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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Antonia

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

34. Schwangerschaftswoche

Blutwerte und andere Kuriositäten

Wir sammeln erste Erfahrungen mit der Entbindungsklinik und lernen viel beim Geburtsvorbereitungskurs.

Manchmal kommt es anders, als man denkt… heute schreibe ich Euch nämlich aus genau dem Krankenhaus, das ich eigentlich erst in sieben Wochen wieder von innen sehen wollte.

Letzte Woche war ich Mittwoch kurz beim Gynäkologen, um die Bescheinigung über den Entbindungstermin abzuholen, die Stefan für den Elternzeitantrag braucht. Dazu bekam ich dann noch die gewünschten Kopien aller Laborbefunde seit September – die wollten wir schon einmal für die Entbindung bereithalten und natürlich auch selbst abheften können. Auf der Rückfahrt hab ich dann an der ersten roten Ampel schnell einen Blick darauf geworfen. Als Laie erkenne ich einen schlechten Wert auch nur daran, dass erstens die Grenzwerte immer daneben stehen und zweitens zu hohe/tiefe Werte mit einem schwarzen Kästchen markiert sind. Der September (SSW 8) war also super – keine Besonderheiten. Aber ab Oktober gab es erste Kästchen. Bis im Februar dann auf einmal folgende Werte da standen: Thrombozyten von ehemals 225 auf 145 gefallen. HB wieder unter 12 (gut, ist nicht tragisch), Transferrin Sättigung von 29 % auf 7 % gefallen und tata… GPT von 17 (Grenze 35) auf 126 gestiegen.

Die meisten von Euch werden nicht wissen, was einem das sagt. Wusste ich vor ein paar Tagen auch noch nicht. Aber nach einem ersten Schreck-Gespräch mit Stefan zuhause und nach gründlicher Wikipedia-Recherche ahnten wir: Das geht Richtung HELLP-Syndrom! Das ist eine schwere Form der Schwangerschaftsgestose (Gestose benutzt man aber schon nicht mehr als Begriff – verbessert mich bitte, wenn ich hier Mist erzähle). Zusammen mit den Ödemen und meinem schwankenden Blutdruck (erst immer niedrig, jetzt gestiegen auf normale Werte) KANN das ziemliche Probleme machen. Bis hin zum Notkaiserschnitt wegen Lebensgefahr des Kindes und Krampfanfällen der Mutter. Aber das sind dann auch wirklich die schlimmsten Sachen, die da passieren können.

Wir sind also am nächsten Tag wieder zum Arzt gefahren um ihn auf die für uns doch erschreckenden Werte anzusprechen. In der Praxis kam ich dann erst einmal ans CTG – alles super. Dann eröffnete er uns, dass die Plazenta bereits ein bisschen verkalkt sei. An sich ist das gegen Ende der Schwangerschaft normal, da sie nur für eine Lebensdauer von 40 Wochen ausgelegt ist und dann einfach langsam ihre Arbeit wieder einstellt. Aber bei mir sei das ein bisschen zu früh. Dazu kam dann das erste mal der Hinweis, es sei eine Risikoschwangerschaft und ich solle mich darauf einstellen, auch vor der Geburt schon eine Zeit lang in der Klinik zu verbringen und eventuell müsse der Kleine auch eher geholt werden. Bumm – das saß. Der nächste Termin sollte am Dienstag stattfinden – also heute.

Gestern kam dann meine liebe Hebamme zu uns und ich erzählte ihr erst einmal alles. Sie schaute sich meine Werte an und sagte dann nur noch: „Was machst Du noch hier? Du gehörst ins Krankenhaus.“ Ich solle sofort, nicht erst am nächsten Tag, zu meinem Arzt gehen und meine Blutwerte prüfen lassen. Die letzten waren ja nun schon zwei Wochen alt. Das haben wir getan und nun liege ich in einem typischen Krankenhausbett in einem Zimmer ohne Fernseher (gehört wohl nicht zum Konzept).

