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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
27. Schwangerschaftswoche

Die Mama-Programmierung

Statt Urlaub gibt`s Wärmflaschen und leichte Kost im Bett - dafür hab ich endlich die perfekte Hebamme gefunden.

Willkommen auf der Krankenstation…

Leider ging unser schöner Urlaub nicht wie geplant damit weiter, dass wir die Möbel aufgebaut haben und dann den nächsten Flieger in die Sonne genommen haben. Stattdessen schlafen wir jetzt in getrennten Zimmern, trinken viel Tee und ich versuche allen Viren zu trotzen. Aber noch mal zurück zu letzter Woche Freitag: Stefan war gerade damit fertig geworden, die Wände im Kinderzimmer zu streichen, da ging es bei ihm mit Kopfschmerzen und Erschöpfung los. Ich dachte erst noch, dass ihn das Streichen ja jetzt nicht sooo mitgenommen haben kann, wie er gerade den Eindruck machte. Zu den Kopfschmerzen kamen dann aber schnell noch Fieber, Gliederschmerzen, Durchfall, usw. Kurz gesagt, bis heute Morgen lag er nur im Bett und hat eigentlich auch nur geschlafen. Heute Morgen waren wir dann bei seiner Haus-Ärztin und wie erwartet wurde eine Virusinfektion festgestellt – eventuell Noro-Viren. Die hat er letztes Jahr schon einmal aus der Klinik mit nach Hause geschleppt.

Krankgeschrieben wurde er dann für eine Woche (wenigstens gehen die Urlaubstage so nicht verloren) und dazu bekam er noch die Anweisung mit auf den Weg, er solle mich bloß nicht anstecken und sich schön von mir fernhalten. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, schließlich kann ich ihn nicht im Zimmer einsperren und nur alle paar Stunden Tee und eine neue Wärmflasche reinwerfen. Aber zumindest schläft er jetzt auf dem Schlafsofa im Kinderzimmer (wenigstens frisch gestrichen ;-)) und auch sonst gilt es natürlich, eine mögliche Ansteckung zu vermeiden.

Ich selbst merke seit gestern, dass ich auch langsam etwas abbaue und leichte Kopfschmerzen habe. Klar geht’s mir noch um Längen besser als Stefan, aber ich merke, dass mein Körper kämpft und bin deshalb auch ziemlich schlapp und müde. Meine Mutter kam dann gestern vorbei und hat Barney mitgenommen, damit wenigstens das Gassi gehen schon einmal wegfällt. Das habe ich gestern nämlich nur noch mit geschätzten 3 Stundenkilometern hinbekommen. Wie schön es in solchen Situationen ist, wenn man Eltern in der Nähe hat…

Der aktuelle Stand der Dinge ist also nicht ganz so erfreulich, gerade weil wir uns so viele schöne Dinge für den Urlaub vorgenommen hatten und jetzt einfach nur stur darauf warten können, dass die Viren besiegt werden.

Aber die Woche davor war für mich toll, denn mit einem Termin beim Gynäkologen und dem heiß ersehnten Kennenlernen der Beleghebamme Nr. 2 standen schöne Termine an.

Der Arzttermin war wie gewohnt präzise, medizinisch und relativ unspektakulär. Dem Kleinen geht’s wohl gut, sein Oberschenkelknochen war mittlerweile 5 cm lang (so groß war vor gar nicht langer Zeit noch das ganze Kind! Und da fand ich das schon irre groß). Herztöne, Fruchtwasser, Gebärmutterhals, Muttermund – alles super. Mein Blutdruck wie gewohnt etwas niedrig, aber das ist ja nichts Neues. Dazu der übliche Abstrich ohne Befund, Urin ohne Eiweiß – also alles so, wie es sein sollte. Bis auf seine Aussage, ich solle doch mal die Süßigkeiten und Kohlenhydrate im Allgemeinen reduzieren. Ich solle statt Brot mal eher Quark essen. Hmm???? Ohne mein Butterbrot geht gar nichts. Natürlich Körnerbrot. So brav bin ich ja. Ich hab dann erklärt, dass ich eigentlich kein großer Fan von Süßkram bin (klar, Kuchen ja, ab und zu auch ein Nutellabrot, aber sicher keine Packung Gummibärchen, Cola oder Schokolade). Und klar wollte ich wissen, wie er denn darauf kam, mir das zu sagen. Also: „Ist mein Gewicht zu schnell angestiegen?“ – „Nein, keine Sorge, alles im Rahmen.“. „Ist das Kind auf einmal viel zu groß?“ – „Nein, alles ok.“. „Warum sagen Sie das denn dann so?“ – „Nur allgemein, es ist sonst alles gut.“

Na gut, dann ist das so. Trotzdem, genau solche Kommentare ohne Begründung find ich schrecklich. Also Aussagen, deren Sinn ich einfach nicht begreifen kann. Wenn alles super ist, warum soll ich dann überhaupt was ändern? Ich brauche einfach schlüssige Zusammenhänge, sonst funktioniert mein Gehirn nicht.

