Seit Montagmittag ist es die liebste Übung erst den dicken Windelpopo in die Höhe zu strecken, um dann den durchgestreckten Armstütz hinterherzustemmen.
So! Jetzt sind sie rum, die ersten sechs Lebensmonate unseres kleinen Mausebärs. Wäre ja eigentlich mal Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen.
Also ich still schon und da bin ich mir sehr sicher,
. . . also garantiert neun Monate – wenn nicht sogar gefühlte zehn. Allerdings wüsste ich es wohl, wenn der Mini-Mann sich im goldenen Herbst in unser Leben geschlichen hätte. Okay…jetzt ernsthaft. Eben war noch Winter, klirrende Kälte und es gab einen sehr sonnigen Februar. Der Wurm war ein Würmchen, das Interesse an seiner Umwelt recht gering und doch hatte er uns von Anfang an in seinen Bann gezogen.
Ein kurzes Leichtgewicht, das kaum die Augen aufmachte und am liebsten seine dünnen Beinchen in Froschhaltung verschränkte, so dass wir die Füße der geerbten 56er-Anfangsstrampler wochenlang verknoteten.
Jaa, das war er – der Neue in unserer WG.
Und heute? Mats gehört dazu, als wäre er schon immer da gewesen und er hat uns weiterhin ganz und gar im Griff. Inzwischen ist der Sommer voll im Gange, der Kurze hat sich auf 66 cm verlängert und auf über sieben Kilogramm aufgeplustert. Er ist jetzt ein angenehm speckiges Baby, das gerne nur mit einem Body bekleidet ist, denn damit kann man am besten rumturnen - Bewegung bestimmt sein Leben. UND gucken, schauen, erblicken, beobachten, entdecken, betrachten … es gibt ja soviel zu sehen. Im Tragesack wuselt der Kopf oft von links nach rechts um ja alles mit zubekommen.
Ein Leben ohne ihn – nicht mehr vorstellbar. Ganz schön krass, aber wenn uns dieser kleine Wonneproppen plötzlich nicht mehr anlächeln würde, das käme einer Katastrophe gleich. Ich würde schon sagen, dass sich unser Leben um 180° gedreht hat und es wird nie wieder so sein wie irgendwann mal früher. Manchmal ist es auch hart und schwierig, aber ich würde es bzw. ihn NIE wieder hergeben wollen. Früher hab ich den Satz: „Das geben Dir die Kinder alles zurück…“ immer ziemlich bescheuert gefunden. Ohne Kind ist diese Aussage weder zu verstehen, noch nachzuvollziehen - heute weiß ich was es bedeutet und bin froh darum.
Es ist natürlich noch mehr passiert, außer dass das Tagebuch schon zur Hälfte gefüllt ist. Gerade in dieser Woche gab es mal wieder einen rechten Schub. Gleich am Montag passierten zwei Dinge, die jetzt gern die Tage unseres Steppkes bestimmen. In der Früh saßen wir, zum ersten Mal nach dem Urlaub, wieder vorm Schlafzimmerspiegel. Bisher war da nie viel passiert: zum Spiegel gucken, woanders hingucken, geht’s da mal weiter…gibt’s vielleicht noch mehr zu sehen, Mama? Und plötzlich halte ich ein in den Spiegel grinsendes Kind im Arm, das vergnügt sein Ebenbild anlacht und rumfeixt. Das Baby da gegenüber muss unbedingt angetatscht werden, ja warum kann man das denn nicht greifen – wo ich das doch jetzt schon so toll kann. Ach ist ja auch egal, bei meiner Ausdauer, probier ich es halt noch zig Mal. Hab schon überlegt, in welchen Abständen ich jetzt den Spiegel putzen muss, mmhhh. Genauso ist es abgelaufen und momentan immer wieder reproduzierbar, außer Mats ist sehr hungrig und/oder müde. Das sind übrigens auch die einzigen Einschränkungen bei der anderen Neuigkeit.
In der Fenkid-Gruppe meinte die Leiterin, dass er das aber schon gut hinbekommen würde – mir stand nur der Mund offen. Mein Kind befand sich plötzlich im Vierfüßlerstand, ich hielt es da noch für einen Arme-Beine-Koordinations-Zufall, doch der kleine Pupser belehrte mich eines Besseren.
Seit Montagmittag ist es die liebste Übung erst den dicken Windelpopo in die Höhe zu strecken, um dann den durchgestreckten Armstütz hinterherzustemmen. Mats schaut lächelnd in die Runde, der kleine Körper bewegt sich drei-, viermal schaukelnd vor und zurück, um kurz später sanft zusammen zubrechen und es gleich noch mal zu versuchen. Ein köstliches Schauspiel.
Außerdem gab es noch die letzte Impfung des ersten Jahres und die U 5. Alles ist gut überstanden und seine aktuellen Werte: Größe, Gewicht und Kopfumfang rangieren weiterhin im unteren Durchschnitt – also alles paletti.
Die Ärztin meinte außerdem, dass ich mit dem Zufüttern anfangen sollte. Hab eigentlich gar keine Lust was zu verändern, wir sind mit dem Stillen weiterhin gut dabei und jetzt soll er Brei schnabulieren. Na ja, aber es scheint wohl sinnig und der heutige Stand der Wissenschaft weiß:
Die in der Schwangerschaft angelegten Eisenspeicher des Kleinen sind langsam leer und jetzt wird’s Zeit z.B. mal Fleisch anzubieten um keinen Mangel des Spurenelementes zu erzeugen.
Mittwochabend, unser Ferienbesuch war inzwischen eingetroffen, saßen wir alle um den Eßstisch herum und schauten gespannt auf Mats und das 125g-Bio-Früh-Karotten-Glas. Ich werd’s mal gleich vorwegnehmen, pure Begeisterung sieht anders aus.
Okay, okay, ich hatte ihn zuerst gestillt um ihn dann ein paar Löffelchen dieses kostbaren Breis anzubieten. Er befand sich also nicht grad in einer Notlage, aber vielleicht war er auch einfach nur irritiert. Er machte den Mund auf und ließ den kleinen Plastiklöffel mit dem schön orangenem Püree herein, wusste dann aber nicht wie’s weitergehen sollte. Das ein bisschen davon drin blieb, war nur der Tatsache zu verdanken, dass er den Mund kurz zumachte und ich –schwups- den Löffel nach draußen beförderte. Das funktionierte noch einmal und von da an blieb die Futterluke geschlossen.
Als Erfolg werte ich, dass er nichts ausgespuckt hat, ob er die paar Gramm von der Löffelspitze allerdings geschluckt hat, bin ich mir nicht sicher. Denn mit einer schnellen Bewegung hatte er den Löffel in der Pfote und das Karottenmark plötzlich um das kleine Maul herumverteilt. Möglicherweise hat er da auch die paar Bröckchen von vorher unbemerkt drunter gemischt. Beim Entfernen aller Möhrenreste fiel uns auf, dass wir den Brei kalt angeboten hatten. Am nächsten Tag wurde dieser natürlich erwärmt, doch das veränderte nichts an Mats Verhalten. Es verlief alles sehr ähnlich und ich beschloss, genug Löffelstunden für diese Woche.
Es treibt uns ja niemand und sein Eisenspeicher wird hoffentlich nicht ad hoc leer sein, so würde ich gern die nächsten Möhren-, Apfel-Mango- oder Pastinaken-Schöpfkellen weiterhin relaxt auf uns zurollen lassen.
Wobei es schon ganz spannend ist, wie’s mit der Mampferei weitergeht…davon nächste Woche mehr,
es grüßt,
die immer noch gut gefüllte Milchbar “bei Nicole“