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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
42. Woche

Vom glücklichen Mats & anderen Momenten

Die Zeiten, wo Mats nur gemeckert hat wegen Schmerzen, Hunger und Müdigkeit sind definitiv vorbei. Jetzt wird auch gejammert und geschrieen, wenn er nicht an das Objekt seiner Begierde ran kommt...

Hallooo, da sind wir mal wieder, zur Abwechslung mal wieder pünktlich montagmorgens. Erstmal muss ich fix was loswerden was mir seit Tagen auf den Nägeln brennt. Im letzten Bericht hab ich etwas großspurig behauptet, in Mats Gesicht wie in einem offenen Buch lesen zu können. Natürlich weiß ich nicht immer was er will, aber diese Kleinkinder-Mimik ist so offen und ehrlich, null verstellt oder versteckt, dass vieles doch recht offensichtlich ist – wenn ich bereit bin es zu sehen.

Jaa, ich glaube es gehört viel Selbstreflexion dazu.
Was bin ich z. B. bereit zuzulassen? Hat mein Kind nicht das zu tun, was ich möchte und überhaupt, es weiß doch noch gar nichts, oder? Ich bin doch die Wissende von uns beiden.
Booah, was hab ich ein schlechtes Gefühl dabei, wenn ich so drüber nachdenke und drüber schreibe, dass ich die Allmächtige im Leben meines Sohnes bin, hat find ich total was Diktatorisches an sich.

Ich hab zum Beispiel grad ganz aktuell ein bisschen schlechtes Gewissen, weil ich Mats mehr oder weniger heute Nachmittag zum Schlafen gezwungen habe. Er hatte vormittags wenig geratzt, war dann gegen vier quengelig mit etwas Augenreiben und ich machte ihn zum Nachmittagsschläfchen fertig.
Einziges Problem, er wollte nicht schlafen. Mats war zwar groggy und scheinbar immer wieder am Rand zum Einschlafen, aber genauso auch hellwach mit großen, offenen Augen. Da er tagsüber momentan eh nur noch in unserem Bett einschlafen will, hab ich mich zur Beruhigung und zum Einschlaf-Stillen gleich mal dazu gelegt. Im Endeffekt lagen wir sicher eine Dreiviertelstunde da, bis er eingeschlafen war. In der Zeit hat er geplappert, gemeckert, mit seinem Schnuller gespielt, an meinen Haaren gezogen, versucht in den Vierfüßlerstand zu kommen und je mehr ich mir die Situation noch mal ins Gedächtnis rufe, hat er mit so gut wie jeder Aktion gesagt: „Ich will jetzt nicht schlafen.“

Wir haben es jetzt übrigens 21 Uhr abends und er schläft tief und fest seit vier Stunden. Vielleicht wollte er auch einfach noch nicht schlafen.
In den letzten Tagen hatten wir diese Situation schon einmal, dass der etwas zu spät Nachmittagsschlaf in den Nachtschlaf gleich übergegangen ist.
Auch da hatte es lange, lange gedauert bis er schlussendlich eingeschlafen ist und somit gegen seinen eigenen Willen kooperiert hat. Er ist meinem Wunsch nachgekommen, obwohl er selbst es nicht wollte.
Ich möchte nicht, dass mein Sohn lernt sich selbst hinten anzustellen.

Ich möchte, dass Mats ein Mensch mit einem gesunden Selbstwertgefühl wird, der sich selbst gerne mag, ohne narzisstisch zu sein.
Ein Mensch, der sich nicht über das definiert was er leistet: „Schaut alle her, wie toll ich das gemacht habe.“ Dass sein Seelenheil nicht davon abhängig ist, was andere über ihn denken und dass er sich bewusst ist, er wird um seiner selbst willen geliebt und nicht weil er immer pünktlich ist oder nur Einsen aus der Schule nach Hause schleppt.

