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Geburtserlebnisse - Greta im Geburtshaus geboren

Klar, hast Du Dir ein Bein gebrochen, leidest unter einer seltenen Viruserkrankung oder benötigst eine aufwendige Spezialuntersuchung, dann ist der Besuch eines Krankenhauses eine Selbstverständlichkeit, auf die Du Dich nicht freust, die Du aber als Notwendigkeit begreifst.

In diesem Artikel:

Greta erblickte am 21.10.2007 im Geburtshaus das Licht der Welt

Du nimmst stundenlanges Warten auf Untersuchungen hin, akzeptierst unangenehme Zimmergenossen, paßt Deinen Tagesablauf dem Stationsalltag an und erträgst die Anonymisierung Deiner Person als „das gebrochene Bein von Zimmer 13“. All das kannte ich aus eigener Erfahrung, so dass mir die lateinische Herkunft des Wortes „Patient“ von „erdulden, erleiden“ durchaus passend schien. Ich war nun gewillt, auch bei der Geburt unseres Kindes diese Erfahrungen zu erdulden, einfach im Sinne eines „Augen zu und durch, nach drei bis vier Tagen bist Du wieder zuhause, das ist halt der Preis, den Du für eine sichere Entbindung bezahlen mußt.“

Auf der Suche nach einer Hebamme, die mich im Wochenbett betreuen sollte, empfahl mir eine Kollegin, Kontakt zum Geburtshaus aufzunehmen, da die dort arbeitenden Hebammen diese Nachsorge anbieten. Ich machte einen Termin aus und las im Internet ein wenig um das Thema „Geburtshaus“ herum, denn ich hatte von Geburtshäusern vorher noch nicht wirklich etwas gehört. Das war der Moment, in dem mir zum ersten Mal klar wurde, dass es eine Alternative zwischen Entbindung im Krankenhaus und im trauten Heim gibt. Ich war also gespannt, was mir die Hebamme erzählen würde. Nach dem Gespräch ging ich unglaublich aufgeregt nach Hause, denn das war der Moment, in dem mir zum ersten Mal klar wurde, dass es FÜR MICH eine Alternative zu einer Entbindung im Krankenhaus gibt (eine Hausgeburt war für mich nicht vorstellbar). Nach mehreren Einzelgesprächen mit den vier Hebammen Andrea, Birte, Claudia und Susanne und dem Besuch des Infoabends war klar: Ich entbinde im Geburtshaus!

Kein „Augen zu und durch“, sondern eine selbstbestimmte und natürliche Geburt unter der professionellen, aber einfühlsamen und individuellen Betreuung von zwei Hebammen, die nur für mich, meinen Mann und natürlich unser Baby dasein würden. Dass wir einige Stunden nach der Geburt nach Hause gehen würden, schreckte uns nicht ab, im Gegenteil, wir freuten uns sehr darauf, diese ersten so intimen und aufregenden Tage zu dritt in den eigenen vier Wänden zu erleben. Der Gedanke an die Wochenbettbetreuung gab uns auch die nötige Sicherheit, denn unsere Hebamme Andrea bzw. Susanne würde jeden Tag vorbeischauen und telefonisch immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ab diesem Zeitpunkt genoß ich die abwechselnden Vorsorgeuntersuchungen bei meiner Frauenärztin und bei den Hebammen im Geburtshaus. Ich hatte das Gefühl, von „beiden Welten“ das Beste zu bekommen.
So weit, so gut.

Die einzige Person, die nicht mitzuspielen schien, war unsere Tochter, die sich auch Tage nach dem errechneten Geburtstermin nicht anschickte, auf die Welt zu kommen. Die Rufbereitschaft der Hebammen ging aber nur bis Tag 14+, außerdem beginnt ab dem 10. verstrichenen Tag die deutsche klinische Gründlichkeit mit Wehenbelastungstest im Krankenhaus, ständigen CTG-Kontrollen etc. Ich biß also in den sauren Apfel und war widerwillig die „erduldende“ Patientin. Am Sonntag, den 21. Oktober, Tag 13 nach dem errechneten Termin, mit leichten Vorwehen und einem erst um einen halben Zentimeter geöffneten Muttermund, nach diversen körperlichen Aktivitäten wie Putzen, Spazierengehen, Bädern in wehenanstoßendem Öl, literweisem Trinken von wehenanstoßendem Tee und zahlreichen Akupunkturterminen stellte ich mich darauf ein, am Montag um 9.00 Uhr ins Krankenhaus zu gehen, um dort die Geburt einleiten zu lassen. Ich war ziemlich genervt und vor allem unglücklich, da ich mich sehr auf die Geburt im Geburthaus gefreut hatte. Ich versuchte mich vergeblich mit dem Gedanken zu trösten „Augen zu und durch, Hauptsache, die kleine Maus kommt endlich auf die Welt!“. Aber genau von diesem Gedanken war ich ja eigentlich abgekommen...

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Im Geburtshaus

Am diesem Sonntagabend –mein Mann und ich lagen auf dem Sofa und schauten fern- merkte ich plötzlich und völlig überrascht, dass die Fruchtblase geplatzt war. Als Birte kam, die zu diesem Zeitpunkt Bereitschaft hatte, war der Muttermund bereits fünf Zentimeter geöffnet, und ich hatte recht heftige und regelmäßige Wehen. Wir unterhielten uns und plauderten, Birte beobachtete die Wehentätigkeit und die Herztöne des Babys. Nach etwa einer Stunde sagte sie, sie würde nun ins Geburtshaus fahren, alles vorbereiten und Claudia, der zweiten Bereitschaftshebamme, Bescheid sagen. Dass ich nun doch noch, fast sprichwörtlich in der letzten Sekunde, im Geburtshaus entbinden sollte, das hatte ich bis dahin noch gar nicht wirklich realisiert. Als wir nach einer aufregenden Autofahrt –ich konnte nämlich wegen der Wehen nicht mehr gut sitzen- im Geburtshaus ankamen, war das Geburtszimmer in gedämpftes Licht getaucht, Kerzen leuchteten, ich hörte das Plätschern des Wasser, das die Geburtswanne füllte, und dachte trotz heftigster Wehen „Ja, genauso habe ich mir das vorgestellt!“. Eigentlich wollte ich nur kurz in die Wanne, um ein bißchen zu entspannen, aber ich war so entspannt, dass die Geburt immer weiter voranschritt.

Um 23.29 Uhr erblickte unsere Tochter Greta im Geburtshaus Göttingen das Licht der Welt, lag in unseren Armen und begrüßte uns mit wachen Augen. Als wir um drei Uhr morgens nach Hause fuhren, nun zu dritt, waren wir überglücklich und aufgeregt. Und das allerbeste: Am Montagmittag rief ich im Krankenhaus an, um die Geburt mitzuteilen und den Termin zur Geburtseinleitung abzusagen. Ende gut, alles gut.