Hier werde ich jetzt ein paar Tage lang richtig intensiv überwacht, man misst sechsmal am Tag Blutdruck, dreimal bekomme ich ein CTG und dazu gibt es anthroposophische Mittelchen, die meine Werte verbessern sollen. Heileurythmie (keine Ahnung, was das ist) gibt’s auch… und rhythmische Massagen. Hilfe. Aber eben auch eine angeschlossene Kinderklinik und wirklich fähige Ärzte und tolle Hebammen und Schwestern.

Meine aktuellen Blutwerte zeigen eine Verbesserung der Leberwerte – leider aber auch eine Verschlechterung der Thrombozyten auf 110.000. Das wird also weiter beobachtet. Die Verkalkung der Plazenta aber hält sich noch absolut in Grenzen und macht hier keinem Sorgen. Alles in allem ist also nichts wirklich schlimm, die Ärzte hier möchten nur eine plötzliche Verschlechterung rechtzeitig mitbekommen und sich einen genauen Überblick über meinen Zustand verschaffen. Zumindest dem kleinen Turner in mir geht es sehr gut. Seine Herztöne sind super und er bewegt sich so viel, als wolle er mir beweisen, dass es ihm gut geht und ich mir keine Sorgen machen muss. Ich hoffe, dass ich schnell wieder aus dem Krankenhaus raus kann und ich die letzten Wochen vor der Geburt noch ganz entspannt zuhause verbringen kann.

Aber außer, dass uns natürlich gerade ganz besonders mein plötzlicher Krankenhausaufenthalt beschäftigt, haben wir natürlich noch anderes erlebt. Mittwoch letzte Woche sind wir zu Stefans Arbeitsplatz gefahren, um dort die Elternzeit anzukündigen. Ganz brav sieben Wochen vor dem geplanten Beginn, aber nicht mehr als acht Wochen davor - denn da besteht kein Kündigungsschutz und man weiß ja nie… Die Reaktion vom Chef war angeblich (wir haben sie erst heute am Telefon erfahren): „Hab ich mir schon gedacht!“ Na, wie er das wohl meint… So richtig begeistert war da wohl keiner, aber andererseits ist die Elternzeit ja auch kein persönlicher Angriff.

Donnerstag hatten wir dann die erste Stunde unseres Geburtsvorbereitungskurses. Es fing an mit: „Jetzt stellen wir uns mal alle einander vor – aber nicht wie sonst, sondern mal auf eine andere Art. Ich möchte, dass jeder erzählt wie und vor allem warum er so heißt.“ Stefan und ich haben sofort erst uns gegenseitig und dann die Tür angeschaut. Hilfe, wo sind wir hier gelandet. Gleich müssen wir noch unsere Namen tanzen. Aber wider Erwarten war es total lustig, die vielen kleinen Geschichten hinter den Vornamen der anderen sechs Paare zu erfahren. Die sehr nette Hebamme, die den Kurs leitet, hat uns dann erst nach unseren Erwartungen zum Kurs gefragt und dann noch Bilder und Modelle des Beckens und der Gebärmutter mit Baby gezeigt und erklärt. Sie hat anhand des Modells ganz genau erklärt, warum man nicht mehr so viel Luft bekommt und warum der untere Rücken ab und zu weh tut.

Am Ende habe ich sie noch gefragt, was denn nun stimmen würde bei Ödemen: Soll man salzreich oder salzarm essen? Sie sagte sofort, salzreich! Ganz klar. Gestern habe ich auch Kontakt zu den Gestose-Frauen (www.gestose-frauen.de) aufgenommen und meine Situation geschildert. Auch da kam als Empfehlung ganz klar ein „salzreich“. Danke übrigens für diesen wirklich guten Tipp! Ich werde also ab jetzt nicht sparsam mit Salz umgehen. Und auch Reis- und Obsttage gelten als völlig überholt und entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand der Wissenschaft.

