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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Tanja

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

40. Schwangerschaftswoche

Es ist an der Zeit, loszulassen...

Letzten Mittwoch ist die Dame vom Mütternotdienst bei uns „eingezogen“!!! Meine Minimonster können sie nun in aller Ruhe kennen lernen und haben nicht die Erfahrung machen müssen, irgendjemand kommt und die Mama ist sofort weg.

Schon wieder ist eine Woche wie im Fluge vergangen und das Ende meiner Schwangerschaft ist nicht mehr weit. Die kleine Maus hat noch immer keinen Kontakt zum Becken aufgenommen, dieses ist jedoch endlich frei und man kann sie vorsichtig reinlocken (sie schwimmt jedoch schnell wieder raus). Bei Mehrgebärenden kommt das häufig vor und soll mich, laut Aussage meiner Hebamme, nicht mehr beunruhigen. Die Weichen für eine Hausgeburt sind also gestellt. Ich hoffe, wir müssen nicht doch in Richtung Krankenhaus abbiegen, zumindest nicht in den OP...

Mir fällt es sehr schwer, loszulassen, mich auf die Geburt einzustellen. Diese Schwangerschaft war das letzte große "Ereignis", das Robert und ich gemeinsam und in Liebe begonnen haben. Ich muss es allein zu Ende bringen und danach sind alle unsere gemeinsamen Dinge definitiv abgeschlossen, es werden keine weiteren mehr folgen.

Sein Tod wird dadurch noch realer für mich, auch wenn ich weiß, unsere drei Kinder bleiben immer ein Teil von ihm, er lebt in ihnen weiter. Ich habe Angst vor der Geburt ohne meinen Mann. Er war immer dabei. Auch wenn er im Kreissaal meistens anderer Meinung war als ich, war es doch wunderschön, als wir die Würmchen nach den Strapazen in den Armen hielten.

Auch im Wochenbett hat er mich zumindest so lange er Urlaub hatte, verwöhnt und sich rührend um die Kinder gekümmert, sowohl um das Neugeborene als auch um Aneke, als Kjell da war. Sobald er von der Arbeit kam, standen für ihn die Minimonster an erster Stelle. Dieses Mal werde ich alles allein bewältigen müssen. Zur Freude um die neue Erdenbürgerin kommt die Trauer um meinen Mann.

Ich hoffe, auch diese Herausforderung, die das Leben nun unweigerlich an mich stellt, bewältigen zu können, ohne dass meine Kinder in irgendeiner Form belastet werden. Es ist wieder so eine Sache: ich kann, darf und will mich meiner Trauer nicht unterordnen, denn auf mir lastet eine riesige Verantwortung, der ich gerecht werden muss und auch will. Meine Kinder sind das Wichtigste für mich, da stehen meine eigenen Gefühle oft im
Hintergrund...

Leider hat mich diese Woche etwas sehr belastet: es geht um die Grabgestaltung bzw. das Aussuchen eines Grabsteines. Der Familie meines Mannes ist dieses sehr wichtig und sie baten mich, umgehend dafür zu sorgen, dass ein Stein auf das Grab kommt, da es sonst so leer sei oder sie den Stein aussuchen lassen. Ich hatte mich schon vorher beim Friedhofsamt erkundigt, ab wann das ginge und vor Monaten die Aussage erhalten, der richtige Zeitpunkt sei frühestens ein halbes Jahr nach der Beerdigung.