GroOoße Gedanken … und manch einer wird sagen, ist das nicht ein bisschen früh für sowas? Neee – ich glaub nicht, Prägung und Einflussnahme hat schon längst angefangen.
Wir müssen wohl eher aufpassen dass wir nix verschlafen, in drei oder vier Jahren ist bei Mats der Grundstein gelegt – glaube nicht, dass das viel länger dauert. Und eine kleine Persönlichkeit ist er ja jetzt schon, dass stell ich immer wieder fest.
Habe übrigens schon länger nicht mehr in meinem Jesper Juul-Buch gelesen, aber sicher hat mich diese Lektüre auch zu solchen Gedanken angeregt. Auch wem das zu hochtrabend erscheint, lasst Euch bitte nicht abhalten was von Juul zu lesen, denn zum besseren Verständnis zu unseren Kindern kann er 110% beitragen.

Jetzt noch ein wenig leichtere Mats-Kost.
Unser Filius ist ein großer Aaaaaaah-Sager geworden und kommentiert damit so gut wie alles, erzählt aber auch gerne von „nndaa“ und hat seit Wochenmitte ein rollendes “R“ drauf: „…dr..dr..draa!“ Ahaa. Ach was Du nicht sagst?

Manchmal hab ich das Gefühl er erzählt schon richtige Geschichten. Dann verändert sich zwischendurch mal fix die Tonlage, erst piepst er vor sich um dann plötzlich seiner Stimme einen sehr fordernden Klang zu geben und auch die Lautstärke ändert sich dabei immerzu. Die Tage hab ich gedacht er hätte mich gerufen, als ich dann im Wohnzimmer stand, durfte ich beobachten wie er auf einem halben Meter abgerolltem Geschenkpapier lag und sehr konzentriert mit zwei Fingern versuchte mal einen Fussel, mal die Ritze im Laminat zu ergreifen.
Ganz versunken lag er da im Erkunden seines Mini-Kosmos und ich hab mich leise wieder zurückgezogen mit einem Lächeln auf dem Gesicht und mit dem Gedanken, wie schön es ist ihm zuschauen zu dürfen.

Allerdings gibt es natürlich auch die anderen Momente.
Die Zeiten, wo Mats nur gemeckert hat wegen Schmerzen, Hunger und Müdigkeit sind definitiv vorbei. Jetzt wird auch gejammert und geschrieen, wenn er nicht an das Objekt seiner Begierde ran kommt. Wenn die Kühlschranktür einfach zugemacht wird, obwohl er doch erst seit zwanzig Sekunden davor sitzt und sich grad erst entschieden hat, welche Etage er denn nun ausräumen will. Ich versuche jetzt sehr oft ihn abzufangen, indem ich vor ihm anfange zu jammern. Dann schaut er mich meistens mit großen Augen an, fast so als wollte er sagen: „Aber Mama, da geht doch jetzt nur die Spülmaschinentür zu, warum heulst Du denn so rum? Und überhaupt, ist das nicht mein Job?“

Ganz schlimm ist es auch, wenn irgendjemand geht und die Tür hinter sich zumacht, egal ob mit oder ohne Verabschiedung. Das Gejammer ist herzzerreißend und man hört es noch ein Stockwerk tiefer.
Keine Ahnung was er dabei denkt, was der arme kleine Kerl dabei fühlt, ist allerdings nicht zu überhören.

Apropos klein. Christian hat ihm einen neuen Namen verpasst, „der größte-kleinste-im-Weg-Steher“. Egal ob an der Telefonbuchse geschraubt wird, ein Schrank zusammengebaut werden soll oder einfach nur die Waschmaschine gefüllt wird – Mats hilft überall gerne mit! Und oberstes Gebot ist dabei, nah dran zu sein. Folglich sieht es dann schon mal so aus, als würde er im Weg stehen, krabbeln, liegen, knien – halt alles was er gut kann.
Deshalb kommt es schon mal vor, dass meine beiden Männer auf 1m² zusammenhocken und trotzdem ein Holzgitter zwischen ihnen steht. So kann der kleine Entdecker und Helfer hautnah dabei sein, futtert aber z. B. trotzdem nicht diese kleinen, rollenden, blinkenden, super interessanten Teile die der Papa da in das Brett schraubt und hämmert.