Interessant, wie unterschiedlich die Meinungen sich entwickeln können. Von Salz vermeiden hin zu extra salzen. Genau wie beim Thema „Wie soll das Baby im Schlaf liegen?“ Unsere Eltern haben noch gelernt, man solle die Kleinen bloß auf den Bauch legen, damit sie, falls sie brechen müssen, nicht daran ersticken. Nun ist das komplette Gegenteil Stand der Wissenschaft: Die Rückenlage. Um das Risiko des plötzlichen Kindstodes zu verringern. Ich bin ja mal gespannt, wo mir solche völlig gegensätzlichen Ansichten noch begegnen werden. Ich ahne beim Thema Impfen ja ähnliche Kontroversen…

So Ihr Lieben, für heute reicht es an Geschreibsel. Ich bin auch noch ein bisschen verwirrt davon, plötzlich in einem Krankenhaus zu sein und muss mich erst einmal eingewöhnen. Der große Vorteil ist natürlich, dass wir bei der Geburt dann schon alles hier kennen und man andersherum den kleinen Mürpsel und mich hier auch schon gut kennt. Ich tendiere im Moment übrigens zu Spitznamen mit „M“, vielleicht ist das ein Zeichen und der Vorname sollte auch mit „M“ beginnen? Da sind wir nämlich auch noch nicht weitergekommen…

Euch eine hoffentlich etwas weniger aufregende Woche und alles Liebe!

Antonia



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Kommentare von Lesern:

Denny12.03.2012 21:10

Hallo! Ich hatte Dir damals den Tipp mit den Gestosefrauen gegeben und ich bin Heil froh, dass Du jetzt im KH bist. Das hört sich komisch an, aber bei mir war es fast schon zu spät. Meine Tochter wurde bei SSW 33 +4 mit Notkaiserschnitt geholt. Ich hatte das HELLP Syndrom und noch 30.000 Thrombozyten etc. Ich war in Lebensgefahr. Nach 3 Wochen konnte ich unsere Tochter dann mit nach Hause nehmen. Heute ist alles super und ich bin wieder schwanger. Ich wünsche Dir alles Gute!

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Christiane, Dresden08.03.2012 19:58

Hallo Antonia, manchmal ist man eben schneller im Krankenhaus als man denkt. Ich war auch in der 34. Woche zur 24h-Blutdrucküberwachung (zu hoch, aber kein Eiweiß im Urin) im Krankenhaus. Am nächsten Tag wurde beim Kontroll-CTG ein Absacken der herztöne festgestelt - und schwupp, eine halbe Stunde später war mein Sohn bei 33+3 da. Er war dann 2,5 Wochen auf der Frühchenstation, inzwischen ist er schon ein Jahr alt! Gott sei Dank haben Kinder in der SSW nicht so viele Probleme und sind beinahe schon Riesen auf den heutigen Frühchenstationen.
Schone dich, kämpfe um jeden Tag, den das Baby in deinem Bauch bleiben darf - aber verzweifle nicht, wenn sie es doch holen müssen, es wird bestimmt alles gut gehen! Ganz liebe Grüße
Christiane

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Stefanie, Frankfurt07.03.2012 21:02

Oh, nein im Krankenhaus. Halt die Ohren steif. Drücke dir die Daumen, dass du bald wieder raus darfst.

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Pat, Köln07.03.2012 13:09

Es tut mir leid zu hören , das du im Krankenhaus bist. Ich hoffe du kannst noch deine Wunschgeburt bekommen. Alles Gute und bleibe kritisch dem Rat der Ärtze gegenüber.

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Yvonne, Berlin07.03.2012 11:38

Na, über das fernsehfreie Zimmer wirst du dich noch freuen, wenn dein Baby erst mal da ist! Denn das kommt ja aus ziemlicher Ruhe in unsere trubelige Welt und dann noch Fernsehberieselung? Alles Gute dir und deinem Kleinen!

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In diesem Beitrag geht's um:

Krankenhaus, Thrombozyten, Geburtsvorbereitungskurs