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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
23. Woche

Der erste Kuss vom Urlaubsflirt

Matsimos hat von der dreijährigen Tochter des Hotelchefs seinen ersten Kinderkuss und seine erste Umarmung bekommen, zuckersüß.

Hab grad noch mal den ersten Teil gelesen, hört sich ja fast an als wär alles nur toll gewesen – war’s natürlich nicht. Blöd war z.B. immer die Frage: Was ziehen wir Mats an? Ein krankes Kind will niemand, aber im Urlaub ja noch weniger.
Sein Klamottenarsenal hätte zweifelsohne reichlich hergegeben, aber der Body war oft schon mehr als genug. Die Anzahl der kleinen Schweißtröpfchen auf der Nase sind immer ein Indikator, wie anstrengend oder warm es ihm grad ist. Im Auto war uns die Klimaanlage grad recht und so haben wir dem Kleinen aus Sorge vor Unterkühlung anfangs noch ein lockeres Hemd und ’ne ¾-Hose angezogen. Bei einem der ersten Ausritte waren wir nach einer viertel Stunde am Ziel angekommen und hatten plötzlich ein Kind mit roten Wangen, Schweißtropfen nicht nur auf der Stupsnase und völlig fertig im Maxi Cosi hängend. Eine Minute später, nur noch im Body, war alles wieder bestens.
In der Nacht ein ähnliches Problem, nur in Windel oder mit leichtem Gewand? Wir haben uns dann meistens für einen ärmellosen Schlafanzug entschieden, eine Nummer zu groß und damit schön luftig.

Was dann auch zweimal goldrichtig war, denn der Stöpsel schaffte es tatsächlich in diesen Nächten mit seiner Strampelei das Fliegengitter niederzureißen. Die Mücken nahmen seine Einladungen ohne Frage gerne an und ließen ihn jeweils
als weiß-rot-weißen Streuselkuchen zurück.
Auch das mit dem Futtern war schon anstrengend. Das mehrmalige Durchschlafen von neun Uhr abends bis um sechs in der Früh war schon toll, aber tagsüber wollte Mats mindestens doppelt so oft gestillt werden wie zuhause. Zudem war die Vorlaufzeit auch eindeutig verkürzt. Vom moderatem “Ich-hab-Hunger“-Gemaule bis zum schimpfenden “Ihr-laßt-mich-doch-hier-verhungern“-Geschrei vergingen nur wenige Minuten.
Dass unter griechischer Sonne gerne alles ein bisschen entspannter und relaxter abgeht, davon wollte der Herr Mats nix hören.

Kulturell wünschte der Kleine natürlich auch was geboten zu bekommen und so brauchte es nicht lang, uns zu einem Besuch Olympias zu überreden. Nach knapp zwei Stunden Fahrt liefen wir ehrfürchtig durch die ca. 2.500 Jahre alten Steinhaufen. Und egal ob an antiker Stätte der olympischen Spiele, im dazugehörigen gut besuchten Museum oder in unserem kleinen Strandbad – immer waren wir mit unserem Kinderwagen die Exoten schlechthin. Auf der Überführungsetappe vom Ferienhäuschen zum Hochzeitsdomizil pausierten wir in Sparta. Auf der autofreien Flaniermeile der Stadt waren wir mit Mats, diesmal im Tragetuch, eine regelrechte Attraktion. Wir haben im ganzen Urlaub nicht herausfinden können ob es mit der Hitze zu tun hat, den Eltern - denen die Babysitter (wegen der Großfamilien) zu keinem Tageszeitpunkt ausgehen - oder ob es doch an den griechischen Störchen liegt, die die Babys erst mit sechs Monaten abliefern. Vielleicht ist es auch was Traditionelles, also wenn da jemand Bescheid weiß…würde mich schon interessieren.

Die letzten Urlaubstage wurden von der Hochzeit bestimmt. Gefeiert wurde auf der kleinen Insel Elafonisos im Südosten der Peloponnes. Auf Google Earth gibt’s tolle Bilder vom Hafen mit der kleinen Kirche und von den zwei schneeweißen Stränden und kristallklarem Wasser. Wer die Möglichkeit hat sollte unbedingt mal reinschauen. Die Bilder schauen teilweise schon unecht aus, aber genauso isses dort gewesen, Karibik-Feeling inklusive.