Jetzt noch ein paar Daten.
Seit dieser Woche ist es kein Zufall mehr, Mats läuft seitlich am Couchtisch, an der Fensterbank oder an der Küchenfront entlang und hat einen Heidenspaß dabei. Noch wacklig und natürlich mit beiden Händen, aber fünf, sechs Seitschritte gibt’s da schon zu sehen.
Laut unserer Waage bringt er jetzt um die 8,9 kg zusammen und mit einem rum liegenden Zollstock hab ich ihn, an der Waschmaschine stehend, mal kurz abgemessen. Ganze 60 Zentimeter sind dabei rumgekommen, dabei trägt er jetzt schon Größe 74. Na ja, das mit der Längenmessung werden wir wohl noch mal wiederholen müssen.
Das mit der Waschmaschine darf er nicht wiederholen, da hat er heute nämlich die Sportklamotten von Christian auf 90 Grad umgestellt. Das wäre ein Spaß gewesen, wenn die Fahrradtrikots plötzlich alle in XXXXS raus gekommen wären. Der große Biker hatte es allerdings zufällig aus den Augenwinkeln heraus mitbekommen und den kleinen Möchtegern-Rad-Trikot-Besitzer flugs aus dem Bad geschmissen und die restliche Waschzeit immer mal wieder den Einstellknopf kontrolliert.

So und jetzt wünsch ich Euch einen schönen Wochenanfang und dass zur Kälte und dem bisschen Schnee noch ganz viel Sonne kommt,

liebe Grüße von Nicole

mats

Bild: privat

Mats: gr


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Kommentare von Lesern:

susanne, weimar27.11.2008 21:15

hallo nicole,

vielen dank für deinen bericht.
ich lese sie immer gerne. die gedanken die du dir machst,
mach ich mir auch ständig.
die kleinen wissen schon viel mehr als man denkt.
und vor allem wissen sie am besten was gut für sie ist.
oft übergeht man sie so, weil man in den abläufen so routiniert ist und vergißt das es für die kinder alles wunder sind.
auch ich versuche unsere tochter nur zum schlafen zu legen wenn sie müde ist und schlafen will, aber auch da passiert es manchmal das ich in den mittagsschlaf was reingeplant habe (zb. einen text für die uni lesen oder sowas) und sie dann auch hinlege und zum schlafen zwinge. dann plagt mich mein schlechtes gewissen. das sag ich dann auch. naja am ende kann man nie seinen ansprüchen vollkommen gerecht werden. ich glaub man kanns immer nur so gut machen wies eben grad geht. sich selbst reflektieren und sich immer wieder sagen:
das die kleinen menschen sind wie wir mir bedürfnissen und befindlichkeiten und wir diese so gut es geht erfüllen und respektieren sollten.
ich finde bei euch klingt das supergut!
liebe grüße und eine schöne woche euch mit mats dem handwerkerkönig.

susanne.

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susanne, weimar27.11.2008 21:04

hallo nicole,

vielen dank für deinen bericht.
ich lese sie immer gerne. die gedanken die du dir machst,
mach ich mir auch ständig.
die kleinen wissen schon viel mehr als man denkt.
und vor allem wissen sie am besten was gut für sie ist.
oft übergeht man sie so, weil man in den abläufen so routiniert ist und vergißt das es für die kinder alles wunder sind.
auch ich versuche unsere tochter nur zum schlafen zu legen wenn sie müde ist und schlafen will, aber auch da passiert es manchmal das ich in den mittagsschlaf was reingeplant habe (zb. einen text für die uni lesen oder sowas) und sie dann auch hinlege und zum schlafen zwinge. dann plagt mich mein schlechtes gewissen. das sag ich dann auch. naja am ende kann man nie seinen ansprüchen vollkommen gerecht werden. ich glaub man kanns immer nur so gut machen wies eben grad geht. sich selbst reflektieren und sich immer wieder sagen:
das die kleinen menschen sind wie wir mir bedürfnissen und befindlichkeiten und wir diese so gut es geht erfüllen und respektieren sollten.
ich finde bei euch klingt das supergut!
liebe grüße und eine schöne woche euch mit mats dem handwerkerkönig.

susanne.

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