... als man denkt. Ich bin wieder im Krankenhaus.
Die spannendste Frage kann ich Euch direkt beantworten: Nein, ich bin noch nicht Mutter geworden! Auch wenn eine Freundin das mittlerweile jedes Mal fragt, wenn ich bei ihr anrufe. Und manchmal erwische ich mich schon bei dem kurzen Gedanken, dass es doch so langsam mal losgehen könnte… Auch wenn ich natürlich weiß, dass jeder weitere Tag in meinem Bauch für den Kleinen gut ist.
Aber ich fange mal von vorne an. Freitag bin ich ja wieder aus der Klinik entlassen worden mit der strengen Auflage, jede Änderung in meinem Befinden sofort meinem Arzt mitzuteilen, dazu jeden Tag ein CTG machen zu lassen und jeden zweiten die Blut- und Ultraschallkontrolle. Aber das HELLP-Syndrom war zumindest erst einmal vom Tisch.
Das Wochenende haben wir beide dann sehr genossen, endlich war ich wieder zuhause in meinem eigenen Bett. Gut, dafür wurde nicht dreimal am Tag von netten Schwestern ein Tablett mit leckerem Essen vor mich gestellt. Und ich war auch ziemlich nervös, was die Kindsbewegungen angeht – denn deren Abnahme ist ja ein deutliches Zeichen, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Wie versprochen hab ich mich brav ausgeruht und nichts anstrengendes gemacht.
Montag früh bin ich dann das erste Mal wieder zum Arzt gegangen. Leider alleine wie auch die folgenden Tage, da Stefans Krankengymnastik-Termine sich immer mit meinen Kontrollterminen überschnitten. Nach einem guten CTG wurden noch die üblichen anderen Untersuchungen gemacht – alles ok.
Dienstag war dann nur ein CTG dran und auch das war total unauffällig. Allerdings hatte ich nach dem Arzttermin den restlichen Tag über leichte Schmerzen im Unterbauch. Beim Sitzen drückte der Hosenbund besonders unangenehm und ich hatte ständig das Gefühl, dass ich jeden Druck am Bauch absolut unangenehm finde. Also eher diffuse Beschwerden – nichts richtig schlimmes. Und wenn mich mein Arzt nicht ermahnt hätte, auch auf kleine Veränderungen zu achten, wäre mir das bestimmt noch nicht einmal aufgefallen. Da ich aber am nächsten Morgen eh wieder beim Arzt sein sollte, wartete ich mit eventuellen Überreaktionen erst einmal ab.
Mittwoch sollte nun wieder das große Programm gemacht werden: Erst CTG, dann Ultraschall und die anderen Untersuchungen. Dazu noch eine Spritze mit Eisen, um meinen Wert endlich mal nachhaltig zu pushen. Die Blutwerte von Montag waren übrigens wirklich gut. Meine Thrombozyten sind wieder gestiegen und die „bösen“ Leberwerte gesunken. Also an sich alles prima. Klar, der Blutdruck schwankt noch zwischen 140/90 und 110/65, aber das ist wohl einfach so und kein Grund zur Besorgnis. Insgesamt ist er aber wieder tiefer als die Woche davor. Dann erzählte ich meinem Arzt von den komischen Beschwerden am Vortag (am Mittwoch war alles wieder normal). Er hörte schon sehr aufmerksam zu und fragte genauer nach, wie und wo ich etwas gespürt habe.
Dann folgte die Ultraschalluntersuchung und auf einmal wurde er sehr ernst. An meiner Plazenta hatte sich wohl ein Hämatom gebildet, was bedeutet, dass sich ein kleiner Teil am unteren Ende der Plazenta bereits abgelöst hatte. Zwar zum Glück ein wirklich kleiner Teil – aber das konnte der Anfang einer kompletten Ablösung sein. Und was das bedeutet, könnt Ihr Euch sicher vorstellen: Sobald die Plazenta nicht mehr arbeitet, bekommt das Baby keine Nähr- und viel wichtiger – keinen Sauerstoff mehr! So richtig habe ich den Ernst der Lage erst verstanden, als der Arzt zu mir sagte: „Wir machen jetzt eine Überweisung für das Krankenhaus fertig und dann rufe ich Ihren Mann an, damit er Sie hier abholt und sie dann direkt in die Klinik bringt.“
Mein Gedankenkarussell drehte sich immer wieder um Sorge um mein Kind und den Gedanken, dass ich nicht schon wieder ins Krankenhaus will, ich war doch gerade erst wieder draußen… Dazu auch ein kleiner gemeiner Gedanke tief hinten in meinem Kopf, der sagte: Du kannst Dein Kind nicht gut versorgen, es ist in Dir nicht sicher. Als Stefan dann im Wartezimmer auf mich zukam und mich in den Arm nahm, brach es aus mir heraus und ich verbrauchte einige Tempos, bis wir schließlich in der Klinik angekommen waren. Und auch wenn er versuchte, für mich stark zu bleiben, habe ich doch gemerkt, wie sehr er sich Sorgen machte. Gerade hatten wir das eine Problem aus der Welt geräumt, da kam schon das nächste auf uns zu. Und immer hängt ein Rattenschwanz von Entscheidungen und Sorgen mit dran: Wie lange kann der Kleine noch im Bauch bleiben? Wie kommt er auf die Welt? Wie wird es ihm dann gehen? Wie geht es jetzt erst einmal weiter?
