Verschiedene Ärztemeinungen, eine erneute Einweisung und Fragen über Fragen...
Hallo Ihr Lieben,
tut mir leid, dass mein Bericht diesmal ein bisschen verspätet kommt. Wie immer habt ihr mich mit Euren Kommentaren die letzte Woche über sehr aufgemuntert! Es tut mir wirklich gut zu wissen, dass Ihr da draußen an mich denkt und mir wünscht, dass alles gut geht.
Nur die Diskussion übers Rooming-In fand ich etwas überflüssig: Die Entscheidung, ob man das Kind immer bei sich haben möchte oder auch mal ein paar Stunden abgibt, sollte doch wirklich jede Mutter für sich allein treffen können, oder? Natürlich gibt es Argumente dafür, aber ein paar Stunden Schlaf können je nach Geburt sicher auch zu einem großen Argument werden. Ich selbst habe auch noch keine Ahnung, wie ich mich nach der Geburt fühlen werde. Aber sowohl Stefan als auch ich (wie wahrscheinlich fast alle unserer Generation) waren früher in einem Säuglingszimmer untergebracht und wurden trotzdem erfolgreich gestillt. Den goldenen, für alle Mütter gültigen Weg, gibt’s wahrscheinlich eh nicht, also lasst doch jede Frau einfach Ihre eigene Entscheidung treffen.
Was soll ich sagen, das Hin und Her der letzten Wochen hat nicht aufgehört. Seit Dienstag (letztes Mal habe ich es auf vier Tage „Heimaturlaub“ gebracht) war ich ja gemütlich zuhause. Mit der Entlassung hat alles geklappt, natürlich sollte ich wieder oft zur Kontrolle zum Arzt, aber ich war zuhause. Endlich wieder :-)
Wir haben es sogar geschafft, abends ein tolles Hochzeitsgeschenk einzulösen: Wir durften uns von einer darauf spezialisierten Künstlerin einen Bauchabdruck anfertigen lassen! Also nicht nur den „normalen“ Gips-Abdruck, sondern die Premium-Version, bei der mit verschiedenen Silikonen und Gipsbändern ein absolut realistischer Abdruck (inklusive Leberflecken und Haaren) aus Gips entsteht. Dieser ist in fünf Wochen abholbereit und ich bin schon total gespannt auf das Ergebnis.
Freitag Abend waren wir dann im Varieté und haben uns ein ziemlich lustiges Stück angeschaut (Ihr wisst schon – Zeit zu zweit genießen). Was ich dabei aber ganz deutlich gemerkt habe: Unser Baby kann richtig gut hören! Immer, wenn es auf der Bühne laut wurde, hat er sich in meinem Bauch bewegt. Da er mittlerweile auch schon wirklich groß ist, kann das auf Dauer ziemlich unangenehm sein: Er kann sich nämlich problemlos gleichzeitig mit den Füßen hinter den Rippen abstützen und mit den Händen in die Blase drücken. Ich hätte ja nie gedacht, dass die Blase so empfindlich ist… Ich habe dann mit meiner Jacke den Bauch abgedeckt und so dafür gesorgt, dass es etwas ruhiger in seiner kleinen Welt war. Das hat ganz gut funktioniert, aber nachher hat man ja trotzdem ein schlechtes Gewissen und fragt sich, ob das jetzt zu aufregend war für ihn. Obwohl die Lautstärke natürlich weit entfernt war von Konzert-Lautstärke.
Ich hab ja so ein doofes Gefühl, dass man auch in Zukunft noch oft Situationen haben wird, die ein schlechtes Gewissen dem eigenen Kind gegenüber auslösen. Wahrscheinlich gehört das dazu und man muss sich daran gewöhnen – komischerweise hatte ich das sogar bei Barney :-) Bin ich zu lange mit ihm rausgegangen, als er noch klein war? Hätte ich ihn die drei Stufen nicht besser tragen sollen? Natürlich könnte das alles auch am ganzen Östrogen liegen, keine Ahnung. Wie ist das bei Euch?
