MENU


Wo entbinden? – In der Klinik, im Geburtshaus oder zu Hause?

Das fragen sich irgendwann alle werdenden Eltern. Die Wahl des Geburtsortes will gut durchdacht sein, hängt der Verlauf der Geburt doch stark vom Geburtsort ab. Unsere Checkliste „Geburtsort“ zeigt dir Vor- und Nachteile einer Klinikgeburt einer Hausgeburt und einer Geburt im Geburtshaus und hilft dir so, diese wichtige Entscheidung zu treffen.

In diesem Artikel:

Klinikgeburt: Dafür entscheiden sich die meisten Paare

Um ihr Kind auf die Welt zu bringen, entscheiden sich die meisten Frauen bzw. Paare in Deutschland für eine Klinik in Wohnortnähe. Aber es gibt auch Alternativen wie das Geburtshaus oder eine Hausgeburt. Das zeigt ein Blick in die Niederlande. Hier hat die Hausgeburt schon lange Tradition: Etwa zwei von drei Schwangere entscheiden sich hier für die Geburt in vertrauter Umgebung. Wir zeigen, was es bei der Wahl des Geburtsortes zu bedenken gibt, wo Vor- und Nachteile liegen und welche persönlichen Voraussetzungen sich auf die Wahl auswirken können.

Das muss in die Kliniktasche

Der große Tag steht bald bevor und du weißt noch nicht, was in deine Krankenhaustasche gehört? Kein Problem. Hier erhältst du wertvolle Tipps und Ratschläge, die dir beim Kofferpacken helfen. Denn wer optimal vorbereitet ist, kann sich entspannen und dem großen Ereignis gelassen entgegensehen. Und sich auf das Schönste freuen: die Ankunft seines Babys.

Warum es sich lohnt Geburtsstationen zu besichtigen und Fragen zu stellen?

Wie die meisten Frauen möchtest du dein Baby in einer Klinik deiner Wahl bekommen, weil du denkst, dass das der sicherste Ort ist? Dann schau dich gemeinsam mit deinem Partner in den Geburtsstationen der infrage kommenden Krankenhäuser um und besucht Infoveranstaltungen. Natürlich muss auch das Bauchgefühl stimmen, trotzdem: Fühlt dem Personal bzw. der Geburtshilfe auf den Zahn. Wichtige Fragen könnten sein:

  • Wie viele Frauen werden in der Regel gleichzeitig von einer Hebamme betreut?
  • Gibt es einen von Hebammen geleiteten Kreißsaal?
  • Welche Geburtspositionen kann die Gebärende einnehmen?
  • Ist eine Wassergeburt möglich?
  • Wie hoch ist die Kaiser- und Dammschnittrate?
  • Handelt es sich um ein sogenanntes „Babyfreundliches Krankenhaus“, wo das Stillen unterstützt wird?

Unser Tipp: Erstelle mit deinem Partner und deiner Hebamme einen „Geburtsplan“ mit allen deinen Wünschen für die Geburt deines Kindes und geh diesen mit dem Klinikpersonal Punkt für Punkt durch. Hier findest du unsere Checkliste mit den wichtigsten Fragen und einen Fragebogen des Deutschen Hebammenverbandes /DHV.

Infos über Kaiserschnittrate 

Du willst wissen, wie hoch die Kaiserschnittrate deiner Wunschklinik ist? Der Verein Mother Hood e. V. stellt nun auf seiner Website www.mother-hood.de eine interaktive Karte mit den aktuellen Kaiserschnittraten von Kliniken bereit.

Was macht ...

... eine Hebamme?
Seit Jahrhunderten stehen Hebammen mit ihrem medizinischen Fachwissen und ihren Erfahrungen Schwangeren und jungen Müttern zur Seite. Sie sind die erste Ansprechpartnerin in Sachen Geburt.

Mehr dazu auf kidsgo.de/info-hebamme 

... eine Doula?
Eine Doula ist eine Frau, die selbst Kinder geboren hat und die werdende Mutter bei der Geburt begleitet und emotional unterstützt. Das Wort "Doula" leitet sich aus dem griechischen "doleia" ab und bedeutet "dienen" oder "betreuen".