Im Krankenhaus erkannten mich viele direkt wieder und ich kam schnell ins Untersuchungszimmer. Nach einem erneuten Ultraschall war klar, dass da tatsächlich ein Hämatom an der Plazenta war. Und das konnte sich nun in zwei Richtungen weiterentwickeln: Größer werden oder so bleiben, bzw. sich zurückbilden. Machen kann man da nichts, nur wieder einmal beobachten. Denn wenn es dem Kind gut geht (und das war zum Glück bisher immer der Fall), dann arbeitet augenscheinlich auch die Plazenta noch gut (trotz Hämatom und Verkalkung). Der kleine Muck hatte sogar schon wieder kräftig zugenommen auf knappe 2.800 Gramm. Da er mit den Maßen wieder einmal ein bis eineinhalb Wochen weiter war, wurde auch direkt der nächste Zuckertest angeordnet – nur so zur Sicherheit, falls sich doch noch ein Schwangerschaftsdiabetes entwickelt hat. Klar war aber auch: Ich bleibe erst einmal wieder im Krankenhaus!
Leider erst einmal ohne Sachen, denn damit hatte ich ja überhaupt nicht gerechnet. Also hab ich eine Liste geschrieben und teilweise mit erklärenden Bildchen versehen, damit Stefan wusste, welche Sachen er mir einpacken muss. Das ist gar nicht so einfach, wenn man selbst auch nicht so genau weiß, ob das blaue Shirt jetzt in der obersten oder der mittleren Schublade liegt. Und wie es denn genau aussieht… :-) Diese Liste muss unbedingt mal ins Babyalbum.
So, und da war ich wieder! Ich bekam ein Zimmer mit einer sehr netten Japanerin, die acht Tage über dem Termin war und nun homöopathische Mittel zur Anregung der Wehen bekommen hatte. Die wirkten anscheinend echt gut, denn mitten in der ersten Nacht fingen dann bei ihr die Wehen an. Und ich hab mitgelitten. Sie war ganz fasziniert davon, dass sie zwischen den Wehen gar nichts spürte und sofort vergessen war, wie unangenehm es sich gerade noch angefühlt hat. Das fand ich allerdings auch beruhigend. Scheint eine gute Erfindung der Natur zu sein, damit man sich zwischen den einzelnen Wehen wieder ein bisschen erholen kann.
Am nächsten Tag um elf verschwanden sie, ihr Bett und ihr Mann im Kreißsaal. Und nachmittags kamen sie zu dritt wieder raus: Die kleine Tochter war da! Und sooo süß… Ich kann ja immer noch nicht ganz glauben, dass ich selbst auch so einen fertigen kleinen Menschen in meinem Bauch trage. Der Papa war völlig überwältigt von seinen Gefühlen und platzte vor Stolz auf seine Tochter. Die Mama auch, aber sie war auch einfach erschöpft. Leider war an dem Tag ein so großer Andrang (fünf Geburten, drei davon gleichzeitig), dass kein Bett für den Papa frei war und somit das angepriesene Familienzimmer nicht zur Verfügung stand. Ich wollte ja auch direkt nach der Geburt ein Familienzimmer für uns drei haben. Und war ziemlich enttäuscht, dass das nicht wie erwartet immer klappt.
Aber nach zwei Nächten mit Baby im Zimmer (Rooming-In: Das Kind ist vom ersten Moment an immer bei der Mama im Zimmer und es gibt keine Säuglingszimmer mehr) war selbst ich als Nicht-Mama so erschöpft vom Schlafmangel, dass ich um ein anderes Zimmer gebeten habe. Es kann ja auch nicht Sinn der Sache sein, dass ich, bevor mein eigenes Kind da ist, schon übermüdet bin. Und von dieser Entscheidung hatten wir dann alle etwas: Denn mit meinem Umzug wurde ein Bett frei, so dass der Mann nun auch dort übernachten konnte.
Das Schlafen ist übrigens mittlerweile wirklich schwierig geworden: Unser Baby ist schon so groß, dass es wirklich viel Platz im Bauch beansprucht und ich es auch sehr deutlich spüre. Und wenn wir beide uns dann nachts nicht perfekt abstimmen, wie wir liegen sollen, dann ist es wirklich unangenehm.
Der Zuckertest war übrigens wieder mal negativ. Schön. Also haben wir wie schon bekannt einfach ein großes Kind. Wenn er in der letzten Woche auf die Welt gekommen wäre, hätte er auch noch auf die Kinderstation gemusst. Ab der 36. / 37. SSW ist alles ganz normal und wir können ihn mit nach Hause nehmen. Also wären ein bis zwei Wochen mehr mit Baby im Bauch schon noch sehr schön…
Am Sonntag wurde dann der nächste Ultraschall gemacht und … jippieh… das Hämatom sieht gut aus! Also viel heller, das bedeutet wohl, dass es sich nicht vergrößert hat, sondern sogar etwas zurückgebildet. Auf die Ergebnisse der Blutwerte von Montag früh warte ich gerade noch. Aber die werden sicher auch wieder gut genug für eine Entlassung sein… Und wenn dann am Dienstag Vormittag noch die Abschluss-Untersuchung mit Ultraschall gut ausfällt, dann kann ich Dienstag wieder nach Hause! Immer noch zu zweit :-)
Hier gab es übrigens in den letzten Tagen vier Fälle hintereinander, in denen sich bei der Geburt auf einmal herausstellte, dass das Geschlecht des Kindes doch anders ist als gedacht. Vielleicht fällt mir deshalb auch nicht der perfekte Jungenname ein?? Vielleicht weiß ich ja intuitiv, dass es doch ein Mädchen wird?! Auf jeden Fall machen wir jetzt eine Liste mit Namen für ein Mädchen und einen Jungen fertig. Dann kann ja nichts mehr passieren.
Ich schicke Euch ganz viele Grüße aus dem Krankenhaus und hoffe, dass ich das nächste Mal von zuhause aus schreiben kann.
Antonia