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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Luise

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

16. Schwangerschaftswoche

Davor und Danach

Was man sich beim ersten Kind mal vorgenommen hat und was davon übrig bleibt...


Heißt mein heutiges Thema, weil ich dank Stefanie und Tobias animiert bin hier noch mal was los zu werden. Ich musste sehr schmunzeln, als ich in ihrem letzten Bericht über die „krassen“ Mütter (oder sind die Kinder krass?) las, die ihre Kinder 2-3 Jahre stillen würden. Und das krasseste für mich an ihrer Schilderung war, dass ich mal Wort für Wort das Gleiche vom Stapel gelassen habe. Nämlich das „ich werde das bestimmt nicht machen“ und das mit dem 6 Monate voll Stillen und dann abstillen. Das hat mich daran erinnert wie es ist mit einem Kind. Man kann sich viel vornehmen und erschreckt dann unter Umständen über die Dinge, die dann ganz anders laufen.

Also, ich oute heute mal meine „Vorhers“ und „Nachhers“.

Wie schon erwähnt bin ich eine Mutter, die sich gern was vornimmt. So also auch in der Schwangerschaft. Zum Beispiel habe ich allen Ernstes mal mit vollkommener Überzeugung in einem Geburtsvorbereitungskurs erklärt, dass das Elternbett eben Elternbett und Kinderbett ein Kinderbett bleibe. Das wär nichts für mich, mit dem Kind in einem Bett zu schlafen. Es müsse doch noch Platz geben, wo wir als Paar unsere Ruhe hätten und außerdem (und das ist der eigentliche Oberhammer) müsse das Kind von Anfang an lernen, auch allein zu schlafen… HAHAAHAAAA!

Soviel zum Soll. Jetzt das Ist.

Unsere Tochter wird in der nächsten Woche 21 Monate alt. Sie schläft jeden Abend in unserem Bett ein. Immer in Beisein ihrer Eltern oder wenigstens eines Elternteils. Meistens legen wir sie in ihr Bett (welches ohne Lücke neben unserem steht und nur ca. 3 cm Höhenunterschied auf weißt), wenn wir dann schlafen gehen. Aber besonders in der kalten Jahreszeit kann man es sehr zu schätzen wissen, wenn das kleine Päckchen die Decke schon angewärmt hat und man sich einfach von links und rechts daneben kuscheln kann. Das ist insbesondere schön, da diese vielbeschäftigten Kleinkinder einfach am Tage überhaupt keine Zeit haben, auf unsere Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen und ihre Eltern mal zu umarmen oder zu küssen. Selbstverständlich kommt Frieda mal kurz auf den Arm gehopst. Aber meist dauert der Aufenthalt auf diesem nur ca. 20 Sekunden. Also, Kinder nicht im Bett haben wollen war schnell out. Das fing glaub ich damit an, dass sie als kleiner Säugling schon super in ihrem eigenen Bettchen durchschlief. Ich fühlte mich als Mutter meiner wenige Wochen alten Tochter in meiner „Erziehung“ bestätigt und sonnte mich in meinem durchschlafenden Kind. Pünktlich zum Ende des ersten Lebenshalbjahres war es vorbei mit dem Durchschlafen. Ab diesem Tag kam sie täglich öfter. Und so sehr ich auch gekämpft habe und mit ihr versuchte wirklich ernsthaft zu erklären, dass das doch schon so prima ging und sie doch wirklich-wirklich allein schlafen könnte, so sehr wollte das kleine Ding partout nur auf meinem Arm und an der Brust wieder einschlafen. Ärgerlich. Nach kurzer Zeit, die mir dermaßen die Kräfte raubte, (ca. 10 Mal nachts aufstehen - Kind andocken – trink - trink schneller - los Augen zu - prima na endlich - vorsichtig wieder hinlegen - Scheiße wieder wach - gleiches ohne anderen Ausgang von vorn) entschlossen wir uns, das Kind mit in unser Bett zu holen, damit ich sie wenigstens im liegen Stillen konnte. Und siehe da, der Krieg war vorbei. Kind bekam „Mimi“, Mami bekam Schlaf. Ich konnte nicht mal mehr sagen, wie oft ich sie nachts gestillt habe, da ich dabei herrlich einschlafen konnte und wir unsere Schlafphasen so aufeinander abstimmten, dass sie mich nie aus dem Tiefschlaf holen musste. Ich habe sicher wahnsinnig viel in der Nacht gestillt. Aber ich war trotzdem so erholt, wie die ganze Zeit vorher selten. (Das ist doch ein moderationstauglicher Übergang zum Stillen, oder?)

Wie das Soll Stillen funktionieren sollte, habe ich ja schon beschrieben. Jetzt zum Ist.