Mehr auf kidsgo.de/doula

Wann eine Klinikgeburt unumgänglich ist

Frauen, bei denen die medizinische Versorgung und Überwachung aus gesundheitlichen Gründen Priorität eins haben, sind in einer Klinik am besten aufgehoben. Inzwischen sind viele Geburtskliniken an Perinatalzentren zur Versorgung von Früh- und Neugeborenen angeschlossen.

Genau das sei ein Grund für die Wahl ihrer Geburtsklinik gewesen, berichtet Laura. Sie hatte bei der Geburt ihrer Tochter Ella volles Vertrauen in das Personal der Geburtshilfe. „Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert wäre, wäre ich dort in den besten Händen gewesen“, ist die 30-Jährige auch im Nachhinein überzeugt. Aber auch weil sie weiß, dass ihr Partner in neuen Situationen schnell überfordert ist, stand eine Hausgeburt nie zur Debatte. Klar war auch, dass sie nicht ambulant, sondern stationär entbinden würde – ebenfalls eine wichtige Überlegung vorab. 

Wichtig: Unter der Geburt ist es schwierig, einen klaren Kopf zu behalten und seine Bedürfnisse klar zu formulieren. Deshalb empfehlen wir, jemanden mitzunehmen, der deine Wünsche kennt und sich für diese einsetzt, wenn etwas nicht so laufen sollte wie gewünscht. Das kann dein Partner, eine Freundin oder eine Doula sein.

In deiner Region

Auf kidsgo.de/kurse findest du Kliniken, Geburtshäuser und Hebammen in deiner Region

Das Geburtshaus: Eins-zu-eins-Betreuung, Zeit und Wohlfühl-Atmosphäre

Wohlfühlen und eine individuelle Eins-zu-eins-Betreuung sind sehr wichtig, um sich zu entspannen und loslassen zu können. Hier punktet eindeutig das Geburtshaus: „In der liebevollen Umgebung des Geburtshauses fühlt sich die Gebärende geborgen und sicher“, weiß Yvonne Bovermann, Hebamme in einem Berliner Geburtshaus. Schon in der Schwangerschaft lernst du die dort arbeitenden Hebammen kennen, vielleicht nimmst du im Geburtshaus sogar schon am Geburtsvorbereitungs- oder Säuglingspflegekurs teil. So wächst während der Schwangerschaft das Vertrauen zwischen dir und den Hebammen.

Infos zur Geburtshilfe

Du willst die Geburtshilfe verbessern? Informiere dich auf kidsgo.de/netzwerk oder

www.netzwerk-geburtskultur.de

Geburtshaus: „Gebärende Frau steht im Vordergrund“

In den Geburtshäusern ist meistens noch eine zweite Hebamme bei der Geburt dabei. Hebamme Bovermann betont: „Für uns Hebammen steht nicht die Überwachung der Geburt im Vordergrund, sondern die gebärende Frau mit allen ihren Bedürfnissen. Durch diese Wertschätzung bekommen die Frauen Selbstvertrauen in ihren Körper und wachsen an dem Geburtsereignis. Dies kann so ein sehr stärkendes Ereignis für die Familie sein.“

Nach der Geburt wird der Beziehungsaufbau zwischen dem Kind und den Eltern nicht durch Routinemaßnahmen unterbrochen. Es ist belegt, dass dadurch nicht nur die Stillbeziehung, sondern das familiäre Zusammenleben insgesamt besser funktioniert.

Wichtig: Ähnlich wie bei einer Hausgeburt sollte die Schwangerschaft problemlos verlaufen und Komplikationen unter der Geburt, soweit im Vorhinein möglich, ausgeschlossen werden können.

Hausgeburt: vertraute Umgebung, vertraute Hebamme, Vertrauen in den Körper

Abgestimmt!

