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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
32. Schwangerschaftswoche

Und noch mal Untersuchungen...

... ihr kriegt den Hals ja echt nicht voll... und ich wohl den Bauch auch nicht...

Aufgrund eurer vielen Kommentare bzgl. der Vorsorgen, schreibe ich auch dieses Mal etwas dazu. Ich freue mich ja über eure rege Anteilnahme, vor allem, wenn immer so nette Wünsche dabei sind (Danke!)
Zunächst ist es nämlich so, dass ich eure Anregungen durchaus sehr ernst nehme und ja auch nur von euren Erfahrungen profitieren kann!

Also habe ich mir mal die Mutterschaftsrichtlinien heruntergeladen um endlich genau zu wissen, was in der Vorsorge per Standard durchgeführt wird und welche Untersuchungen im speziellen einer Indikation bedürfen. So, und jetzt (ihr wisst, ich bin ein Krümelkacker) bin ich absolut auf dem neuesten Stand.
Bevor ich dazu was los werde, möchte ich die Untersuchungen und Maßnahmen noch trennen (hab ich so für mich gemacht). Es gibt Möglichkeiten in der Schwangerschaft eine Prophylaxe zu erzielen. Also, einen pathologischen oder vermutet pathologischen Zustand durch präventive Maßnahmen zu vermeiden (so wie wir ja in der SS auf Alkohol verzichten um unsere Kinder nicht zu gefährden). Und dann gibt es eine ganze Reihe Untersuchungen, die keinen präventiven Effekt haben, weil sie eine Unregelmäßigkeit nicht verhindern können, im besten Falle nur aufdecken können. Dessen sollte man sich auch echt mal bewusst werden.

Ein Zuckertest verhindert keine Diabetes. Ständiges Muttermund abtasten verhindert keine Frühgeburt (im schlechtesten Falle schleust man dadurch sogar noch Keime ein). Und dann gibt es ja noch viele Untersuchungen, die eine Tendenz im Ergebnis haben, z.B. die Nackenfaltenmessung (diese bergen ja auch kein Risiko für die Mutter, zumindest kein organisches). Habe ich auch nicht machen lassen, weil es grundlegend für mich kein erhöhtes Risiko für einen Gendefekt gibt und ein Wert, der evtl. vom Standardwert abweicht, mich verunsichert hätte. Zum Beispiel: mein adjustiertes Risiko (nach Alter, Familienanamnese etc.) ein Kind mit Gendefekt zu bekommen steht bei 1:2400 (Schätzwert). Nun mache ich eine Nackenfaltenmessung und das Ergebnis ist 1:180. Was sagt das aus? Was macht das Ergebnis mit mir? Es ist immer noch höchst unwahrscheinlich, dass das Kind erkrankt ist. Trotzdem ist das Ergebnis deutlich weiter entfernt von dem „normalen“ Risiko…

Anders sehen solche Untersuchungen natürlich aus, wenn eine Mutter von vornherein ein ganz anderes Risiko mitbringt. Aber das war bei mir nicht der Fall. Und mal ganz davon abgesehen, ist das z.B. eine Untersuchung, die nicht standardmäßig zu den Vorsorgen gehört, sondern einer besonderen Indikation bedarf.

Und da liegt meiner Meinung nach auch ein Problem. Selbst wenn eine Untersuchung „nicht schlimm“ ist, z.B. ein Schall oder eine CTG, macht es doch was mit einem.

Jetzt kommen wir mal zum liebsten Thema – CTG.
Wer von euch weiß eigentlich, wann theoretisch eine CTG geschrieben wird? Ich war sehr überrascht, was ich in den Mutterschaftsrichtlinien gelesen habe. Mein betreuender Frauenarzt hat in der Schwangerschaft mit Frieda damals routinemäßig ab der 23ten SSW geschrieben. Ich dachte, dass macht man eben so. Ich kenne hier kaum Ärzte, die nicht CTG mit der normalen Schwangerenvorsorge kombinieren. So bekommt man eben auch vermittelt, dass das notwendig und absolut dazugehören würde. Die Mutterschaftsrichtlinien, des Bundesausschusses der ÄRZTE und Krankenkassen „über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Geburt“, (es ist also ein Konsens der Ärzte, die ja auch die Untersuchungen vornehmen) sehen das allerdings ganz anders. In diesen ist ganz klar geregelt, unter welchen Voraussetzungen eine erste CTG geschrieben werden soll UND es wird sogar weiter erläutert, wann man eine CTG wiederholen darf. Das routinemäßige Anlegen an die beiden Knöppe für ca. 20-30 Minuten, so mal eben pauschal, ist bei Schwangeren grundsätzlich überhaupt nicht vorgesehen. Alle Indikationen, die zum Schreiben führen, werde ich hier nicht auflisten. Die geneigten Leser dürfen selbst googlen und nachlesen. Aber ihr könnt es euch vorstellen. Im Grunde geht es darum, eine Kardiotokographie anzufertigen, wenn beim abhören (auskultieren) krankhaft veränderte Herztöne festgestellt werden. Die CTG dient also nicht (und dafür wird sie fälschlicher Weise verwendet) dem Auskultieren (abhören) der Herztöne, sondern sollte überprüfend zum Einsatz kommen, WENN schlechte Herztöne festgestellt wurden. Und die Herztöne werden ja auch durch meine Hebamme jedes Mal sehr sorgfältig abgehört und notiert.