Was ich aber diese Woche auf jeden Fall machen werde, ist der Glukosetest. Das bedeutet: 300 ml Zuckerwasser trinken, zwei Stunden in der Praxis sitzen und dreimal Blut abgenommen bekommen. Klingt nicht ganz so reizvoll, aber es gibt schließlich Schlimmeres. Der Blutwert sollte dann anzeigen, dass mein Körper den Zucker gut abbauen kann. Sollte das zu langsam geschehen, fällt der Verdacht auf eine Schwangerschaftsdiabetes. Ich kann`s mir eigentlich nicht vorstellen, dass das der Fall sein sollte, schließlich sprechen einige Gründe dagegen. Aber mal sehen. Nächste Woche wissen wir dann hoffentlich mehr. Zumindest wenn der Arzt die Blutproben nicht erst ins Labor schickt und die das auswerten. Das dauert immer…

Aber jetzt zum Highlight der letzte Woche: Am Donnerstag habe ich endlich die andere der zwei verbliebenen Beleghebammen hier kennengelernt. Und es war Liebe auf den ersten Blick. Also zumindest große Sympathie. Sie war so nett und normal, wir haben lange über Ärzte gesprochen und ich hatte das Gefühl, dass sie mich absolut versteht. Auch meinen Eindruck, dass ich nach den ganzen Untersuchungen beim Gynäkologen immer mehr das Gefühl bekommen habe, dass damit nur ein kleiner Teil der für mich eigentlich wichtigen Dinge abgedeckt wird. Und dass ich vor lauter Ultraschall, Blutwerten, Gewicht und PH-Wert manchmal das Gefühl hatte, dass ich irgendwie nur das Gefäß bin, was das Baby austrägt und das auf eine einwandfreie Funktion gecheckt wird um seine Rolle zu erfüllen. Klingt jetzt ziemlich dick aufgetragen, aber ich habe einen wichtigen Teil immer vermisst, ohne genau zu wissen, was das für einer ist.

Und dann wurde es mir bei der Hebamme bewusst: Für sie war es ganz klar, dass ich spüre, wie es meinem Baby geht. Und dass man auch nicht tausend Maschinen braucht, um mich zu untersuchen. Sie hat sogar meinen Bauch gestreichelt, das Baby begrüßt und mir gesagt: „Auch wenn Du die ersten Monate unsicher warst wegen der Fehlgeburt, dieses Baby wird ganz sicher auf die Welt kommen!“ Diese Aufmerksamkeit mir und dem kleinen Menschen gegenüber hat mich tief berührt – ich hätte schon wieder losheulen können. Es war wunderschön, auf einen Menschen zu treffen, der sich einfach mit mir über die Schwangerschaft und mein Baby freut, uns ernst nimmt, mir zur Seite steht und meine Mutterinstinkte voll anerkennt.

Der Kleine hat wohl meine Gefühle gespürt und während des Gesprächs richtig kräftig gezappelt. So war es natürlich ganz klar, dass ich ihr sofort zugesagt habe und sie also auch bei der Geburt dabei sein wird. Die Nachsorge wird sie wahrscheinlich nicht oder nicht voll übernehmen können, da sie ab Mai im Urlaub ist. Aber das für mich Wichtigste, nämlich dass eine vertraute Hebamme, die ich mag und bei der ich mich fallen lassen kann, bei der Geburt dabei ist – das wird auf jeden Fall erfüllt.

Ich bin so froh, dass ich mir meinen Wunsch nach einer guten Beleghebamme erfüllen konnte und mit dem Wissen, dass sie mir mit Ihrer ganzen Erfahrung beistehen wird, freue ich mich schon richtig auf die Geburt. Und auf den Moment, in dem ich den Kleinen endlich im Arm halten kann. Denn ich weiß, dass sie alle schönen und natürlichen Momente bei der Geburt „beschützen“ wird und dass so keiner daraus eine medizinische Routine machen wird.