So stimmten kidsgo-Leserinnen bei unsere Umfrage "Was ist dir bei der Wahl der Geburtsklinik am wichtigsten?" bisher ab:

  • 43% sagen, dass ihnen die Garantie eins zu eins von  ihrer bzw. einer Hebamme betreut zu werden am wichtigsten ist.
  • 30% legen besonderen Wert auf die modernste medizinische Ausstattung und die Betreuung durch einen Arzt.
  • 17% entscheiden nach der Gestaltung der Räume und dem Wohlfühlfaktor. 
  • 10% sehen die Wohnortnähe der Klinik für sich als wesentlichen Aspelkt an. 

Du willst noch an dieser Umfrage teilnehmen? Du findest sie in der rechten Spalte auf dieser Seite! 

„Für mich stand von Anfang an fest, dass ich meine Kinder zu Hause bekommen werde. Dass fremde Menschen während dieses intimen Akts anwesend sein würden oder mich berühren, war für mich unvorstellbar“, sagt Susanne. Die heute 38-Jährige hat ihre beiden Söhne mit 30 bzw. 35 Jahren zu Hause im Wohnzimmer geboren. Bei beiden Geburten haben nur ihr Mann und ihre Hausgeburthebamme sie unterstützt.

Bei der Wahl der Hebamme spielt die Chemie eine wichtige Rolle: Du musst volles Vertrauen haben, und auch umgekehrt muss die Hebamme davon überzeugt sein, dass du dir bzw. ihr als Paar euch das zutraut und du dir und deinem Körper vertraust.

Hausgeburt: vorab Rufbereitschaft klären und fürs Wochenbett vorsorgen

Eine Hausgeburt erfordert auch, dass du zuvor einiges vor Geburt und Wochenbett besorgst und klärst: Wer übernimmt die Kosten für die Rufbereitschaft der Hebamme, wer kümmert sich um die Geschwisterkinder, in welchem Raum kann die Geburt stattfinden, wie sollte er ausgestattet sein und was musst du noch beschaffen. Mit deiner Hebamme sprichst du ab, welches Krankenhaus im Notfall schnell angefahren werden und ob sie dich dorthin begleiten kann.

Checkliste Geburtsort

Wer die Wahl hat, ... Damit du eine für dich passende Entscheidung treffen kannst, haben wir für dich eine Übersicht über Vor- und Nachteile einer Geburt in der Klinik, im Geburtshaus und zu Hause zusammengestellt.

Checkliste Geburtsort hier herunterladen

Wer eine Hausgeburt plant, sollte sich möglichst früh auf die Suche nach einer Hausgeburthebamme machen, denn inzwischen sind diese rar gesät. Schuld daran sind unter anderem die enorm hohen Beiträge der Haftpflichtversicherungen, die freiberufliche Hebammen abschließen müssen.

Wichtig: Wenn es während der Schwangerschaft zu gesundheitlichen Problemen kommt, es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt oder Komplikationen bei der Geburt erwartet werden, wird von einer Hausgeburt abgeraten. Beim Überschreiten des Geburtstermins um drei Tage verlangt die Krankenkasse eine Art „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ deiner Gynäkologin. Nur dann übernimmt sie die Kosten für deine Hausgeburt.

Unser Tipp: Vertraue deinem Bauchgefühl!

Verläuft deine Schwangerschaft normal? Dann hast du die freie Geburtsortwahl. Höre bei deiner Entscheidung unbedingt auf dich selbst: Wähle den Ort, an dem du dich am wohlsten fühlst. Bist du gerne dort, wird sich das positiv auf die Geburt auswirken. Unwichtig ist, was deine Freunde oder Verwandte sagen. Denn du bist die Gebärende, und du brauchst all deine Kraft und Ruhe um dich herum, um dein Kind in Frieden auf natürlichem Wege auf die Welt zu bringen.
Wann das Baby dann genau geboren wird, kann niemand vorab feststellen. Wie Experten bestätigen, kann der Geburtstermin tatsächlich um bis zu einige Wochen schwanken. Erfahre hier, wie genau der errechnete Geburtstermin wirklich ist.