Die Feierlichkeiten dauerten zwei Tage, wobei das bei den Griechen ja immer erst abends anfängt und so blieb viel Zeit zum beachen an den feinen Sandstränden. Der erste Abend diente, am kleinen Mini-Hafen mit Sicht auf die schnuckelige Hochzeitskirche, dem lockeren Kennenlernen bei viel Essen und leckerem Ouzo. Da das griechisch-amerikanische Brautpaar recht weltenbummlerisch veranlagt ist, kamen die Gäste aus mehr als zehn Nationen und so waren Griechisch und Englisch die Hauptsprachen. Mats sprach wie immer jedermanns Sprache, indem er fast jeden, der sich länger als zehn Sekunden mit ihm beschäftigte, anlächelte was ging.
Ich verstand mich gleich prächtig mit meiner amerikanischen Tischnachbarin und wir waren uns einig, dass es total schön wäre so viele Kinder jeden Alters hier rumspringen zu haben. Auf meinen Hinweis, dass ich so was noch vor einem halben Jahr auf keinen Fall gesagt hätte stimmte sie mir herzhaft zu. Nur mit dem Unterschied, dass es bei ihr jetzt schon seit anderthalb Jahren so wäre, halt so lange wie es ihre Tochter schon geben würde.

Der zweite Abend ähnelte dem ersten, nur ging er bis zum Morgengrauen, es gab mehr Reden, mit Musik und Tanz natürlich und mit viel, viel mehr Essen. Es gab ca. zehn Vorspeisen, eine Hauptspeise, dazu noch vier Lämmer an Mitternacht. Nicht zu vergessen der zerlegte Hochzeitskuchen und die Platten voll Süßigkeiten, die die fünf Tanten der Braut in zweitägiger Handarbeit hergestellt hatten.
Zuvor durften wir aber noch eine griechisch-orthodoxe Trauung erleben. In der Abendsonne warteten alle vor dem Gotteshaus auf die Brautleute, um dann nach ihnen in die kleine Basilika zu strömen. Chris und ich sicherten uns mit dem Kurzen zwei Plätze mit Aussicht und setzten uns, wie alle Nicht-Griechen, brav hin. Allerdings nicht für lang, denn als die drei Popen erschienen kam Bewegung in die Kirche. Ziemlich schnell waren die Hochzeiter umringt, als wäre der kleine Altar vor ihnen ein Wühltisch mit tollen Schnäppchen. Fotos schießen von jedem Blickwinkel aus und das andauernd, scheint auch recht normal zu sein. Um an die guten Kamerapositionen zu kommen, gab es hoch frequentierte Schleichwege, die Kirchentür war die ganze Zeit geöffnet, Reis wurde en masse in der Kirche geworfen und der Geräuschpegel war so hoch, dass Mats Hungergejammer zum Ende hin kaum auffiel.
Das war mal eine entspannte Hochzeit.

Am Mittag hatte ich noch geglaubt, dass wir die Zeremonie vielleicht gar nicht miterleben würden. Der kleine Fuchtler hatte sich am Strand, beim Spielen im Sand, irgendwie einen kleinen, feinen Dorn oder so was Ähnliches unter den Nagel des rechten Mittelfingers geschoben. Plötzlich schrie er wie am Spieß und war nicht mehr zu beruhigen. Als ich die Ursache für das Gebrüll entdeckte, tat’s mir allein beim Hinschauen schon weh. Wir sind dann gleich zum Chef unserer Hotelanlage und kurz später war ich mit einer Pinzette bewaffnet.
Das fiese Ding hatte sich allerdings soweit reingearbeitet, dass ich nicht dran kam. Nachdem er insgesamt eine dreiviertel Stunde geschrieen hatte, schlief der kleine Mann vor Erschöpfung ein. Da waren wir dann schon auf dem Weg zum einzigen Arzt der Insel. Die Frau war sehr nett, aber frisch von der Uni und traute sich nicht dran. Und ich machte mir Sorgen, dass das Biest abbrechen könnte und so einigten wir uns darauf erstmal nichts zu unternehmen. Sie hielt dann noch mit einem Kinderarzt Rücksprache und falls der Finger anschwellen und/oder sich entzünden sollte, könnten wir bei ihm auf dem Festland vorbeikommen.