Unser Kleiner ist mittlerweile schon richtig stark geworden: Wenn er tritt, bewegt sich mein Bauch schon richtig. Das sieht ziemlich lustig aus. Manchmal erschrecke ich mich fast ein bisschen, wenn er richtig kräftig tritt. Schließlich sind das ja auch keine von mir gesteuerten Bewegungen, sondern ganz eigene, die ich überhaupt nicht vorhersehen kann. Letztens beim Telefonieren hatte ich meinen Ellbogen am Bauch und die Hand mit Hörer am Ohr. Als dann auf einmal der Bauch gewackelt hat, ist mir tatsächlich der Hörer vom Ohr gerutscht! Total komisch fühlt es sich an, wenn er nach innen tritt. Das spüre ich dann tief in meinem Körper als kurzes Zucken. Und dieses Zucken berührt Körperregionen, die ich normalerweise so überhaupt nicht spüren kann. Das fühlt sich echt komisch an…

Wenn ich auf der Seite liege und meine Hand auf die Seite lege, dann kann ich manchmal sogar spüren, wie er sich unter der Haut bewegt. Das finde ich am Spannendsten. Man merkt richtig, wie sich einzelne Glieder bewegen, mal die Hand, der Ellbogen oder auch die kleine Schulter, die sich rausdrückt. Und dann wieder der Rücken, der sich meiner warmen Hand entgegen drückt. In solchen Momenten kann ich es jetzt schon kaum erwarten, ihn live zu erleben. Auch wenn ich mir auf der anderen Seite gar nicht vorstellen kann, wie es ist, wenn er auf einmal nicht mehr in meinem Bauch ist. Ich hab mich schon so an das schöne Gefühl gewöhnt, dass mein Kind immer bei mir ist.

Gestern habe ich dann noch lange mit einer Freundin telefoniert, die selbst gerade das zweite Kind bekommen hat. Wir haben uns unter anderem darüber unterhalten, dass man mit Beginn der Schwangerschaft anfängt, sich Sorgen und Gedanken um sein Kind zu machen – und damit nie wieder aufhört. Und irgendwie macht man sich auch immer mehr um alle Menschen, die man liebt, Sorgen. Es ist ein bisschen so, als würde man von den ganzen Hormonen von „Mensch“ auf „Mutter“ umprogrammiert werden. Klar, man wird jetzt nicht bekloppt vor lauter „was wäre wenns“, aber man fängt an, an Dinge zu denken, die vorher egal waren. Und man sieht Risiken einfach deutlicher. Ich spüre das auch schon bei mir und sie hat es immer noch, auch wenn die älteste Tochter schon fast drei ist. Und meine Mutter meinte dazu, das würde nie wieder aufhören: Selbst ihre Mutter hat kurz vor ihrem Tod noch immer ihre Hände gefühlt und gesagt, sie solle sich doch was Wärmeres anziehen, wenn die Hände kalt waren.

Irgendwie ist es unheimlich schön, eine Mutter zu haben, die sich solche Gedanken macht. Und bald bin ich selbst so eine Mutter. Und ich freu mich drauf – auch wenn ich dem Kleinen / Großen damit oft mal auf die Nerven gehen werde. :-)

Stefans Mutter hat gerade zum zweiten Mal heute angerufen, um zu erfahren, wie es uns geht. Er ist total genervt – aber ich kann sie fast ein bisschen verstehen. Das ist die Mama-Programmierung...

Bis zur nächsten Woche,
Antonia



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Kommentare von Lesern:

Antonia, Ruhrgebiet19.01.2012 15:19

Liebe Claudia,
danke für Deinen netten Kommentar! Heute hab ich sogar einen kleinen Fuß spüren können, das ist so spannend... schön, dass Du gerade das gleiche empfindest.
Über ein Fotoshooting hab ich mir auch schon Gedanken gemacht, wahrscheinlich werde ich das auch machen. Du hast ja recht: Wir sind nur einmal das erste Mal schwanger! :-)
Mein Mann ist leider immer noch krank, aber es wird langsam etwas besser. Danke fürs "Gute Besserung"!
LG
Antonia

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Claudia, Mannheim17.01.2012 18:44

Liebe Antonia,
ich finde es jedesmal schön deine Freude über die Bewegungen des Kleinen zu lesen und auch zu teilen. Da werde ich selbst immer wieder ganz hellhörig auf die Bewegungen meiner Tochter. Mittlerweile ist ihr Schluckauf morgens und abends so normal für mich geworden, oder dass sie meist mit mir zusammen wach wird. Und wie du schon sagst- was diese kleinen Dinger in uns für Kräfte entwickeln! Manchmal bekomm ich Tritte in die Rippen, dass mir die Luft weg bleibt.^^ Einmal mehr nach dem Lesen deines Beitrages nehme ich mir vor die letzten 5Wochen mit meiner Maus noch richtig zu genießen! Knapp zwei Wochen vorm Termin steht auch noch ein Fotoshooting an. Hast du dir darüber schon Gedanken gemacht? Schließlich sind wir nur einmal das erste Mal schwanger und das gilt es doch festzuhalten. :)

Gute Besserung für dich und deinen Mann, liebe Grüße
Claudia

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