Über Kommentare, Stillberuf(ung), Urlaub und gute Laune
Ihr Lieben,
zunächst der versprochene Nachklapp an Gabriela von letzter Woche, die mich darum bat, mal etwas aus meiner Stillberatungsarbeit zu berichten.
Im Prinzip geht es mir vor allem darum, die Familien da abzuholen, wo sie gerade stehen. Zu begleiten und in ihren Wünschen zu unterstützen. Ich finde es persönlich ganz wichtig, dass man dabei in erster Linie gut zuhört. Trotzdem sich die Probleme (leider) häufig wiederholen und es nicht selten den Anschein macht, als habe man mal wieder den gleichen „Fall“, möchte ich nie vergessen, dass es eine andere Familie, andere Bedürfnisse, ein anderes Verständnis ist. Auch wenn für bestimmte Stillprobleme eben bestimmte Methoden oder auch mal Hilfsmittel angewendet werden, ist es doch nie das Gleiche.
Meine Ziele in dieser Arbeit sind eigentlich zwei, die sich auch nicht ganz trennen lassen. Zum einen wünsche ich mir, dass jede Frau, die ihr Baby stillen möchte, dazu alle Unterstützung erhält, die sie benötigt. Dass sie „selbstverständlich“ stillen kann. Dazu gehört, die sich hartnäckig haltende Ammenmärchen immer wieder auszuräumen und immer und immer wieder zu erklären. Zum anderen möchte ich ganz allgemein einen Beitrag zur Stillförderung leisten. Ich glaube nicht, dass es eine „günstigere“ Gesundheitsvorsorge gibt und habe natürlich auch eine ganz persönliche Einstellung zum Stillen. Es sollten wieder mehr Mütter ihre Kinder stillen und es wäre auch nicht schlecht, wenn sich die durchschnittliche Stilldauer von 6,9 Monaten noch ordentlich erhöht. ABER, was theoretisch sein sollte, passt einfach nicht in jede Familie. Ich glaube auch, dass es keinen Sinn hat, auf Mütter zu zeigen, die Fläschchen füttern. Sie sollten eine genauso qualitativ einwandfreie Beratung bekommen (und damit meine ich keine Rede in Sachen schlechtes Gewissen machen), wie es auch bei stillenden Müttern zutreffen sollte (von beidem sind wir noch weit weg). Und natürlich gehört es absolut dazu, Müttern beim Abstillen zu helfen.
Es hat überhaupt keinen Sinn eine Mutter zum Stillen zu überreden, oder dass sie ihr Baby nur aus schlechtem Gewissen stillt. Kinder brauchen (immer) zuverlässig verfügbare Eltern. Wenn eine Mutter sich zum Stillen zwingt, hilft das niemandem. Wenn man grundlegend etwas für das Stillen tun will, muss man jede Mutter (egal ob voll,- teil oder gar nicht stillend), mit allen Sorgen annehmen. Ihr zuhören, das Problem nicht klein reden und absolut ernsthaft über Lösungs- und Unterstützungsmöglichkeiten sprechen. Für die eine ist es selbstverständlich, dass sie ihre Kinder stillt, bis diese dem Bedürfnis danach entwachsen sind. Eine andere ist froh und stolz, wenn sie ein paar Wochen oder Monate schafft. Beides ist völlig in Ordnung! Und noch was ihr Hyänen. Die Flaschenmama ist genauso wenig eine Rabenmutter, wie die Langstillmama eine Glucke ist, die nicht loslassen kann!
Was ich selbst versuche, gegen dieses von mir betitelte Image der Stilltussi im Batikrock und mit Kristallen ausgestattete, zu unternehmen?
Man muss besser informiert sein. Ammenmärchen und Kack-Image lassen sich nur ausräumen mit besseren Argumenten. Quellen kennen, lesen, verstehen und nicht nur die Interpretationen von Studien überfliegen und sich dem Urteil des Autors unbedacht anschließen. Das ist alles Grütze. Selber denken. Und die eigene Haltung hieb und stichfest begründen können. So versuche ich das zumindest. Man wird mich in der Gruppe, in Kursen oder auch der Sprechstunde wohl kaum etwas empfehlen hören, wenn ich nicht genau sagen kann, wo ich diese Informationen her hab und warum ich die so weitergebe.
Nun zur aktuellen Woche.
Wieder ist eine geschafft und dieses Mal hatte ich auch wirklich schon etwas geschrieben. Und zwar vor Montag. Aber wie das immer so ist, gibt es die besten Anregungen immer kurz vor der deadline. In diesem Falle ganz klar (wer aufmerksam den letzten Beitrag inkl. Kommentare gelesen hat, weiß es schon) die Anmerkung von meiner? na? … genau: Mutti. Da sie sich dort selbst so benannt hat, wisst ihr kleinen Voyeure jetzt auch, dass sie weder auf Mutter oder Mama hört, sondern tatsächlich auf Mutti. In diesem Fall handelt es sich tatsächlich um MEINE Mutti.
