Unser Jahreswechsel, eine Geburt und Erinnerungen an solche
Ein neues Jahr hat begonnen! Ich hoffe, ihr hattet alle einen schönen Start in das solche und seid gesund „rüber gekommen“. Wir hatten einen gemütlichen Abend, ich hab mein neues Hobby, die Pastamaschine, wieder strapaziert und dazu eine Verabredung mit herrlichen kleinen Venusmuscheln arrangiert. Einzig der Wein fehlte, aber trotzdem – njamnjam. Jetzt heißt es erst einmal, das große Fressen hinter sich lassen und zurück in den Alltag.
Während ich dies schreibe, ist eine ganz besonders liebe Freundin von mir in den Wehen und gebärt ihr Baby. Ich bin ganz melancholisch, ganz bei ihr in Gedanken und wünsche mir von Herzen, dass sie es bald geschafft haben, zueinander zu kommen. Ich drücke ganz fest die Daumen.
Am Mittwoch dieser Woche habe ich meinen 2ten Termin zum Ultraschall, bei dem sich das Geschlecht unseres Kindes hoffentlich offenbart. Außerdem habe ich am Dienstag endlich meine erste Hebammenvorsorge. Ich bin ja nun doch mal gespannt und freue mich darauf euch also mit einigen Neuigkeiten nächste Woche versorgen zu können, nachdem sich das nun immer wieder verschoben hat. Allerdings mache ich mir keine Gedanken, ob es dem Baby nicht gut gehen könnte. Ganz sicher ist es sehr gewachsen (oder sind das die Überbleibsel der Weihnachtsgans??? wahrscheinlich auch…) und wirklich aktiv. Vor allem in den Abendstunden, wenn ich dann schlafen möchte, turnt es munter in mir herum. Das ist nicht besonders schön, denn die Mangelware Schlaf hat sich schwangerschaftsbedingt leider schon wieder dahin verändert, dass ich einen ganz leichten Schlaf habe. Die Tritte sind so kräftig geworden und verteilen sich immer mehr im ganzen Bauch, dass ich mir sicher sein kann, dass da jemand sehr kleines schon ziemlich gewachsen ist.
Wie gut, dass man am Montag noch am Bericht schreiben kann. Als ich die Zeilen oben am Sonntag Abend schrieb, war das erwartete Baby bereits geboren. Heute Morgen habe ich die wundervolle Nachricht erhalten, dass es dann alles doch ganz schnell ging. Ein kleines Mädchen wurde geboren. Und das aller Schönste daran ist, dass meine Freundin ihr erstes Kind per Kaiserschnitt zur Welt brachte und nun eine Geburt auf natürlichem Wege im Geburtshaus erleben durfte. Obwohl, soweit ich weiß, dürfte sie nur 1,5 – 2 Stunden im Geburtshaus gewesen sein, bis die Kleine da war, denn wir haben davor noch telefoniert und da war sie noch zu hause. Ich freue mich so sehr. Das sie das geschafft hat. Willkommen, kleine Maus auf dieser Welt und in den Armen deiner Eltern! Ich wünsche euch von ganzem Herzen ein schönes „ankommen“ und zusammenwachsen. Und dir, meine liebe Freundin, wünsche ich ganz viel Kraft für diese anstrengende und wundervolle Zeit. Ich hab euch sehr lieb und freue mich darauf, wenn du den Startschuss gibst, dass ich euch mit warmem Mittagessen und Torte versorgen kann.
Diese Geburt erweckt so viele Erinnerungen an die Geburt von Frieda. Und ich spüre, dass mir die Gedanken daran immer noch weh tun. Der Umstand, dass ich sie nicht aus eigener Kraft gebären konnte und sie danach auch nicht einmal stillen konnte, hat damals ein Gefühl in mir verursacht, dass ich mich ersetzbar und als ihre Tante, nicht als Mutter fühlte. Vor allem die Vermutung, dass der Kaiserschnitt mit Frieda ziemlich sicher unnötig war, macht mich so traurig. Wie konnte es dazu kommen, dass ich diesen Weg als Option und nicht als Notfall betrachtet habe? Das mich so schnell die Kraft, die Zuversicht verlassen hat. Ehrlich gesagt, habe ich mit der Geburt bereits abgeschlossen, als mir die PDA gelegt wurde. Ich habe gewusst/beschlossen – was auch immer – das ich dieses Kind nicht alleine gebären kann. Denn zum Legen der PDA wurde der Wehentropf abgedreht und meine Wehen verschwanden fast. Ich habe damals geweint und geschluchzt, wie ich denn das Baby zur Welt bringen sollte, wenn ich nicht mal selber Wehen halten kann. Die Anästhesistin hatte mich angefaucht, ich solle endlich still halten, sonst würde sie die PDA nicht rein kriegen. Sie hat auch 3 Versuche gebraucht, bevor eine schlecht gelegte PDA unter der ich nicht schmerzfrei war, dafür aber halbseitig gelähmt, gelegt war. Ich habe immer gedacht, ich habe ein Kind, aber die Geburt verpasst. In diesem Kontext habe ich früher auch nur von „bekommen“ nicht von gebären gesprochen. Wenn mich jemand mit meinem damals kleinen Baby nach der Geburt gefragt hatte, hatte ich stets geantwortet, dass sie aus mir raus geschnitten wurde.
Mir ist durchaus bewusst, dass selbst die schönste Geburt ein Kraftakt ohne Gleichen ist und sehr schmerzt. Und trotzdem. Ich möchte diese Grenzerfahrung auch erleben. Ich will diesen unbeschreiblichen Kraftakt um mich und mein Baby körperlich zu trennen. Ich will das alleine machen. Ich will das unbedingt schaffen. Und es graut mir wahnsinnig, wenn ich mir vorstelle, dass es anders kommen könnte. Und ist es nicht auch pervers, dass wir überhaupt darüber nachdenken, ob wir es schaffen können? Ja, natürlich kann eigentlich jede Frau ein Baby gebären. Das sollte die Antwort sein. Was verunsichert uns denn so sehr? Das ist ja wie mit dem Stillen. Wir wollen theoretisch schon Stillen, WENN es denn geht. Ja warum denn nicht? Wenn die Frauen mehr gute Unterstützung hätten, würde es auch nicht so oft „es ging halt nicht“ heißen.
Ich muss mir jetzt wirklich gut überlegen, was mein Selbstvertrauen in meine Kräfte stärken könnte, damit ich auch wirklich alles versuche um dieses, -mein- Baby in meinem Bauch zu gebären, wenn es so weit ist. Und zwar aus eigener Kraft und möglichst ohne medizinische Interventionen…
Fortsetzung folgt.
Eure Luise