Wie schön wäre es, aus diesem Alptraum aufzuwachen und das alte Leben wieder zu haben. Ich werde von Formalitäten überrannt und weiß nicht, in welche Richtung unsere Zukunft geht. Mir fehlt mein Mann so sehr!
Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Wie schön wäre es, aus diesem Alptraum aufzuwachen und das alte Leben wieder zu haben. Doch das wird nie passieren, ich muß mit meiner Trauer und der der Kinder fertig werden und hoffe, daran nicht zu zerbrechen.
Als mein Mann im Koma lag, hatte ich plötzlich den dringenden Wunsch, ihm ein Ultraschallbild seines Babys mit zu geben. Die Ärtzte des Krankenhauses waren so verständnisvoll und keine 15 Minuten später hatte ich einen Termin beim Chefarzt, der wunderschöne Bilder machen konnte, die nun mit in Roberts Sarg liegen, bzw. mitverbrannt werden. Ich konnte ihm auch noch das Geschlecht sagen, hoffentlich hat er es gehört. Wir hatten auch nur für genau dieses Geschlecht einen Namen, was mich sehr beruhigt, denn ich weiß, sein Sohn wird einen Namen tragen, den er gemocht hat... Schon wieder rinnen mir die Tränen die Wangen herunter, wir hatten uns für unsere Kleinen eine unbeschwerte Kindheit gewünscht, die es in dieser Form nun nicht mehr geben wird. Mir fehlt mein Mann so sehr, warum musste er so früh und plötzlich gehen?
Zeit und Raum zu trauern gibt es kaum für mich, denn ich werde von Formalitäten überrannt und weiß nicht, in welche Richtung unsere Zukunft geht. Es gibt eine Hiobsbotschaft nach der nächsten. So weiß ich seit gestern, dass ich lediglich eine Rente inkl. der Halbwaisenrente von 700 Euro monatlich bekommen werde, dazu das Kindergeld, das war es dann. Wie soll ich uns damit durchbringen? Unser Haus werde ich wahrscheinlich nicht halten können, um Hartz IV zu bekommen, ist es zu groß. Ersparnisse haben wir durch den Umzug gar keine mehr. Ich würde ja auch arbeiten gehen, zumindest halbtags, aber wer nimmt eine Frau, die in der 16. Woche schwanger ist und dann bald drei kleine Kinder hat? NIEMAND! Ich will das Baby auch auf keinen Fall mit 8 Wochen in eine Krippe geben aber bei welchen Job dürfte ich es mitnehmen. Falls von Euch jemand eine Stelle für mich hat, die hier in der Nähe ist, ich bin Sozialpädagogin, dann sagt bescheid!!!
Braucht ihr noch Tragehilfen? Dann kauft sie gern bei mir! Mein Keller liegt noch voll mit Ergos, Becos und Yamos. Zur Zeit gebe ich keine Beratungen, da die Leute sich nicht trauen, sich zu melden! Ruft mich ruhig an, ich werde versuchen, die Trageschule weiter zu betreiben! Ich heule Euch auch bestimmt nichts vor... Auch Weiterbildungen und Fortbildungen werde ich weiter anbieten! Allerdings werden meine Kinder häufiger als früher dabei sein, um keine Kosten für die Betreuung zu haben.
Ich werde oft gefragt, ob ich Hilfe brauche, auch finanzielle. Ja, ich kann jede Art von Hilfe brauchen, auch wenn ich mich schäme, diese anzunehmen. Nur der Gedanke, dass ich es im Enddefekt für die Kinder tue und nicht für mich, gibt mir eine kleine Chance, mich nicht als Bettlerin zu fühlen. Bisher habe ich alle meine Angelegenheiten allein gemeistert, doch jetzt bin ich an einem Punkt, an dem es für einige Zeit nicht gehen wird. Wie schon geschrieben, am liebsten würde ich sofort eine geeignete Halbtagsstelle antreten, doch das wird schwer. Ich hoffe, ihr könnt verstehen, dass meine Kinder jetzt an erster Stelle stehen. Sie haben von jetzt auf nun ihren Vater verloren und brauchen mich...
Mein Traum wäre es, gemeinsam mit einer Hebamme eine Praxis aufzubauen, in der alles rund um das Thema Schwangerschaft, Geburt und junge Familie angeboten wird, wie z.B. Kurse, Selbsthilfegruppen, Krabbelturnen usw.. Vielleicht läßt sich das ja irgendswann realisieren. Oder mich stellt jemand in so einem Zentrum ein? Ich bin offen für vieles, die Zeit wird zeigen, was sich realisieren läßt.
Danke fürs Zuhören
Tanja