Ich habe vor meinem inneren Auge ganz klare Vorstellungen, wie der Grabstein aussehen wird. Doch ich kann mich jetzt nicht damit beschäftigen, ich schaffe es einfach nicht. Ich muss doch erst einmal die schwere Situation der Geburt meistern. Mein Unvermögen tut mir selber weh, doch es geht nicht anders. Es ist mir wieder so bewusst, wie nahe Leben und Tod beieinander sind. Mein Mann ist in meinem Herzen, zum Friedhof kann ich derzeit nicht gehen, dieser ist nicht mein Ort der Trauer, zumindest jetzt nicht. Ich werde ihm eine seine letzte Ruhestätte würdig bereiten, wenn die Zeit dafür gekommen ist! Dann wird es mit Hingabe und all meiner Liebe sein. Darum kann ich auch nicht zustimmen, dass andere diese Aufgabe übernehmen. Irgendwann wird das Grab ein Ort sein, an dem meine Kinder und ich regelmäßig an den Vater denken, ihm Blumen mitbringen, Bilder niederlegen oder auch kleine Geschenke zu besonderen Tagen. Jedoch nicht heute, denn heute steht etwas anderes im Vordergrund.

Liebe LeserInnen, es tut mir leid, Euch immer wieder mit meinem Kummer zu belasten. Doch wie schon früher geschrieben: dieses Tagebuch soll später für meine drei Kinder sein. Mir ist wichtig, dass sie irgendwann wissen, wie ich gehandelt habe und warum. Sie sollen es durch meine eigenen Worte erfahren, die ich in den letzten Monaten niedergeschrieben habe, denn nur so bekommen sie einen Einblick in meine ganz privaten Gefühle... Ich hoffe, sie können mich dann verstehen.

Zum Schluss aber eine gute Nachricht: die Dame vom Mütternotdienst ist letzten Mittwoch bei uns "eingezogen"!!! Meine Minimonster können sie nun in aller Ruhe kennen lernen und haben nicht die Erfahrung machen müssen, irgendjemand kommt und die Mama ist sofort weg. Außerdem kann ich abends viel beruhigter einschlafen, denn wenn die Geburt losgeht, weiß ich die beiden gut betreut und muss nicht anfangen zu telefonieren, damit jemand kommt. Ich weiß, auf die Mutter meiner Freundin und auch auf Freunde kann ich mich auf jeden Fall verlassen. Trotzdem ist es schön, alles direkt geregelt zu wissen!!!

Außerdem blitzt es in meinem Garten, denn Freunde und die Pfadfinder aus dem Nebenort haben ihn hergerichtet. Die Terrasse ist gereinigt, alle Beete gesäubert, der Rasen gemäht, die Hecke geschnitten, die Schaukel für die Minimonster gestrichen und es sieht toll aus. Heute habe ich zum ersten Mal draußen gesessen, es war himmlisch. Ich selber hatte immer viel zu viel zu tun, um mich damit zu beschäftigen. Jetzt zum Ende der Schwangerschaft ging es körperlich nicht mehr, denn ich bin fürchterlich kurzatmig. Da kam die Hilfe wie ein Geschenk des Himmels!!!!! Das Wetter soll ja so sonnig bleiben, da können wir am Dienstag draußen sein, die Kids spielen und wir Erwachsenen quasseln :-) Ich freue mich darauf; wieder ein Stück Normalität!!!

In diesem Sinne bis zum nächsten Mal

Tanja



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Kommentare von Lesern:

Annemarie Kiel13.05.2008 10:47

Herzlichen Glückwunsch liebe Tanja auch auf diesem Wege und herzlich willkommen auf der Erde kleines Baby! Du bist ein Glückskind und das Leben wird ebensolches Glück in Massen für dich bereit halten!

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Anne ; Aschaffenburg09.05.2008 14:57

Liebe Tanja,
dein Tagebuch hat auch mich sehr berührt. Ich bewundere dich vor allem für deine Stärke die du hast.
Ich habe 2004 selber einen herben Schicksalsschlag erlebt denn da starben bei der Geburt meine Drillinge, Janina, Florian und Fabian. Bis heute hab ich damit zu kämpfen und ich denke das beste was man da machen kann ist ein Tagebuch wie du zu führen. Leider fehlt mir bis zum heutigen Zeitpunkt der Mut dafür. Denn mir fällt es unheimlich schwer über meine drei zu schreiben. Selbst jetzt in dem Moment wo ich dir schreibe drücken die Tränen heftig.