 

Buchtipps

kidsgo Buchtipp - Die selbstbestimmte Geburt

Die selbstbestimmte Geburt

Handbuch für werdende Eltern. Mit Erfahrungsberichten

Das umfassende Handbuch zur Vorbereitung auf die selbstbestimmte Geburt, mit dem kompakten Wissen und der Erfahrung einer Pionierin: Ina May Gaskin bestärkt Frauen darin, der faszinierenden Kraft ihres Körpers zu vertrauen, mit der sie ihr Kind (möglichst ohne technische Eingriffe) auf die Welt bringen können.

Ina May Gaskin, Kösel Verlag, 11. Auflage, 2016, 19,99 Euro, ISBN 978-3-466-34477-2

kidsgo Buchtipp -- Natürliche Geburt

Vertrauen in die natürliche Geburt
Gelassen und entspannt in den Kreißsaal

Der Chefarzt Dr. med. Wolf Lütje kennt aus 30 Jahren Erfahrung in der Geburtshilfe die Vorteile einer natürlichen Geburt für Mutter und Kind und warnt vor einer Überbetonung der Risiken. Stattdessen macht er Frauen und ihren Partnern Mut, stärkt sie in ihrer Kraft und führt sie weg von der Angst hin zu Vertrauen, Liebe und Glück.

 Dr. med. Wolf Lütje, Kösel Verlag, 2016, 14,99 Euro, ISBN 978-3-466-31065-4

kidsgo Buchtipp - Sanfte Geburt

Im Einklang mit der Natur
Neue Ansätze der sanften Geburt

In den Industrienationen gelten Kaiserschnitt und aktives 'Wehenmanagement' als normale Bestandteile einer Geburt. Eindringlich warnt der Autor vor den Risiken einer derart technisierten Geburtspraxis: „Im Zeitalter des industrialisierten Gebärens bleibt der Mutter nichts zu tun. Sie ist eine Patientin“. Odent plädiert für eine Wende in der Geburtshilfe, die dem Handeln und Erleben von Mutter und Kind unter der Geburt wieder mehr Raum lässt. Ein aufrüttelndes und visionäres Buch – für werdende Eltern, Hebammen und GynäkologInnen.

Michael Odent, Mabuse Verlag, 2017, 19,95 Euro, ISBN 978-3-940529-78-7

Geburtsbericht - Der erste Abschied

„Sarah ist jetzt schon drei Monate alt, aber ich erinnere mich noch genau an die Tage nach der Geburt. Alle freuten sich sehr über unsere kleine Tochter: Für meinen Mann war SIE endlich da, für die große Schwester war SIE endlich da, für die Großeltern war SIE endlich da – für mich war SIE ja auch endlich da, für mich war SIE aber auch weg. Neun Monate war dieses kleine Wesen in meinem Bauch gewachsen. Anfangs hatte ich es nur ganz zart gespürt, später hatte sie mich vollständig ausgefüllt.

Wir hatten uns diesen Bauch geteilt, sie hat mich getreten, sie musste all meine Freuden und Ängste mit leben und wir waren immer zusammen. Jetzt war sie weg und ich leer. Leer-Schmerzen. Neben mir liegend und so süß, aber doch so weit entfernt. Wie kann man sich so freuen und gleichzeitig so traurig sein? Der erste große Abschied, dachte ich immer und wusste, es würden noch viele, viele folgen. Zwar hatte die Hebamme die Nabelschnur durchgeschnitten, doch dieses Band, was Mutter und Kind zusammenhält, existiert auf andere Weise weiter. Erst ganz allmählich wird es sich dehnen und weiten, immer in kleinen Schritten. Immer wird es Abschiede geben, damit Sarah irgendwann alleine und stark durch die Welt ziehen kann. Nach der Geburt musste ich erst einmal Teilen lernen, denn auf einmal rissen sich alle um dieses Menschlein, das ich vorher ganz allein in mir trug.

Bald gibt es eine Tagesmutter und irgendwann werde ich auch ohne meine kleine Tochter wieder Dinge unternehmen. Ich hoffe nur, dass wir alles erst dann tun können, wenn die Zeit reif dazu ist, wenn die unsichtbare Nabelschnur sich weit genug gedehnt hat.“

Anke P. (32) aus Lippstadt

Jede Geburt ist einzigartig! Hier liest du, wie andere Mütter die Geburt erlebt haben.