Wir ziehen weiter und verlassen den alten Kontinent - Amerika, wir kommen! Mit all unseren Gepäck....
Liebe MitleserInnen,
Unsere nomadische Familie ist auf dem Weiterzug und so habe ich nun schon seit Freitag Abend meine Heimatstadt Berlin verlassen und sitze im schönen Königsstein bei Frankfurt/M im Garten meiner Freunde. Wir werden am Montag weiter in die USA fliegen und so stand die letzte Woche eigentlich ganz im Sinne des Wiederaufbruchs.
Ich muss gestehen, dass ich zum ersten Mal so ein wenig nachvollziehen konnte, wie sich meine Eltern vermutlich fühlen, wenn sie uns jedes Jahr aufs Neue verabschieden und gen Australien abreisen sehen... Denn der Gedanke, meinen kleinen Sohn und bald ja auch unsere kleine Tochter (!! Fühlt sich noch ungewohnt an, dies zu schreiben.) für so lange Zeit alleine lassen zu müssen, behagt mir gar nicht. Und im umgekehrten Fall ist dies ja auch für meine Eltern das überwältigende Gefühl – nicht nur Kind, sondern vor allem Enkelkinder. Und sie werden auch zur Geburt von der Kleinen nicht da sein und sie vermutlich das erste Mal persönlich in den Armen halten können, wenn sie schon mehr als ein halbes Jahr alt ist.
Aber in dieser globalen Zeit, in der viele Familien aus privaten und beruflichen Gründen an anderen Orten der Welt leben, ist dies vermutlich das neue Lebenskonzept, an das es sich zu gewöhnen gilt. Immerhin waren wir dieses Jahr 2 Monate am Stück in Berlin. Ich versuch ja immer zu argumentieren, dass meine Eltern ihren Enkel schon mehr in seinem Leben gesehen haben und eine intensivere Zeit mit ihm verbracht haben, als seine um die Ecke lebenden australischen Verwandten. Aber diese rationale Erklärung zieht bei einem so emotional geladenen Thema gar nicht...
Auf jeden Fall haben wir die letzten Deutschlandeinkäufe getätigt, das Gepäck optimiert und ich kann sagen, dass ich in den letzten Tagen doch des öfteren auf den Freigepäcksbestimmungsseiten der uns in naher Zukunft transportierenden Fluggesellschaften zu finden war... Wir haben zwar nur zwei Koffer und dieses Mal auch so richtig brav innerhalb und sogar noch unterhalb der Freigepäcksmengen gepackt!!! Aber dann kommt ja jetzt auch noch das tolle BabybayBett des Tagebuchsponsoren Tobi hinzu und dann habe ich von einer Freundin ein tolles Holzlaufrad für Finjas geschenkt bekommen. Die sind in Australien recht teuer und da er es so liebt, haben wir es auch gleich noch eingepackt! Hinzu kommen dann noch unser Buggy und die neue Babyschale von Concord. Diese zählen ja zum Glück nicht in unser Freigepäck hinein und werden von allen Fluggesellschaften (zumindest die, mit denen wir fliegen) kostenlos mitgenommen. Meinem Vater stehen jetzt vermutlich immer noch die Schweißperlen auf der Stirn – er ist da so richtig schön deutsch und besorgt! Wohingegen ich die Geduld und Großzügigkeit der Fluggesellschaften nicht ausnutzen möchte, aber doch etwas risikobereiter bin.
Ich gestehe an dieser Stelle aber, dass es auch mir etwas anders wurde, als wir so bepackt am Flughafen Tegel ankamen und sozusagen die erste Eincheckhürde nahmen. Und wider unser aller Erwarten sind wir immer noch ganz im Rahmen des Erlaubten. Es sieht nur schon sehr beeindruckend aus – so ein überquellender Gepäckwagen... Meinem Freund, der uns in Frankfurt abholte, gingen auch erstmal die Augen über und dank japanischer Origamikenntnisse haben wir dann doch alles ins Auto bekommen. Diese Aktion müssen wir jetzt noch in New York schaffen und ich habe mir schon vorgenommen eine Email an meine uns abholende Freundin zu senden und um den Einsatz des größtmöglichen Fahrzeugs, dass ihr familientechnisch zur Verfügung steht, zu bitten!