Am Wochenende haben wir ausgiebig unseren Balkon genossen und uns in die Sonne gelegt. Das war soooo schön, ich hab das Gefühl von Sonne auf der Haut total vermisst. Ich glaub auch, dass es für den Kleinen schön war, auch das noch im Bauch zu erleben. Zumindest Licht und Wärme spürt er ja sicher gut. Natürlich kann ich nicht zu lange in die pralle Sonne gehen, sonst wird es mir zu heiß und ihm ja damit auch. Ich find, ein guter Richtwert ist es, wenn ich noch nicht schwitzen muss. Das funktioniert ganz gut.
Dann kam der nächste Arzt-Kontrolltermin am Montag. Schon die Nächte und Abende vorher wurde mein Bauch öfter mal hart. Nachts teilweise so, dass ich davon wach wurde. Das habe ich dann meinem Arzt auch brav erzählt. Zusammen mit insgesamt wieder leicht steigenden Blutdrücken, der am Rand ja immer noch abgelösten Plazenta (durch das Hämatom) und einer etwas gesunkenen Fruchtwassermenge bedeutete das dann für meinen Arzt nur noch: Erneute Einweisung – und die Empfehlung, das Kind innerhalb der nächsten zwei, drei Tage zu gebären, um auf der sicheren Seite zu sein. Man könnte es auf natürlichem Weg versuchen (mit sanfter Einleitung), aber muss einen Kaiserschnitt einkalkulieren. Er sagte, wenn man bereits solche Entwicklungen wie bei mir gesehen hat und auch deren manchmal schlimmen Ausgang kennt, dann spaßt man damit nicht, sondern handelt schnell.
Puh….. Da ich langsam eh schon etwas traumatisiert bin von den plötzlichen Einweisungen in die Klinik, hätte ich sofort losheulen können. Dazu dann die Eile. Und die Aussicht auf einen Kaiserschnitt. Ich stellte mir nur noch vor, wie mein süßes Baby völlig unvorbereitet von Wehen und Hormonen plötzlich ans Licht gezerrt wird und total geschockt ist. Auf einmal sollten wir innerhalb der nächsten Tage tatsächlich Eltern sein? Man weiß ja, dass es irgendwann soweit ist, aber jetzt???
Nach Hause zum Packen, dann in die Klinik. Und dort haben wir dann gewartet und gewartet… Sechs Stunden um genau zu sein. Die erste Untersuchung wurde von einer Assistenzärztin gemacht, die (ich hatte es schon so sehr befürchtet) erst mal beruhigen wollte und in meinen Augen die Situation runterspielte. Der Blutdruck sei an sich ja noch ok. Wenn man den absoluten Wert betrachtet. Mein Arzt verwendet aber die Definition, wonach der Anstieg im Vergleich zum Ausgangswert wichtig ist. Das Hämatom sei ja auch wieder fast weg – sicher, aber die Plazenta ist an der Stelle nun mal weiterhin abgelöst. Die Fruchtwassermenge sei ja auch im Normbereich. Ist sie auch, aber jetzt im unteren Normbereich statt im oberen. Man würde jetzt erst mal abwarten und beobachten…
Die Plazenta-Teilablösung macht uns am meisten Sorgen: Unter 10 % sind ab – sind es 40-50 %, hat man noch genau 10 Minuten Zeit, das Kind lebendig aus dem Bauch zu holen. Das hat uns mein Arzt vorher mal ganz deutlich gesagt. Und das musste auch die Ärztin hier bestätigen. Aber das sei ja so selten.