Denn ja, tatsächlich gibt es immer noch ein Ist. Nachdem ich also meinen genauen Plan hatte, wie das Kind dann abgestillt würde, ist auch da ganz anders geworden. Vorweg, ich hätte mir im Leben nicht vorstellen können, so lange zu Stillen! Und genauso wenig konnte ich mir vorstellen, diese für uns beide so wunderbare Sache so mirnichtsdirnichts nach 6 Monaten zu beenden, als wir bei diesen angekommen waren. Frieda liebte das Stillen zu dieser Zeit so sehr und ich auch. Und außerdem hatte ich Null Interesse mir diese tolle Einschlafhilfe, Tröstefunktion und Ruhigstellmethode weg nehmen zu lassen. Was hätte mir stattdessen helfen sollen? Einen Nuckel wollte sie nicht und wenn Papa ihr mit den besten Vorsätzen versucht hat mal etwas abgepumpte Milch zu geben, hat sie uns ganz deutlich gemacht, dass sie lieber sterben würde als so zu trinken. Und mal ganz ehrlich. Stillen ist auch wirklich schön, wenn es denn erst mal gut „läuft“. Also haben wir munter weiter „Mimi“ gemacht. Bevor ich wieder schwanger wurde, hat sie ihren Tag mit einem großen Schluck Mimi statt Frühstück im Bett in meinen Armen begonnen. Sich nach der Kita darauf gefreut ihren „Arbeitstag“ mit Mimi ausklingen zu lassen und ist am Abend an ebensolcher wieder zufrieden eingeschlafen. Mit der Schwangerschaft setzte für mich leider ein ganz unangenehmes Gefühl beim Stillen ein. Sodass wir Vereinbarungen treffen mussten bzgl. der Stilldauer und Häufigkeit. Inzwischen ist sie von allein davon abgekommen, am Abend zu Stillen und möchte nur am Morgen für gefühlte 10 Sekunden kurz an die Brust um da ein bisschen trocken zu stillen, denn um es mal mit den Worten von Frieda zu beschreiben: „Mami, Miechi (Milch) weg (Achselzucken), Ida mehr Miechi , andere Mimi. Miechi alle-alle.“
Und ich habe das Gefühl, dass sich das bald von allein erledigen wird. Irgendwie auch schade, denn es ist so etwas Exklusives und ganz sicher Vergängliches was uns am Anfang ganz fest verbunden hat, um dann nach und nach von ganz allein immer weniger zu werden.

Ich bin rückblickend sehr froh, dass sich die beiden Sollstellen in andere Istsituationen umgewandelt haben. Der Weg dahin war gar nicht einfach, aber ich bin jetzt umso entspannter, zu wissen, dass ich das in aller Ruhe auf mich zukommen lassen kann und nicht an meinem Kind rumdoktern muss, damit es meinen Plan erfüllt. Wir haben einen Weg gefunden, als Familie richtig schön zusammen zu wachsen. Denn ganz nebenbei, es gibt für Friedas Papa kaum noch etwas Schöneres, als von seiner Tochter am Wochenende knutschender Weise und unter lautem „Papi, Papi! Da Papi! Papi auftehen!“ geweckt zu werden, nur damit die Kleine sich dann auf den noch halb Schlafenden Papi stürzt um sofort Hoppe hoppe Reiter zu spielen…

Fortsetzung folgt.

Luise



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Kommentare von Lesern:

Carola, Berlin06.12.2010 21:40

ein wahnsinnig toller beitrag!

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Luise, Berlin02.12.2010 22:16

Mareike, ich kann dir nur zurück geben, dass deine Berichte sehr schön zu lesen waren. Ich habe mich als Mutter auch durch dich angesprochen gefühlt und empfand dich immer als herrlich entspannt. Dir und Maxl alles Gute :)!

Luise

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Mareike, Hamburg30.11.2010 21:06

Wunderbar! Du schreibst wirklich sehr mitreißend und ich kann alles unterschreiben! Mein Sohn ist gerade zwei Jahre alt geworden und schläft auch noch im Familienbett und wird ebenso gestillt. Ich fand es früher auch eine ganz komische Vorstellung, wenn Mütter sooo lange stillen. Und dabei ist es gar nicht komisch, sondern praktisch und schön. Wie wunderbar, dass das Leben einen manchmal des Besseren belehrt!
Alles Liebe, Mareike

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Doris, Regensburg30.11.2010 19:48

Oh Mann, da hast Du / machst ja immer noch ganz schön was mit. Das hätte ich nicht ausgehalten. Leider hatte das mit dem Stillen bei mir nichts so gut geklappt (oder auch : Gut so!) Ich hab mal in einem sehr schlauen Buch gelesen: " Solange man mit der Situation zufrieden ist, sollte man nix ändern" Recht hatten die - vieles erledigt sich von selbst und ohne großen Streß. Gruß

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Gerd, Norddeutschland30.11.2010 14:31

Super treffend geschildert. Man hat so viele Vorstellungen und Pläne als Eltern. Und dann kommt das Kind und alles ist Makulatur.

Es ist, wie es ist, sagt die Liebe.....

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In diesem Beitrag geht's um:

Stillen, Durchschlafen, Familienbett