Vorstellung, unbeabsichtigte Abschweife in Gestank und eine neue Runde.
Wenn man einen neuen Raum betritt ist es üblich sich zunächst vorzustellen. Ein bisschen aufgeregt bin ich, mich in einem Raum voller unkenntlicher Menschen selbst zu enthüllen. Aber von Anfang. Mein Name ist Luise, ich bin Berlinerin, mein Lieblingsessen sind selbstgemachte Klöße (Thüringer, mnjamnjam) und japanische Köstlichkeiten. Ich könnte meinen Tag in Büchern verbringen, was ich zum Teil muss, da ich studiere und vor allem aber nicht mehr ausgiebig schaffe, seit mein Mann und ich vor fast 20 Monaten Eltern unserer wundervollen Tochter Frieda werden durften.
Vor einigen Wochen geschah dann Folgendes. Wir hatten einen Moment für Nähe und suchten diese beieinander. Ich: Kondom? Er: ach was, lassen wir es drauf ankommen! Nur kurze Zeit später hielt ich einen Drogerieschwangerschaftstest in meinen Händen und ärgerte mich, dass ich nicht mal warten konnte bis ich tatsächlich überfällig war. Sobald ich ihn ausgeführt hatte, meckerte ich mit mir selbst, dass das herausgeschmissenes Geld war. Einfach mal ein paar Tage länger warten. Das ist doch nicht zu viel verlangt. Das war schon immer so. Mein Mann beschwert sich immer, dass ich schon vorher weiß, was ich zu Weihnachten bekomme. Was daran liegt, dass er mir nicht ins Gesicht lügen kann und ich zu gut raten kann. Man kann das gut als Ungeduld zusammen fassen. Und während ich mich noch so vor mich hin ärgerte, rief der Test aus seiner Ecke „ich bin fertig“. „Jetzt schau doch wenigstens mal drahauf“. „Halllloooo, hier bin ich!“. –Positiv- Juhuuu!!!, ach du Scheiße, ist das schön, oh mein Gott, jaaa ein klitzekleines Baby, meine arme kleine Frieda, kann ich ihr das schon antun? Ach Mist, schon so spät, ich muss los. Gedanken auf später vertagt.
Und da wären wir nun. Inzwischen sind einige Wochen vergangen. Ich habe mich zwei Mal bei einem Ultraschall selbst überzeugen können, dass es auch wirklich-wirklich nur eine bubbelnde Erdnuss ist. Diese hat offensichtlich schon mindestens Walnussmaße, denn man kann die Gebärmutter gut über dem Schambein ertasten und die Hose kneift. Es macht sich breit! Mir ist immer noch hundeelend. Ich werde mit grässlicher Übelkeit gestraft und die Stadt nimmt keine Rücksicht auf meine Befindlichkeiten mit ihren Gerüchen. Inzwischen ist die Übelkeit wenigstens „produktiv“. Danach geht es immer für einen Moment besser. Schlimmer war diese latente, permanente Übelkeit aller vergangenen Wochen. Aber schön ist anders. Vermutlich ist das eine Geschichte die sich irgendwann verselbstständigt. Neulich wurde ich auf dem Fahrrad von einem Müllfahrzeug überholt. Da ich in Gedanken war, wurde ich überrascht und hatte nicht mehr die Chance die Luft anzuhalten. Das Ergebnis könnt ihr euch vorstellen. Ja, in voller Fahrt, vom Fahrrad herunter. Müll und Kacke sind die größten Feinde. Ertrag ich gar nicht. Ein Glück wird es immer kälter, dann stinkt es nicht so sehr.
Ich hatte ursprünglich nicht vor meine Vorstellung mit Kacke und Gestank in einem Bericht zu haben. Aber jetzt lass ich es so. Ich freue mich auf anstrengende, aufregende und schöne Wochen und Monate. Und ich freue mich, dass ihr mich begleiten werdet. Also, auf in eine neue Runde. Bis dahin, allen ein schönes Wochenende!
Luise