Gestern habe ich mir noch schnell in der Apotheke Gipsbinden gekauft, damit wir gegen Ende der Schwangerschaft wieder einen Bauchabdruck machen können! In Australien ist es nicht so üblich, diese Abdrücke zu machen. Warum, könnte ich gar nicht sagen. Vielleicht finden sie es komisch, einen doch recht intimen Eindruck in der Wohnung aufzuhängen? Keine Ahnung. Aber uns gefällt es und es ist immer erstaunlich, sich im „nicht-schwangeren“ Zustand mal den Bauch aufzusetzen. So weit hat sich meine Haut tatsächlich mal dehnen können und ich bin nicht geplatzt?!
Neben all der Reiserei und auch der erhöhten Aufmerksamkeit, die wir Finjas zukommen lassen, versuche ich mich bewusster auf diese Schwangerschaft zu konzentrieren. Falls jemand schon mehr als ein Kind von Euch hat, kann er vielleicht aber auch nachvollziehen, dass dies gar nicht so leicht ist. Zum einen ist man doch echt stark mit der Aufzucht (hört sich irgendwie nach Forellenzucht an) der anderen Kinder beschäftigt und meine Gedanken kreisen auch nicht mehr so ausschließlich um die Schwangerschaft und Geburt. Ohne arrogant zu wirken – man hat ja schon ein paar Erfahrungen mehr, auf die man zugreifen kann. Und es ist manchmal ganz schön, sich diese wieder in Erinnerung zu rufen und zu vergleichen. Da ich aber sehr wahrscheinlich nur zwei Kinder möchte und es so meine vermutlich letzte Schwangerschaft sein wird, versuche ich, es anders zu genießen und mir einzuprägen. Vor allem abends und nachts, wenn unsere kleine Bauchbewohnerin sich viel bewegt, halte ich mehr Zwiesprache mit ihr, halte meine Hände auf den Bauch und konzentriere mich auf die Bewegungen.
Ein wenig mulmig ist mir beim Gedanken an die eigentliche Geburt : Beim ersten Mal hat man zwar viele Ängste, Vorurteile und gut gemeinte Ratschläge und auch mehr oder weniger erwünschte Erfahrungsberichte im Hinterkopf – aber man war ja noch nie in der Situation und hat ein Kind geboren. Jetzt, wo ich auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreifen kann, da werd ich wohl ein paar Schimpfworte mehr ausstoßen, wenn es mit dem Schmerz losgeht! Der Körper ist ja grundsätzlich sehr gnädig und verdrängt die Erinnerungen an den wirklichen Schmerz, aber was ich da so noch im Kopf habe, reicht mir!
Unsere Freunde hier in Frankfurt haben auch einen kleinen Jungen und eine Tochter (in der Reihenfolge) und mit einem gleichen Altersabstand. Es ist spannend, die Interaktion zu beobachten und meinen Freunden Löcher in den Bauch zu fragen. Angeblich sind die Nachwehen beim zweiten Kind stärker – habt Ihr Mehrfachmütter da ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ach ja, als passionierter Bauchschläfer muss ich nun am Ende der SSW 22 eingestehen, dass es vorerst mit dieser Leidenschaft und Angewohnheit vorbei ist. Das wird jetzt etwas zu hügelig und unbequem beim Schlafen. So muss ich jetzt auf Seite und Rücken ausweichen und hoffe, dass mir Pokrämpfe wie in der ersten Schwangerschaft verschont bleiben. Und in ein paar Wochen, wenn wir wieder in Australien sind, habe ich auch mein schönes langes Seitenschlafkissen wieder. Vor allem ab diesem Teil der Schwangerschaft ein echtes Muss zur stabilen Seitenlage!
Nächste Woche melde ich mich also schon aus den USA, vermutlich aus Rhode Island in den Neuenglandstaaten. Es ist zwar nicht mein erster Besuch in den Staaten, aber der erste mehrwöchige, so dass ich gespannt bin, welche Eindrücke und Erfahrungen wir machen werden.
Ich wünsche Euch eine tolle Woche und genießt den Wonnemonat Mai!
Bella