...Baby-TV und die ersten Kleiderproblemchen
Ein heute mal sonniges Hallo an alle Leserinnen und Leser!
Hinter mir liegt eine ereignisreiche Woche. Alles begann mit unserem Besuch im Geburtshaus. Mir sind Krankenhäuser ein Gräuel, und für mich stand lange vor der eigentlichen Schwangerschaft fest: ich kriege im Falle eines Falles mein Kind nach Möglichkeit nicht im Krankenhaus! Tja, und nun, wo die Schwangerschaft Realität geworden ist und man die Wahl des Geburtsortes gemeinsam mit seinem Partner trifft, galt es, Philipp meine Pläne schmackhaft zu machen. Aber ich musste gar nicht so viel Überzeugungsarbeit wie gedacht leisten. Das hängt in erster Linie mit dem Standort des von mir ausgewählten Geburtshauses zusammen. Dieses befindet sich ca. 50 m von einer mit Frühgeborenen- und Kinderintensivstation ausgestatteten Klinik entfernt, so dass im Notfall eine Verlegung ohne viel Aufwand und vor allen Dingen ohne Zeitverlust möglich ist. Philipp erklärte sich bereit, dem Geburtsort „Geburtshaus“ eine Chance zu geben und begleitete mich zu der Informationsveranstaltung.
Zu unserer Überraschung trafen wir dort auf ca. 15 weitere Paare, die sich wie wir informieren wollten. Und was ich ganz spannend fand war der Umstand, dass viele Paare augenscheinlich die „30“ deutlich überschritten haben, also lauter Spätgebärende ;-).
Die Infoveranstaltung wurde von zwei Hebammen geleitet, die uns zunächst einmal die Rahmenbedingungen und Abläufe erklärten. So erfuhren wir beispielsweise, dass Zwillingsschwangerschaften und Schwangere mit einem bestimmten Diabetes-Typ nicht für die Geburt in diesem Geburtshaus in Betracht kommen. Zudem können Schwangere, die sich im Laufe der Schwangerschaft eine Schwangerschaftsvergiftung zuziehen, ebenfalls nicht dort gebären. Weiterhin gilt als Geburtsfenster im Geburtshaus alles von der 37. bis zur 42. Schwangerschaftswoche. Darunter sowie darüber liegende Geburtszeitpunkte werden ebenfalls nicht angenommen.
Nach den umfangreichen Informationen brachen wir in zwei Gruppen zum Rundgang auf und konnten uns die verschiedenen Räumlichkeiten ansehen. Alles ist in warmen Farben gestaltet und vermittelt eine gemütliche, heimelige Atmosphäre. So gibt es beispielsweise ein Zimmer im afrikanischen Stil mit Kletterwand und anderen Utensilien, die man bei der Geburt einsetzen kann, oder ein Zimmer, in dem sich nicht nur ein Bett, sondern auch eine moderne Gebärwanne befindet. Ich habe mich in den Räumen auf Anhieb sehr wohl gefühlt und hatte fast Lust, direkt loszulegen;-).
In diesem Geburtshaus gibt es zwei Hebammenteams. Bei Anmeldung wird die Schwangere einem Team zugewiesen und lernt dann im Laufe der Schwangerschaft alle Hebammen des Teams kennen. Eine besondere Rolle nimmt die Wochenbetthebamme ein, die der Schwangeren von Schwangerschaftsbeginn an als Ansprechpartnerin zur Seite steht. Bei der Geburt hat man sodann die Gewissheit, dass eine Hebamme aus dem Team die ganze, egal wie lang andauernde Geburt begleitet, wobei in der Endphase noch eine zweite Hebamme hinzukommt.
Dieses Prinzip der persönlichen Hebamme, die die ganze Geburt begleitet, gibt es ja auch in den Krankenhäusern. Der Vorteil einer sog. Beleghebamme ist, dass man die Hebamme schon im Vorfeld kennen lernt und die Geburt ohne etwaige Schichtwechsel mit einer vertrauten Person durchlebt. Ich weiß von Freundinnen, dass man sich bei einer Klinikgeburt früh um eine solche Beleghebamme kümmern muss.
Neben der schönen Atmosphäre und dem Umstand, dass nur Hebammen und keine Ärzte bei der Geburt vor Ort sind, ist für die Geburt im Geburtshaus charakteristisch, dass keine Schmerzmittel eingesetzt werden. Es kommen lediglich homöopathische Mittel oder Akkupunktur zum Einsatz. Das ist ganz in meinem Sinne (hoffentlich bin ich auch noch der Meinung, wenn es so weit ist;-))!