Ich habe eine befreundete Hebamme in der Praxis mal darauf angesprochen, weil ich so erstaunt war, wegen der sehr genauen Indikation. Sie erklärte mir, dass die CTG in der üblichen Schwangerenvorsorge gar nichts zu suche hätten und eigentlich „nur“ für die Geburtshilfe gedacht waren. In der Schwangerschaft kommt es (neben Indikation) nur routiniert zum Einsatz, wenn der errechnete Geburtstermin überschritten wurde.

Mir ist noch etwas aufgefallen. Ich weiß nicht ob es „nur“ an Abrechnungsgründen liegt, die Ärzte es nicht mehr lernen oder warum auch immer. Aber meine Hebamme z.B. macht bei jeder Vorsorge eine gründliche Tastuntersuchung, bei der sie nicht nur Größe und Lage des Kindes feststellt, sondern sogar Auskunft über die Fruchtwassermenge geben kann (zu viel FW kann ein Hinweis auf Schwangerschaftsdiabetes sein). Damit macht sie, meiner Meinung nach, eine sehr wichtige Untersuchung. Denn bevor durch die so nett zitierte „plazentare Fehlfunktion“ eine Totgeburt entsteht, würde das Kind im Mutterleib seine Bewegungen massiv einschränken (das spürt man), nicht mehr gut wachsen (das kann man durch die Tastuntersuchung feststellen) und schließlich deutlich mit den Herztönen darauf reagieren (wird regulär immer untersucht). UND eine CTG kann das nicht verhindern!
Dort kann man allenfalls die schlechten Herztöne wahrnehmen, die Mutter kann über verminderte Kindsbewegungen Auskunft geben, aber eine Wachstumsretardierung würden die meisten Ärzte zunächst nicht feststellen, da sie den Bauch nicht abtasten und die andere Messmethode Ultraschall an 3 Terminen festgesetzt ist. (oder tasten eure Ärzte den Bauch ab? kann ja sein, dass ich nur hier nicht damit konfrontiert bin)

So, und um das mal zum Absch(l)uss zu bringen. Ich habe z.B. einige serologische Untersuchungen mehr machen lassen, als üblich (mussten auch privat bezahlt werden). Da das Ergebnis einen präventiven Charakter hat. Eine ist allerdings nicht durch meine Ärztin vorgenommen worden, nämlich ein Routinetest auf Antikörper in der 24. – 27. SSW. Da ich nun auch noch rhesusnegativ bin, habe ich mich wegen des ausgelassenen Test, letzte Woche noch prophylaktisch impfen lassen. Liebe Yvonne aus Berlin, du kannst also ganz beruhigt sein (vielen Dank für deine lieben Worte). Allerdings ist es nicht höchstwahrscheinlich, dass unsere zweite Tochter positiv ist. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei genau 50%. Und damit ich Antikörper gegen das positive (nicht negative) Blut bilde, müsste die Bauchmaus bluten (wenn sie denn überhaupt positiv ist) und sich dieses Blut mit meinem mischen. Das ist also wirklich sehr unwahrscheinlich und zum Glück nicht häufig. Auch betrifft der Antikörpertiter nicht mehr dieses Baby, sondern wenn denn eine nächste Schwangerschaft mit einem Kind, das rhesuspositiv ist. Dann könnte es passieren, dass mein Körper eine ganz frisch entstehende Schwangerschaft abstößt. Aber selbst da, wird ganz zum Anfang getestet und man kann noch impfen. – Und trotzdem, ich habe mich impfen lassen, da es eine aktive Prophylaxe ist (und das ist z.B. eine CTG nicht).

