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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
18. Schwangerschaftswoche

Das Gefühl, allein zu sein

Als ich sein Foto vor seiner Urne sah, ein Urlaubsbild, auf dem er so gesund und strahlend aussieht, war es mit meiner Fassung vorbei. Weinkrämpfe durchrüttelten meinen Körper.

Am letzten Montag wurde Robert beerdigt. Dieser Weg war noch einmal ein sehr schlimmer für mich, zeigte er doch, wie endgültig unser Abschied ist. Als ich sein Foto vor seiner Urne sah, ein Urlaubsbild, auf dem er so gesund und strahlend aussieht, war es mit meiner Fassung vorbei und ich brach das erste Mal zusammen. Weinkrämpfe durchrüttelten meinen Körper und ich spürte den Schmerz in jeder Faser. Meine Eltern, die Bestatter sind und die Beerdigung durchgeführt haben, brachten erst einmal die Kinder nach draußen. Aber auch in dieser Situation fing ich mich zum Glück relativ schnell wieder, denn gerade für die beiden musste ich stark sein, denn es war mir wichtig, den letzten Weg des Vaters mit ihnen gemeinsam zu gehen. Die Trauerhalle war voll, über hundert Menschen füllten die Bänke, Predigt und Ambiente waren sehr würdevoll. Aneke fragte immer wieder laut, warum der Papa tot ist, wo er jetzt sei, ob es ihm dort gut gehe ... Ich glaube, es gab niemanden in der Kirche, dem die Fragen unserer Tochter keinen Stich ins Herz versetzten ... Ich bemühte mich, ihre Fragen zu beantworten, musste aber auch erklären, dass auch wir Erwachsenen manchmal keine Antwort haben und Dinge nicht wissen. Es tat so weh!
Nach der Beerdingung kam es wieder zu einem Eklat mit den Schwiegereltern und der Schwägerin: da ich ihnen den Weg zum Café, in dem wir uns im engsten Kreise noch trafen, nicht erklärt hatte (ich kannte ihn selber nicht und musste mich durchfragen), erschienen sie nicht zum Kaffeetrinken und machten mir später am Telefon bitterste Vorwürfe. Ich kann doch nicht an alles denken und mich auch noch gastfreundschaftlich um alles kümmern! Niemand anderes fand den Weg nicht, nur sie ...
Die letzten Tage fühle ich mich, als sei ich in ein tiefes Loch gestürzt, die Zukunftsangst dominiert neben der Trauer um Robert. Ich muss ständig weinen, sobald ich allein bin und Zeit für mich habe. Geht dieser Schmerz jemals vorbei? Alle unsere Pläne, Wünsche und Hoffnungen sind so präsent, jetzt ist alles vorbei, keine von ihnen wird sich erfüllen. Ich bin plötzlich allein erziehend, etwas, das ich nie sein wollte und habe Angst, diese Aufgabe nicht bewältigen zu können. Im Moment fühle ich mich oft total überfordert und muss neue Strukturen schaffen, die mir den Alltag erleichtern und den Kindern eine neue Sicherheit geben. Dann der Papierkram, der nicht abreißt, Formulare, die doppelt und dreifach angefordert und ausgefüllt werden müssen. Es ist alles so Kräfte raubend ...
Aber das Würmchen im Bauch gibt Hoffnung und Freude. Es strampelt kräftig als wolle es sagen: schau hier, es ist Leben und Zukunft in Dir, gib nicht auf! Auch meine beiden Minimonster sind klasse, ohne sie wäre es noch weniger ertragbar. Ich hoffe, dass wir uns noch eine lange Zeit haben. Noch jemanden zu verlieren, ich könnte es nicht ertragen. Ich habe erfahren müssen, wie schnell so etwas gehen kann und wie wenig Sicherheit es gibt. Damit muss ich lernen, umzugehen, ohne in einer permanenten Angst zu leben ...

Tanja



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