Ich bin erstaunt, wieviel "frau" schafft, wenn sie muß! Nach nur einem Tag war mein Infekt schon vergessen. Unser Alltag spielt sich immer besser ein, ich erlaube mir Zeiten, in denen ich trauere.
Schrieb ich nicht in der letzten Woche etwas von meinem Wunsch auf den Frühling?! Jetzt hat es bei uns geschneit... Während Aneke ganz aus dem Häuschen ist, voller Tatendrang Schnee schippt, finden Kjell und ich die weiße Pracht nicht wirklich toll. Er spreizt nur seine Hände ab mit dem Kommentar: "Ihh, naß, talt." und will schnell wieder ins Haus. Derweil vergnügt sich mein Töchterchen alleine über eine Stunde draußen... Ich muß gestehen, beim Schneeschippen leise vor mich hin zu fluchen ;-)
Mein Bauch wächst nun täglich, das Würmchen in mir tritt immer kräftiger zu und in der letzten Woche war ich das erste Mal seit langer Zeit krank, ein Magen-Darm-Infekt hat nun leider auch bei mir halt gemacht. Nachts hing ich über der Kloschüssel, morgens hab ich dann die Kids zum Kindergarten gefahren und mich danach ausgeruht. Zum Glück gings mir nachmittags bis auf einen labilen Kreislauf wieder ganz gut und wir haben es uns zu dritt auf dem Sofa bequem gemacht... Ich bin selber erstaunt, wieviel "frau" schafft, wenn sie muß, es geht aber tatsächlich und nur einen Tag später war der Infekt schon vergessen. Das gibt Mut für die Zukunft! Unser Alltag spielt sich immer besser ein, ich erlaube mir Zeiten, in denen ich trauere. Dabei fühle ich mich manchmal, als würde ich in zwei Welten leben. Die Vergangenheit ist noch so präsent, es ist oft so, als würde mein Mann gleich wieder zur Tür reinkommen. Oft schauen die Kinder und ich uns Fotos an, dann ist es als, sei Robert zwischen uns. Er sieht auf den Bildern so glücklich aus!!! Ich weiß, er hat uns geliebt und wir ihn. Es ist schön, dass er seinen Platz bei uns behalten wird, wir oft über ihn sprechen und es den Kindern bewußt ist: er ist ihr Vater!!! Ich hoffe auch dem Würmchen in mir vermitteln zu können, woher es kommt...
Dann stehe ich in der Gegenwart, die so anders ist, als unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen von damals. Die Realität tut weh, der Verlust ist allgegenwärtig! Es ist beruhigend zu sehen, dass die finanziellen Dinge sich regeln, wir unser Heim behalten können und ich die Kinder versorgen kann. Das gibt mir Sicherheit und auch ein Stückweit Ruhe, nimmt Ängste. Doch das Materielle ist nur die eine Seite der Medaille. Ich würde es sofort hergeben, wenn dafür unsere Familie wieder komplett wäre!!! Ich
weiß jedoch, das geht nicht und so kämpfe ich weiter für unsere Zukunft, bleibe rational, um keine Fehler zu machen. Jede Mutter fragt sich, was das beste für ihre Kinder sei, ich vielleicht noch öfter als vorher, denn ich möchte ihren Verlust so weit es geht kompensieren und ihnen eine glückliche Kindheit ermöglichen, trotz des Schrecklichen, was sie schon erleben mußten.
Mit zunehmender Schwangerschaft steigt die Angst, dass auch mir etwas passiert und meine Kinder ohne uns Eltern dastehen. Die Verantwortung, für bald drei kleine Minimonster allein da zu sein, drückt mich manchmal. Um nichts in der Welt möchte ich sie jedoch missen und ich freue mich sehr auf das Baby. Es ist mir schon jetzt ganz nah und etwas sehr besonderes! Langsam fange ich an zu überlegen, wer bei der Geburt dabei sein wird, denn ich möchte hier auf keinen Fall alleine sein. Wenn alles klappt, werden es zwei mir nahestehende Menschen sein, die für meine Tochter hoffentlich auch in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden und ihr später berichten können, wie besonders sie ist und was für ein Wunder es ist, dass sie gezeugt wurde!
In diesem Sinne bis nächste Woche
Tanja
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