Zwei kleine Tritte, fiese Mitmenschen und eine neue Zahnfüllung.
Puh, was ein Start in den Tag.
Soeben war ich frühmorgens beim Zahnarzt und habe eine kleine Stelle Karies entfernen lassen. Da ich mittlerweile (nach vielen schlechten Erfahrungen) endlich einen tollen Zahnarzt gefunden habe, war das ganze Prozedere erträglich. Lustig nur wieder mal die Erfahrung, dass verschiedene Ärzte ja völlig verschiedene Meinungen haben:
Mein Gynäkologe hatte ja gesagt, dass ich auf jeden Fall auf einer Betäubung ohne Adrenalin bestehen soll, da das sonst irgendwie gefährlich für das Baby sein könnte. Der Zahnarzt heute morgen meinte dazu nur, das sei „völliger Quatsch“. Denn das Adrenalin, das ich ausschütte während der Behandlung, sei viel höher. Verzichtet hat er dann doch, aber mit Augenrollen. Und zum Schluss hat er mir noch eine Kopie in die Hand gedrückt mit einer Seite aus irgendeinem Lehrbuch, auf der Adrenalinhaltige Betäubungsmittel während der Schwangerschaft für unbedenklich erklärt werden.
Was neben der schmerzfreien Behandlung (danke!!) aber das Schönste war: Ich hab meinen Kleinen das erste Mal so richtig bewusst gespürt! Als ich ruhig auf dem Behandlungsstuhl lag, spürte ich auf einmal zwei kleine Stubser hinter meiner Bauchdecke. Das fühlte sich so ähnlich an, wie wenn man Luft im Darm hat die sich dann bewegt, aber auf einer Stelle und auch etwas stärker. Wie süß!!!
Bestimmt war er durch meine Aufregung auch ganz aktiv und hat sich deshalb viel bewegt.
Sonst muss ich mich erst einmal bei Euch bedanken für die vielen Kommentare, die ich in vielerlei Hinsicht sehr hilfreich fand. Mein Fazit: Man kann nicht sagen, wie viele Kinder allgemein perfekt sind, dass muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. Was ich aber auch sehr interessant fand, waren wieder die in einigen Kommentaren enthaltenen Wertungen und Vorurteile. Aber das ist nur mein kurzer Eindruck beim Lesen in Österreich während wir durchs Land gefahren sind.
Österreich war übrigens wirklich schön für mich. Am Flughafen in Düsseldorf wurde bei der Sicherheitskontrolle mit Blick auf meinen Bauch sofort der Metalldetektor ausgeschaltet, damit ich so durchgehen konnte. Auf meine Frage hin, warum das denn schädlich sei, es wäre ja nur rein magnetisch, sagte man mir dann, sie würden bei häufigen Flügen trotzdem dazu raten, nicht durchzugehen. Das war mir neu, bisher dachte ich wie gesagt immer, das sei komplett unschädlich.
Sowohl in Salzburg als auch in Wien hatte ich leider gar keine Zeit, kurz in die Stadt zu gehen und mir die winterliche Deko anzuschauen. Dafür waren wir sehr erfolgreich beim Einkauf – der neue Lieferant ist klasse und wir konnten gute Waren einkaufen. Trotzdem war dieser letzte Tag für mich sehr anstrengend, denn es gab wenig Zeit um zu essen, zu trinken oder sich auszuruhen. Daher war ich beim Rückflug abends schon ganz schön geschafft. In Wien fand mein meinen Wunsch, das Gerät bei der Sicherheitskontrolle auszuschalten übrigens wieder übertrieben.
Am nächsten Morgen ging es dann immer noch ziemlich müde zu einem Umzug von Freunden, um zu helfen (ich hatte das schon völlig vergessen). Und zwar bei den Freunden, die vor kurzem ihren zweiten Sohn vier Wochen zu früh bekommen haben. Viel konnte ich nicht helfen: Ein paar Möbel zusammenschrauben und Brötchen für die Packer schmieren. Aber es war auch toll, mich mit den anwesenden Muttis unterhalten zu können. Der kleine Sohn sieht noch ganz zart aus und trinkt wohl auch nicht ausreichend, so dass sich seine Mama etwas Sorgen macht.
Ganz toll fand ich den sogenannten Pucksack (hab ich vorher noch nie was von gehört), der wirklich Wunder wirkt. Ein Pucksack basiert auf einem ähnlichen Prinzip wie früher das feste Einwickeln der Babys. Da es ein Kind im Mutterleib ja auch sehr eng hat, empfindet es die Enge als beruhigend – soweit die Theorie. Die Praxis hat mich dann überzeugt: Der Kleine wurde in eine Mischung aus Decke und Schlafsack gepackt, die Ärmchen bleiben dabei am Körper anliegend und der Pucksack geht außenrum ums ganze Kind (bis auf den Kopf). Und was soll ich sagen? Kaum hatte er das Ding an, war er augenblicklich eingeschlafen!
Nach dem Umzug war ich mit einer Freundin zum Klavierkonzert und anschließendem Essen verabredet. Das Ganze war schon relativ knapp zeitlich, da wir bis zum späten Nachmittag noch beim Umzug geholfen haben. Das Konzert war schrecklich (googelt mal „John Cage“), völlig unmelodisch, experimentell, keine Ahnung wie man es noch umschreiben soll – kurz gesagt: Schei…
Nach dem Konzert ging es dann noch etwas essen, ich hatte schon nur Hunger auf einen Salat. Vielleicht auch, weil die Kopfschmerzen, die ich seit mittlerweile 24 Stunden hatte, nicht besser wurden. Eher im Gegenteil. Nachdem ich den Salat gegessen hatte, wurde mir schlecht und ich wollte nur noch nach Hause. Auf der Fahrt wurde es dann immer schlimmer, ich fühlte mich genau so, als ob ich zuviel getrunken hätte und mir deshalb schlecht wäre. Inklusive Karussell rückwärts, wenn man die Augen schließt.