Meine lieben Leserinnen, ich hab noch was Nettes. Als ich euch letzte Woche schrieb, dass das Hascherl in Beckenendlage sitzt, hatte ich noch überlegt, ob ich das überhaupt schreiben soll. Denn, ich war mir gefühlt bereits ziemlich sicher, dass sie sich bereits 2 Tage nach dem Ultraschall gedreht hatte.
Ich hatte mit ihr eine abendliche Diskussion, in welcher ich sie mit zurück schieben und Appellen an ihre Vernunft bat, sich nicht in grässlich unbequeme Querlage zu drehen. Sie quittierte dies, sehr ignorant, mit Tritten und dem sofortigen Wiedereinnehmen ihrer Querlage. Am nächsten Morgen hatte ich ihre Strampelbeinchen nicht mehr (gefühlt) im Muttermund, sondern im Rippenbogen. Sehr viel angenehmer! Aber, ich war mir nicht gänzlich sicher. Meine Hebamme allerdings schon, ohne jedes Abtasten stellte sie beim ersten Blick auf den Bauch fest, dass das Kind sich gedreht hätte. Prima. Wieder was erledigt.
Ich berichtete ihr auch von den Wehen, die ich immer mal hätte und sie klärte mich auf, dass es für dieses Schwangerschaftsstadium normal sei. Da ich auch ab und an von nächtlichen Wadenkrämpfen geplagt werde, empfahl sie mir Magnesium um beidem entgegen zu wirken. Also, richten wir uns Wartenden lieber darauf ein, dass auch dieses (mein) Kind wieder über Termin geht… Ihr werdet sicher die Daumen drücken, dass alles so wird, wie es sein soll.

Übrigens haben wir uns nun für einen Namen entschieden. Der bleibt natürlich bis zum Auszug der Maus aus meinem Bauch unser Geheimnis, wenn ihr schon alle anderen schmutzigen Details erfahren dürft.
Und noch was ihr Schnecken. Ich will hier niemanden überzeugen auf Untersuchungen zu verzichten. Es ist meine Schwangerschaft, alles MEINS-MEINS-MEINS :). Ab jetzt finden die Vorsorgen auch alle zwei Wochen statt, was schlicht bedeutet, dass das Baby bald kommt… Ahhhh… !!!



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Kommentare von Lesern:

Antonia03.04.2011 10:54

Liebe Luise,
da ich mich zur Zeit immer intensiver mit dem Gedanken beschäftige, bald selbst schwanger zu werden, lese ich mit Begeisterung Dein Tagebuch. Schon jetzt ist es für mich klar, dass ich auf gar keinen Fall übermäßig viel mit dem Thema und vor allem den ganzen Gefahren und Wenns und Abers wissen möchte - die Grundlagen sicher (dafür ist ein Erfahrungsbericht wie Deiner ideal), aber nicht jedes mögliche Detail.
Gerade deshalb verstehe ich Deine Einstellung sehr gut und bin froh, einen Erfahrungsbericht von jemandem zu lesen, der Ärzte und Medizin auch einmal kritisch hinterfragen kann. Mein (Bald-) Mann ist Arzt und aus seinen Erzählungen weiß ich, wie falsch das Denken ist, man könne dem Arzt ohne selbst mitzudenken einfach vertrauen und er kümmert sich um alles. Es ist immens wichtig, Untersuchungen zu verstehen und auch mal abzulehnen, wenn sie einem sinnlos erscheinen. Denn klar möchte ein Arzt auch Geld verdienen und sch primär ganz einfach rechtlich absichern (insbesondere bei den Gynäkologen haben sich die Beiträge für die Versicherung verdoppelt auf Grund vieler erfolgreicher Klagen).
Auch teilt er Deinen Eindruck, dass viele Ärzte nicht mehr richtig abtasten können/wollen, egal in welchem Bereich, und sich lieber auf Geräte verlassen.
Ich hoffe, dass ich wenn es denn soweit ist eine tolle Hebamme finde und ich mich vor allem nicht verrückt machen lasse. Mach weiter so und alles, alles Gute für Dich und Deine kleine Maus!
Antonia

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Gerd, Norddeutschland22.03.2011 20:15

Hallo Luise,
danke für die Aufklärung über nötige und unnötige Untersuchungen. In meinem Tagebuch hatte ich ja beschrieben, wie meine Frau durch schlechte Werte im PAPP-A-Test vollkommen unnötig in Panik versetzt wurde. Hier gilt wirklich: weniger ist mehr.

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