Wir waren jedenfalls nach sechs Stunden Warten und dem psychischen Stress, bei einer so wichtigen Sache zwischen zwei konträren Meinungen zu hängen, völlig fertig mit den Nerven. Ich war schon kurz davor, meine Sachen zu nehmen und in ein anderes Krankenhaus zu gehen, was etwas schulmedizinischer ausgerichtet ist, um die Meinung meines Arztes (dem ich sehr vertraue und der auch genügend Erfahrung als Chefarzt in verschiedenen Kliniken hat) und die des Krankenhauses besser übereinander zu bringen. Wenn irgendetwas schief gehen sollte, würde ich mir sowieso die größten Vorwürfe machen – da würde es mir auch nichts helfen, wenn ich es theoretisch auf einen Arzt schieben kann, der falsch entschieden hat. Also tendiere ich zu der vorsichtigsten Meinung. Das Kind ist ja reif und gesund, warum soll man dann das Risiko eingehen, dass es noch einen Schaden nimmt, nur weil man zu lange abwartet? Eine unglaublich schwierige Entscheidung, zumal es ja nicht um einen verstauchten Finger geht, sondern um das Leben unseres Kindes.
Doch dann um elf Uhr (nachts) kam endlich die Oberärztin zu uns, die mich schon vorher immer betreut hat und auch speziell auf Risikoschwangerschaften ausgerichtet ist. Und sie schaffte es, die Wogen zu glätten und uns plausibel zu erklären, dass bei ihr alle Fälle einer Plazentaablösung gut gegangen sind, sofern die Frau bereits in der Klinik war. Und auch sie wollte jetzt nicht mehr lange abwarten, bis das Kind auf die Welt kommen muss. Aber bei ihr klang der Zeitraum noch deutlich flexibler (ein bis zwei Wochen). Sie wollte mich eh am nächsten Morgen noch einmal selbst untersuchen und dann gemeinsam mit uns überlegen, wie wir weiter vorgehen. Also kam ich dann um kurz vor zwölf auf ein Zimmer und freute mich, wenigstens kein unbekanntes Gesicht zu sehen: Ich war wieder bei meiner alten Zimmernachbarin gelandet, die leider immer noch mit Bluthochdruck und Diabetes hier lag.
Am nächsten Morgen wurde ich dann wie versprochen auch von der Oberärztin noch einmal gründlich untersucht. Dem Kind geht es momentan noch sehr gut, aber die Plazenta verkalkt weiter und auch das Fruchtwasser wird weniger. Sie stellte dabei auch fest, dass mein Muttermund bereits einen cm geöffnet ist und der Gebärmutterhals schon kürzer ist. Also sind meine ja noch sehr schwachen Wehen trotzdem schon wirksam, so dass man nun anfangen kann, die Geburt sanft einzuleiten – sprich zunächst mit homöopathischen Mitteln. Nun bekomme ich seit gestern Tampons mit Nelkenöl, irgendwelche Tabletten und dazu Einreibungen mit einem bestimmten Öl. Akupunktur habe ich nur einmal bekommen, danach war es der Hebamme zu riskant, da sich durch zu starke Wehen ja die Plazenta ablösen kann. Generell wird es bei mir wohl so laufen, dass auch in der Eröffnungsphase ein Dauer-CTG geschrieben wird, um dieses Risiko zu minimieren.
Aber bisher merke ich bis auf den bekannten harten Bauch, der sich im CTG als schöne kleine Wehe (ein bis zwei in 30 Minuten) präsentiert, nichts anderes. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht. Die sanften Mittelchen werden wohl zwei Tage lang ausprobiert, also heute noch einmal und dann schauen wir, wie es weitergeht.
Auf dem Ultraschall konnte ich übrigens endlich einmal wieder das Gesicht meines kleinen Sohnes sehen! Er sieht schon so süß aus, komplett fertig mit einer kleinen Schnute, die Fruchtwasser aufsaugt und dabei richtig schmatzt. Seine kleine Hand hat die Nabelschnur festgehalten und man sah alle Finger ganz groß und deutlich. Ich hab mich noch mehr in ihn verliebt als ich es eh schon bin :-)
Nach der neuesten Messung ist er auch schon 3.300 Gramm schwer und fast 50 cm groß, so dass er schon „normale“ Geburtsmaße hat und ich nicht befürchten muss, dass er ganz winzig klein und zart ist bei der Geburt.
Drückt mir die Daumen, dass das alles gut geht und wir die richtige Entscheidung getroffen haben, wem wir vertrauen…
Viele Grüße
Antonia