Kurz vor unserer Wohnung konnte ich nicht mehr (zum Glück ist meine Freundin gefahren) und musste mich am Straßenrand übergeben (extrem peinlich). Und das, wo ich doch die ganzen ersten drei Monate hinweg nur einmal beim Zähneputzen gebrochen hatte! Ich fühlte mich hundeelend und verkroch mich im Bett. Dort blieb ich dann auch den nächsten Tag über, um mich wieder ein bisschen zu erholen – denn ich nahm das als Zeichen, dass die beiden Tage in Wien und beim Umzug mir wohl zu viel waren und ich Erholung brauchte. Seitdem ist auch wieder alles ok. Hattet ihr das auch mal?
Gestern Abend dann ein negatives Highlight meiner bisherigen Schwangerschaftserfahrungen:
Seitdem man sieht, dass ich schwanger bin, werde ich eigentlich sehr nett behandelt. Man bietet mir einen Stuhl oder ein Glas Wasser an, man passt mehr auf, dass ich nicht angerempelt werde usw. Ich schreibe „eigentlich“, weil ich gestern eine ganz andere und wirklich unangenehme Erfahrung gemacht habe.
Zusammen mit meinem Mann bin ich gestern Abend noch zur Post gefahren (Hauptstelle), um dort das Post-Ident Verfahren für unser neues Konto durchführen zu lassen. Als wir ankamen, war die Schlange vor den Schaltern so lang, dass sie bis in die Vorhalle führte und die Wartezeit geschätzte 30 Minuten betrug. Da ich nicht so lange stehen kann, ohne Kreislaufbeschwerden zu bekommen, ging ich also nach vorne, um am Schalter freundlich nachzufragen, ob ich vielleicht auf Grund meiner Schwangerschaft die Warteschlange umgehen dürfte. Und dann ging das Geschrei unter den wartenden Kunden los:
- „Na und, ich bin auch schwanger, haha“ (ein Mann)
- „Ich habe drei Kinder bekommen, das ist doch keine Krankheit! Stellen Sie sich nicht so an.“ (ältere Frau)
- „Sie sind schwanger? Das tut mir aber leid für Sie.“ (eine Frau)
- „Das ist ja wohl eine Frechheit, nur weil sie schwanger ist.“ (eine Frau)
Die Postangestellte war dadurch so verunsichert, dass sie dann auch meinte, ich solle mich in die Schlange stellen. Obwohl sie mich schon einmal vorgelassen hat, seit ich schwanger bin. Auch ein Hinweis darauf, dass ich nicht dreißig Minuten lang in einer Schlange stehen kann ohne eventuell umzukippen, erwiderte sie nur mit „Das ist mir egal, sie müssen sich hinten anstellen.“
Wir sind dann in eine andere Filiale gefahren, dort habe ich von meinem Erlebnis erzählt. Die Angestellten dort waren total schockiert und meinten, bei ihnen wäre das kein Problem, ich solle einfach seitlich durch nach vorne kommen und auf meine Schwangerschaft hinweisen. Die nette Dame dort war dann ganz besonders nett zu uns, so als ob sie es wieder gut machen wollte, wie die Kollegen sich verhalten haben.
Aber ist das nicht schlimm? Und da soll noch einer fragen, warum es in Deutschland so wenige Kinder gibt. Was ich auch so schlimm finde, warum sind es immer ausgerechnet die anderen Frauen, die auf ihren Geschlechtsgenossinnen herumhacken und ihnen sagen, sie sollten sich mal nicht so anstellen?!
Wie oft habe ich das als nicht Schwangere schon erfahren: Ein Mann hat mir noch nie gesagt, ich solle nach der Arbeit, gefälligst noch das Treppenhaus putzen. Aber ein Frau. Und das in einem Haus, wo ich nur zu Gast war! (Ehemalige Nachbarin, mein damaliger Lebensgefährte war Mieter dort, aber von ihm hat nie jemand verlangt, dass er das Treppenhaus putzen soll). Ein männlicher Arzt hat mir auch noch nie gesagt, ich solle mich bei einer Untersuchung mal zusammenreißen und nicht so anstellen. Und ein Mann hat auch noch nie von mir verlangt, dass ich (egal wie eingebunden und erfolgreich man im Job ist) gefälligst noch alleine den Haushalt schmeißen soll und jeden Tag frisch kochen (ehemalige „Schwiegermutter“).
Aber ich dachte immer, dass man zumindest in der Schwangerschaft einen gewissen Schutz vor solchen Menschen hat.
Wäre es nicht viel entspannter, wenn Frauen untereinander etwas weniger misstrauisch (die könnte mir meinen Mann wegnehmen) und etwas verständnisvoller wären? Man muss doch nicht den Druck, den sich einige Frauen selbst machen, auf andere Frauen übertragen! Schließlich weiß man doch als Frau am besten, wie andere Frauen sich fühlen. Und Männer halten da erstaunlicherweise oft besser zusammen. Zumindest ist das mein Eindruck, insbesondere nach meinem Erlebnis gestern… Aber was meint ihr dazu? Habt ihr so was auch schon erlebt?
Ich freu mich auf Eure Kommentare und wünsche Euch allen eine schöne Woche,
Antonia