Familiäre Ansprachen und ausbleibendes Mädchengefühl
Derweil ich mit euch vielen Unbekannten hier so meine intimen Gedanken teile und euch à point auf dem Laufenden halte, weiß der Großteil unserer Familie noch nicht einmal, dass ein weiteres Baby in Auftrag gegeben wurde. Was zum einen daran liegt, dass wir uns so wenig sehen und die Nachricht gern persönlich überbringen wollten und zum anderen, dass leider auch nicht zu allen ein guter Kontakt besteht. Aber wenn wir noch ein paar Wochen warten, brauchen wir bei einem erneuten Treffen auch nichts mehr diesbezüglich sagen, denn langsam hebt sich der Bauch. Im Moment ist das zweifellos noch mit einer ordentlichen Portion Mittagessen zu verwechseln, allerdings wird es wohl auch nicht mehr lange dauern, bis zumindest weibliche Bekannte dies eindeutig dem zuordnen, was es ist. Großes Mittagessen + Baby.
Ehrlich gesagt, erwarten wir auch nicht nur positive Reaktionen. Was nicht verwunderlich ist, denn auch wir (insbesondere ich) haben mit ambivalenten Gefühlen auf die neue Schwangerschaft reagiert. Oder anders ausgedrückt „na, jetzt haben wir 2 Jahre nicht geschlafen, dann werden wir eben noch einmal 2 Jahre nicht schlafen… aber dann wieder…“. Das „wir“ ist an mancher Stelle aber nicht ganz berechtigt. Es gab einige Momente, da möchte ich das „wir“ gerne durch „ich“ ersetzen.
Es ist ja nicht nur das Schlafen. Jeder der Kinder hat weiß, dass es keinen anstrengenderen Job gibt. Man hört ja immer nur von diesen durchschlafenden, ruhigen Babys, mit denen man sich stundenlang mit Kaffee und Zeitung in den Park setzen kann und die kleinen Würmer vor einem liegen und sich damit begnügen, dass man physisch anwesend ist. Nein, Frieda war nicht so ein Wurm. Und ich habe eine Freundin, deren Sohn auch weit weg davon war. Und in uns beiden stieg regelmäßig die Wut auf, wenn wir ebensolche Parkszenen mit ansehen mussten, während unsere Kinder schreiend oder dauerstillend an uns hingen. Immerhin hatten wir uns und konnten uns so prima ablenken und unterstützen. Aber diese Szenen sind wirklich die Ausnahmen. Überhaupt empfindet man sein Kind ja meist als besonders anstrengend, wenn gerade mal alles wieder doof ist. Es ist nämlich ein (für alle jungen Eltern) gemeines und falsches Vorurteil, dieses Bild von der ausgeruhten, immer lächelnden und schrecklich entspannten Mutti. Sicher gibt es solche Momente und auch Zeiten in denen es oft so ist. Aber wenn man als frisch gebackene Mutter mal alles nur scheiße findet, dann bekommt man von seiner Umwelt ein wenig hilfreiches „nein-nein, das ist doch so schön mit einem Baby“. Ja, verdammt. Es hilft nur überhaupt niemandem diese Gefühle zu negieren und schon gar keinem, der in der Situation so empfindet. Und seien wir mal ehrlich. Es gibt vermutlich wenig, was schöner ist als Mutter zu werden und zu sein, aber manchmal ist es einfach nur blöd. Und das darf es auch mal sein. Gut, wenn man das mit anderen Müttern teilen kann. Die verstehen auch meist ganz gut was man meint.
Aber zurück zum familiären Anhang. Wie macht ihr das? Da ich auch „negative“ Reaktionen erwarte, frage ich mich, ob ich mir das überhaupt anhören will. Warum sich Mühe machen, die besondere Nachricht persönlich zu verkünden, wenn dann eh Einwände (wie unpassend) kommen. Statt es zum Beispiel schnell am Telefon hinter sich zu bringen. Ich bin schon gespannt, wie es tatsächlich werden wird. Vielleicht werden wir ja auch positiv überrascht. In jedem Fall werde ich dann davon berichten. Aber wer weiß, wie lang es bis dahin noch dauert. Meinem Mann ist es, glaub ich, schon wichtig, es persönlich zu sagen. Er ist ja auch stolz darauf und freut sich sehr auf das nächste kleine Baby.
Im Übrigen hätten wir gern noch einmal Mädchennachschlag. Das haben wir jetzt schon mal üben können und es ist einfach schön. Ich kann mir auch schlecht vorstellen eine Jungsmama zu sein. Aber wer weiß. In der letzten Schwangerschaft hatte ich von Anfang an ein deutliches Mädchengefühl. Das fehlt bis jetzt. Aber vielleicht bleibt es auch aus gutem Grund aus. In jedem Falle wollen wir vorher wissen, worauf wir uns dann einlassen werden. Das passt ja auch zu dem, was ich in meinem ersten Bericht geschrieben habe, bzgl. der Ungeduld. Ich finde es ja bewundernswert, wie Eltern es aushalten nicht zu wissen was es wird. Käme für mich und uns nicht in Frage. Genauso wenig, wie es in Frage kommt, dass ich mal nicht vorher weiß, was ich zu Weihnachten bekomme …
Euch allen eine richtig schöne Woche!
Luise