Ein weiterer Meilenstein ist geschafft. Doch unsere Kur steht auf der Kippe.
Liebe Leser/innen,
puh, was für eine Hitze! Und mit Kompressionsstrumpfhose steigt die gefühlte Temperatur noch um ein paar Grad. Zu allem Unglück bin ich richtig doll erkältet. Ach ja, und der Beginn unserer Kur steht in den Sternen. Aber alles nacheinander.
Seit Dienstag quäle ich mich mit einer fiesen Erkältung – mal wieder. Meine Nase ist dauerverstopft und Ende der Woche ist noch ein bellender Husten dazu gekommen. Abends ist es besonders schlimm. Aus lauter Verzweiflung habe ich einmal ein normales Nasenspray genommen, weil ich mit der verstopften Nase überhaupt nicht einschlafen konnte. Als ich dann am nächsten Tag im Netz las, dass die handelsüblichen Nasensprays in der Schwangerschaft für das Ungeborene schädlich sein können, da sie die Versorgung über die Plazenta beeinflussen, habe ich mir ein Meerwassernasenspray besorgt. Das Geheimmittel meiner Hebamme – Spenglersan G – beginnt nun auch zu wirken und ich bin allmählich auf dem Weg der Besserung. Meine Erkältung wird mich jedenfalls nicht von unserer Kur abhalten. Trotzdem steht der Beginn der Kur auf der Kippe.
Am Mittwoch war ich wieder ehrenamtlich als Schöffin berufen. Der Prozess läuft nun seit fast 1 Monat und sollte planmäßig an diesem Montag abgeschlossen werden, sodass der Kurbeginn am Mittwoch nicht gefährdet gewesen wäre. Nun sind aber letzten Mittwoch einige Zeugen nicht erschienen und der Richter fragte mich deshalb, ob ich nicht doch am darauffolgenden Mittwoch kommen könnte. Somit könnte ich erst am Donnerstag mit der Kur beginnen. Ich bekam das Okay der Kureinrichtung einen Tag später anreisen zu dürfen. Jedoch kann uns dann meine Mutter nicht begleiten. Mir graut schon etwas bei der Vorstellung mit einer quengelnden 4-jährigen und im 7. Monat schwanger evtl. noch bei 30 C Außentemperatur fast 600 km quer durch Deutschland zu fahren… Drückt mir die Daumen, dass sich der Termin am Mittwoch erübrigt und ich entspannt und wie geplant zusammen mit meiner Mutter an Bord zur Kur starten kann.
Meine Bauchmaus entwickelt sich trotz des Chaos sehr gut. Letzten Donnerstag hatten wir den Termin zur Feindiagnostik mit Dopplersonografie. Diesmal lag der Fokus der Untersuchung nicht nur auf der Erfassung der üblichen Werte wie Kopf- und Körperumfang, Länge der Knochen etc. sondern speziell auf Herz und Durchblutung. Es ist schon Wahnsinn, welche Möglichkeiten die Technik bietet. Die Kleine ist gerade mal so groß wie ein DIN-A4- Blatt aber das Herzchen lässt sich im Ultraschall mit seinen Kammern so genau darstellen, dass man den Blutfluss messen und Unregelmäßigkeiten erkennen kann. Glücklicherweise gibt es die nicht. Sie ist vorschriftsmäßig gewachsen und wiegt nun geschätzte 572g. Das Gewicht ist für mich keine reine Nebensache. Seit Victoria weiß ich, dass in Deutschland ein tot geborenes Baby unter 500g bis letztes Jahr rechtlich nicht als Mensch angesehen wurde. Man hatte in einigen Bundesländern wohl noch nicht einmal ein Anrecht auf eine Geburtsurkunde mit Namen, wenn ein gestorbenes Baby unter 500g geboren wurde. Als ob es nie existierte… Gott sei Dank haben viele Menschen und Organisationen mit Erfolg für eine Änderung des Personenstandsgesetzes gekämpft. Ich möchte da jetzt nicht detaillierter darauf eingehen. Es gibt dazu viele gute Seiten im Internet, die jeder Interessierte googeln kann. Ja, ich mache mir in dieser Schwangerschaft Gedanken die sicherlich nicht üblich sind. Und für mich gibt es den einen oder anderen Meilenstein, den eine „unbelastete“ Schwangere nicht hat.
Leider hat sich unsere Maus während der Feindiagnostik nicht direkt ins Gesicht gucken lassen. Meist hatte sie eine Hand davor oder das Gesicht in die Plazenta gebohrt. Oder sie hat - so gelenkig wie Babys nun mal sind - die Beine so abgeklappt, dass sie direkt ihre Augen verdeckten. Sicherlich haben wir die Untersuchung nicht machen lassen, um „Babykino“ zu schauen. Dass alle Werte im Normbereich sind, die Durchblutung der Nabelschnur und das Herzchen keine Auffälligkeiten aufweisen, war für uns beruhigend. Die Ärztin bat mich aber doch mal Treppensteigen zu gehen. Sie hatte die Hoffnung, dass sich unser Mädchen drehen würde und dann im Ultraschall besser zu erkennen wäre. Nach ein paar „sportlichen Übungen“ (Hüftkreisen, leichtes Springen, Treppensteigen etc.) versuchte ich über die Imaginationen die ich mit meiner Psychologin ausprobiere, gedanklich die Maus auf ihr Fotoshooting vorzubereiten. Tatsächlich schaute sie beim 2. Anlauf mehr Richtung meiner Bauchdecke. Diesmal lag aber die Nabelschnur quer vor ihrem Gesicht. (Da war sie wieder, die Nabelschnur.) Solange sie nur ein gutes Bild von Mausis Gesicht verhindert, soll es mir recht sein…
Kurz vor der Abreise zur Kur geht es mir psychisch nicht wirklich gut. Ich werde 4 Woche lang nicht zu Hause sein und hatte bei den 2 Wochen Urlaub im Juni schon meine Schwierigkeiten. Räumlich so weit von Victoria getrennt zu sein, behagt mir immer noch nicht. Sonntag waren Matthias, Helena und ich noch einmal gemeinsam an ihrem Grab. Matthias hat ziemlich zu kämpfen gehabt. Er geht lieber alleine ans Grab. Ihn wieder so zu sehen und dann auch zu wissen, dass ich Victoria die kommenden 4 Wochen nicht an ihrer letzten Ruhestätte besuchen kann, macht mir sehr zu schaffen. Im Moment wünsche ich mir, dass die 4 Wochen schnell vorbei gehen-paradox, ich weiß.
So ihr Lieben. Ich muss noch jede Menge Sachen packen und viele Dinge erledigen. Ich hoffe mein Surf Stick funktioniert und ich kann euch wie gewohnt berichten. Sollten alle Stricke reißen, wird sich ja evtl. ein freies W-LAN- Netz oder ein Internetcafe im Kurort finden lassen? Bis kommende Woche, live aus dem hohen Norden (hoffentlich).
Eure
Jana
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