Durch ihren kleinen Beitrag habt ihr jetzt auch erfahren, dass man aus Luise den schönen Spitznamen Lieschen machen kann (ich bevorzuge diese Schreibweise statt: Lis`chen). Tatsächlich werde ich sogar von engsten Freunden und Familie so genannt. Die Zeiten in denen man mit harschem Unterton „LUISE“ ruft, sind nun doch zum Glück eine ganze Weile vorbei, so dass ich mich in meinem liebevoll klingenden Spitznamen wohlfühlen kann.
Ja und tatsächlich fahren wir in den Urlaub. Nächste Woche, in den Schnee (und danach darf bitte der Frühling kommen, Schnauze voll von blattlosen Bäumen). Der Plan sieht folgernder Maßen aus. Neben Omi und Opi (ich verzichte im weiteren Verlauf auf die Bezeichnung „Mutti“) kommen auch ein paar Kitaeltern mit ihren beiden Zwillingsmädchen mit. Daraus erhoffe ich mir folgendes Szenario: Kind tobt mit anhaltendem Lachen mit Omi, Opi, Papi und Freundinnen im Schnee (O-Ton Frieda: Ida Litten [Schlitten] fahren! Omi und Opi auch mit Ida Litten fahren! Viel Litten fahren!). Ruft zwischendurch nach mir, winkt. Mami winkt lächelnd zurück. Kind kommt angeflitzt. Mami bewundert Handschuhe/Schnee/rote Nase/macht heile-heile Puste/erklärt das man für auf den Po fallen kein Pflaster braucht/gibt Küsschen/streichelt über Köpfchen. Kind rennt lachend wieder los. Mutter widmet sich wieder ihrem Liegestuhl im Schnee, in der Sonne, liest Buch, entspannt sich (an dieser Stelle sind keine Abkürzungen erlaubt im Plan, ganz-ganz wichtig!).
Oh, Mittagessen. Super. Nicht selber kochen, nicht Tisch decken, nicht abwaschen. Und dann: MITTAGSSCHLAF! Ausgiebig! Nachmittags ähnliches Szenario. Unterbrochen nur zum Küsschen austeilen und Kuchen essen. Am Abend im Mühlespielen gewinnen (auch ganz wichtig) und zeitig schlafen gehen. Soweit der Plan.
Im Plan gibt es außerdem noch Aussparungen. Was wir nicht wollen sind: Verletzungen, Krankheitsfälle, schlechtes Wetter, schlechtes Essen, zu wenig Schlaf, schlechte Laune, beim Mühle spielen verlieren (gilt nur für mich, die anderen müssen zwangsläufig verlieren, damit ich gewinnen kann).
Und während ihr alle nächste Woche auf mein allwöchentliches Gefasel verzichten müsst oder dürft, seid ihr damit beauftragt, die Daumen zu drücken für eben solche Planerfüllung. Dankeschön.
Nächstes Thema. Unser uralter Kinderwagen macht die Grätsche. Oder das heißt, was davon noch übrig blieb. Tragetasche ist eh hinüber aber der Rest macht auch so gruselige Geräusche. Ein Glück hab ich mein geliebtes Fahrrad. Dieses war übrigens für einen Tag in der Werkstatt, weil der hintere Mantel defekt war. Und was habe ich daraus gelernt? Nie wieder einen Tag ohne Rad! Die Schlepperei nervt total, außerdem bin ich super schlecht zu Fuß. Nicht nur langsam, sondern auch ständig geplagt von Seitenstechen. Und daneben sind sämtliche Bänder in meinem Körper so weich und locker, dass ich ständig umknicken kann. Und wie wohl fühlt sich mein Rücken doch auf dem Rad. Ach, was würde ich nur ohne tun. In jedem Fall, große Krokodilstränen vergießen!
Und noch etwas. Nachdem ihr mich kritiklos letzte Woche habt jammern lassen, habe ich mit solchem Genuss eure lieben Kommentare gelesen! Es war so schön, solch andere Bilder zu bekommen und natürlich hat sich das meiste an Negativismus schon mit dem Aufschreiben des Berichtes erledigt gehabt. Trotzdem, vielen Dank für die aufbauenden Worte ihr drei „20iger“ und Pat aus Düsseldorf. Ja, und natürlich auch an meine Mutti. Es ist schön, wenn ich mich trotz eigener Mutterschaft mal ein bisschen bemuttern lassen kann. Das kann man sehr genießen. Unsere beiden Mädels werden keine 20, sondern eher 26-27 Monate auseinander sein. Und sicher kann Frieda sich schon etwas mehr an das Einzelkind sein erinnern. Aber wisst ihr was? Das macht nichts. Jetzt nicht. Eure Kommentare haben in jedem Fall für deutliche Glättung der Wogen gesorgt.
Ach und noch etwas. Schwanger bin ich auch. Jetzt in Phase 3. Baby nimmt kräftig zu. Bauchumfang auch und werdende Mutter ist gestresst aber sehr glücklich.
Euch allen eine ganz wunderschöne Zeit. Wenn wir uns das nächste Mal lesen, haben Frieda und ich schon Geburtstag gefeiert. Bis dahin alles Liebe!
Luise