch nun zu meiner Folge-Schwangerschaft:
Der Chefarzt im Krankenhaus meinte, dass es ratsam wäre, schnell wieder schwanger zu werden. Der Körper wäre noch auf Schwangerschaft programmiert. Die Aussage kam kurz nach der Totgeburt unserer 2. Tochter. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich von einer neuen Schwangerschaft absolut nix wissen. Viel zu frisch waren die körperlichen und - noch mehr - die seelischen Wunden. Doch irgendwann reifte bei uns wieder der Wunsch nach einem dritten Kind. (Ich schreibe mit Absicht nicht „zweites“ Kind. Wir haben zwei Kinder! Eines an der Hand und eines im Herzen.) Wir dachten nie im Leben, dass wir so schnell wieder auf ein Baby hoffen dürfen. Seit 2 Wochen wissen wir, dass unser Folgekind auf dem Weg ist. Derzeit bin ich in der 8. SSW und alles ist anders. Meine Frauenärztin, die mir vergangene Woche die Schwangerschaft bestätigte, war ganz happy, dass es so schnell wieder geklappt hat. Ich habe ihre Glückwünsche eher wie betäubt entgegen genommen. Der Geburtstermin ist Mitte November. Voraussichtlich wird unser Knöpfchen aber aufgrund unserer Vorgeschichte mit vollendeter 37. SSW per Kaiserschnitt geholt bzw. die Geburt dann eingeleitet.
Mein Mann freut sich momentan mehr auf „Nummer 3“ als ich. Das soll nicht heißen, dass ich mich gar nicht auf unser Baby freue. Nur so uneingeschränkt, wie ich mich bei Helena und Victoria gefreut habe, ist es einfach diesmal nicht. Auch meinem Mann fehlt irgendwie die bisherige Zuversicht der vergangenen Schwangerschaften. Sonst haben wir uns immer gesagt: „Alles wird schon irgendwie gut werden“. Aber es wurde eben nicht alles gut. Ich denke jetzt eher von Tag zu Tag und möchte mir die Zeit mit Baby noch gar nicht vorstellen. Ich weiß, dass diese Schwangerschaft von der Angst um unser drittes Kind bestimmt sein wird. Außerdem frage ich mich, ob es nicht vielleicht zu früh kommt? Nein, wir wollen unsere Victoria keinesfalls mit einem „neuen“ Kind ersetzen. Ich fürchte aber, dass das Einige auch aufgrund der schnellen neuen Schwangerschaft denken werden. Victoria ist und bleibt unser 2. Kind und wir lieben und vermissen sie 24 Stunden am Tag. Dank fantastischer Freunde, unserer liebevollen Familien, aber auch mit professioneller psychologischer Unterstützung, bin ich auf einem guten Weg ihren Tod als Teil meines Lebens anzunehmen. Aber schaffe ich es auch vom Kopf eine erneute Schwangerschaft mit allen Höhen und Tiefen durchzustehen? Ein Zurück gibt es nicht mehr - das ist mir klar. Nur habe ich schon jetzt bei jedem Zwicken ein mulmiges Gefühl. Und es zwickt des Öfteren…
Ich möchte euch aber nicht in meinem ersten Bericht mit meinen Wehwehchen und Gefühlschaos „verschrecken“. Dazu gibt es ja vermutlich noch ausreichend Zeit… Trotz unserer Vorgeschichte hoffe ich auf eine schöne Kugelzeit und bin auf eure Kommentare und Reaktionen gespannt.
Eure Jana