Ich kann gut vorstellen das du all deine Kraft für deine Minimonster brauchst. Wenn ich irgendwas für dich tun kann lass es mich wissen. Ich werde alles machen.

Mail to: Firefigther1971@freenet.de

würde mich freuen.

Ich weiß wie wichtig unterstützung ist. Wenn ich meine Freunde nicht gehabt hätte wer weiß ob ich heute noch wäre.

LG Anne

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Katharina, Dresden09.05.2008 02:25

Habe Ihre Seite völlig zufällig angeklickt, und bin sehr berührt. Bin jetzt in der 39. Woche.
Lassen Sie sich bloß nicht verrückt machen, wegen Grabsteinen und anderem. Meine Mutter starb, als ich gerade 12 Jahre alt war, und sie lebt in meinem Herzen. Da habe ich sie immer. Ich wünsche Ihnen weiterhin soviel Kraft und Stärke und vor allem für Sie alle Gesundheit und viele liebe Menschen um Sie herum.

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Kristin aus Hamburg 08.05.2008 13:08

Liebe Tanja,
ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die Geburt und ich weiß das Du sie gut überstehen wirst Du bist eine starke Frau und hast es verdient jetzt ganz glücklich mit Deinen 3 kleinen zu Leben. Ich wünsche euch alles erdenklich gute.
Liebe Grüße

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büsing bielefeld07.05.2008 20:46

hallo tanja
habe ebend deinen neuen eintrag gelesen.ich weiss das mann 1 jahr warten soll bevor mann ein grabstein drauf setzt weil das grab absacken kann.was sind das für schwiegereltern momentan gehen doch die minimonster vor.was brauchst du noch wir haben nicht viel aber wir würden dir gerne helfenalso wenn du was brauchst an kindersachen dann melde dich ruhig .viel glück zur geburt das alles gut verläuft.familie büsing

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Gast06.05.2008 21:39

Ich bewundere Sie.Sie und ganze kraft und Energie was Sie zum leben haben.Ich wünsche Ihnen alles gute für die Zukunft.

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Nina, Köln05.05.2008 15:12

Hallo Tanja,

dein Tagebuch berührt mich immer sehr. Mein Vater ist vor bald drei Jahren ganz plötzlich an Hirnblutungen gestorben. Die Zeit war sehr schwer. Nur einen Monat später wurde ich alleinerziehend, das hat mir den Boden weg gerissen.

Ich möchte dir Mut machen, auch wenn es immer wieder Phasen gibt, in denen man trauert, das Leben hat doch viele gute und positive Seiten zu bieten. Die Tage an denen man wieder lacht werden immer mehr und es geht immer weiter. Kinder sorgen dafür, dass es im Leben immer etwas Sonne gibt.
Gib dir Zeit auch für deine Trauer und lass dich nicht unter Druck setzen, was die Gestaltung deiner Trauer und auch des Grabes angeht. Jeder macht das so, wie es für ihn gut ist und das ist auch wichtig.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die Geburt und den Start mit deinen drei Kindern.

Ganz Liebe Grüße Nina

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Daniela, Berlin05.05.2008 14:50

Hallo Tanja,
ich lese Dein Tagebuch schon fast von Anfang an, nun wollte ich doch nioch einige Zeilen los werden
Zuerst einmal wünsche ich Dir eine wundervolle Geburt, genauso wie Du sie Dir vorstellst!! Dafür drücke ich alle verfügbaren Daumen.

Beim letzten Bericht standen mir wieder die Tränen in den Augen. Ich denke, wir nehmen hier alle sehr viel Anteil an Deinem Schicksal, und würden Dir gerne beistehen. Deine Kinder werden sich später sehr freuen, wenn sie Deine Zeilen lesen dürfen.

Nochmal alles alles Liebe für Dich und Deine " Minimonster"
Daniela

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