Uns hat das Gesamtkonzept des Geburtshauses gefallen, und diese Woche haben wir unser Anmeldungs- und Erstgespräch. Die Entscheidung ist also getroffen. Jetzt hoffe ich, dass die Schwangerschaft weiterhin so gut verläuft wie bisher und zum gegebenen Zeitpunkt keine der geschilderten Ausschlusstatbstände greifen werden. Ein netter Nebeneffekt des Ganzen ist, dass wir keine Klinikbesichtigungstour starten müssen. Sollte es mit dem Geburtshaus doch nicht klappen, dann werden wir das Kind in der angrenzenden Klinik bekommen. Dort sind die Aufnahmekapazitäten zwar begrenzt, aber mit Anmeldung im Geburtshaus ist uns dort ebenfalls ein Platz sicher. Mal sehen, wie letztlich alles kommen wird…
Ein weiteres Highlight dieser Woche war der Besuch beim Frauenarzt. Dieses Mal stand aufgrund meines Status „Risikogebärende“ die Nackenfaltentransparenzmessung mit einhergehender Blutuntersuchung auf dem Programm. Wir waren total fasziniert von den Bildern, die wir zu sehen bekamen. Baby-TV – das ist eigentlich der richtige Ausdruck. Zu Beginn des Ultraschalls drohte ich beinahe in Tränen auszubrechen. Ich fand das total ergreifend, dieses kleine und mittlerweile ganz schön gewachsene Wunder in meinem Bauch nuckeln und sich bewegen zu sehen.
Eumel hat sich prima entwickelt und zeigte keinerlei Auffälligkeiten. Vom Gehirn angefangen bis zu den Füßchen – alles war zu sehen. Nur das Geschlecht war noch nicht auszumachen. Das ist uns aber völlig egal. Nach unserer Auffassung bringt jedes Geschlecht seine Vor- und Nachteile mit sich. Philipp ist beispielsweise der Meinung, dass Mädchen später schneller aus dem Haus sind. Ein Pluspunkt für das Geschlecht „Mädchen“;-).
Aufgrund meines Alters liegt das statistische Hintergrundrisiko für Trisomie 21 bei 1:104. Wegen der gemessenen Nackendichte hat sich das Risiko schon mal auf 1: 607 verringert, und mit meinem Blutergebnis liegt es nun noch bei 1:1.000. Das ist nach Aussage des Frauenarztes der Wert für unter 30jährige ;-). Wir sind über die Ergebnisse sehr froh, denn hätte es Auffälligkeiten gegeben, dann wären wir zur nächsten Untersuchung – Fruchtwasserpunktion (Amniozentese) – übergegangen. Bei einer Bekannten, die kurz vor ihrem 40. Geburtstag steht, ergab das Nackenfalten- und Serumscreening ebenfalls keine Auffälligkeiten. Sie lässt allerdings trotzdem die Furchtwasseruntersuchung durchführen, um sich noch mehr Gewissheit zu verschaffen. Derartige Entscheidungen sind so oder so nicht einfach zu treffen.
Das letzte Highlight der Woche war unser Berlinale-Besuch. Da der Film erst spät anfing, wollten wir hinterher noch in einen Club gehen. Und da fing das Problem an: was anziehen? Mittlerweile zeigt sich bei meinem sonst flachen Bauch eine Wölbung, die in enganliegender Kleidung auffällt. Als Babybauch ist die Rundung aber noch nicht auszumachen. Wenn man es ganz realistisch betrachtet, dann interessiert sich kein Mensch für meinen Bauch, aber weil ich das Gefühl habe, leicht mopsig auszusehen, artete die Kleiderauswahl zu einem kleinen Drama aus, das Philipps Nerven stark strapazierte. Irgendwann kamen wir uns bei unseren Dialogen wie bei Loriot vor und mussten am Ende, vor einem Kleiderhaufen stehend, über uns selbst lachen. Alles nahm letztlich ein gutes Ende: der Kinofilm war gut und der Clubbesuch auch.
Die kommende Woche steht, wie schon berichtet, das Anmelde- und Erstgespräch im Geburtshaus an. Was sonst noch so los ist werde ich Euch nächsten Montag berichten. Der Frühling hat sich anscheinend auf den Weg gemacht. Genießt insoweit die Sonnenstrahlen und lasst es Euch gut gehen.
Auf Wiederlesen,
Eure Nicci