Als der inzwischen Finger-getapte Matsimos zwei Stunden später wieder aufwachte, erschien er mir ein wenig weinerlicher, aber im Großen und Ganzen recht o.k. Wir tauchten, auf griechischen Tipp hin, den Finger mehrmals in Olivenöl. Ob es das war oder der Körper selbst dafür sorgte, scheinbar wurde der Spreissl elastischer und Mats konnte mit der Hand greifen ohne dass er Schmerzen zeigte. Die rechte Pfote wurde maximal beobachtet und tat uns allen den Gefallen sich nicht zu entzünden.

Und jetzt ein paar Gedanken, die mir zu diesem Urlaub grad noch eingefallen sind.
Matsimos hat von der dreijährigen Tochter des Hotelchefs seinen ersten Kinderkuss und seine erste Umarmung bekommen, zuckersüß.
“Määts“ kann jetzt glaub ich Englisch. Mir war so, als hätte er irgendwann angefangen auf den häufigen Ausruf:
„He’s sooo cute.“ (Er ist sooo süß.) mit einem „Yam“
(Yes, I am.) zu antworten.
Wir würden immer wieder den Kinderwagen mitschleppen, auch wenn es erst umständlich erschien – der Nutzen war eindeutig höher. Der Mini hat darin überall gespielt bzw. gepennt und wir waren beide entspannt und konnten genießen, egal ob im Restaurant, beim Kultur schnuppern oder bei den Hochzeitsfeierlichkeiten.
Den Tipp einer Griechin beherzigen und niemals Griechenland zwischen dem 1. und 20.August besuchen, weil dann alle Hellenen Urlaub haben und alles nur überfüllt ist.

Fazit dieses Urlaubs: Unser Mini-Mann war der absolute Bonus.
Er stellte immer gleich, ob von uns gewollt oder nicht, einen Kontakt her. Er umgarnte nicht nur Verkäuferinnen, Cafe- und Restaurant-Bedienungen, Zollbeamtinnen, Hochzeitsgäste oder unsere Hotelchefin, sondern auch die griechischen Männer jeden Alters.
Ohne Berührungsängste sind die meisten Griechen auf uns bzw. auf Matsimos (und uns) zugegangen, haben ihn angefasst, mit ihm gespielt oder ihm griechische Geschichten erzählt. Wenn wir in Deutschland jemanden als “distanzlos“ bezeichnen, ist das immer negativ gemeint. Unter griechischer Sonne war es nur nett, freundlich und sympathisch. Den Gedanken, dass man, sprich ich/wir oder das Kind diese Nähe nicht wollen würde – ich glaub, dass könnte man ihnen in bestem neugriechisch sagen und man würde trotzdem nichts als einen total verständnislosen Blick ernten. Danach würden sie sicher weiter mit dem Kind rumtuddeln.
Eine ganz besondere Erfahrung, die ich erst im Nachhinein so richtig bewusst verstehe.

So, jetzt darf ich Euch zu dieser Leseleistung beglückwünschen, denn mit dem letzten Wort sind es genau 1.485 Wörter. Das sind ungefähr doppelt so viele wie sonst. Und wer noch Zeit und Lust hat kann gleich weiter lesen, denn die 24.Woche ist bald auch schon wieder rum.

Kalimera und Jassu wünschen Euch allen,
Nici, Chris und Matsimos.



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Kommentare von Lesern:

Josie, Haltern am See22.07.2008 12:19

Super, super, suuuper!!!
Ich hab ja nur gelacht und geschmunzelt. Und dann zum guten Schluss dieses tolle Foto. Herrlich!

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